Eine besorgniserregende Situation hat sich in Tettnang, Deutschland, abgespielt, als eine 37-jährige Frau wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt wurde. Im Juli 2023 fügte die Mutter ihrer erst siebenjährigen Tochter Hämatome und Striemen zu, indem sie sie mit einem Lederriemen ihrer Handtasche schlug. Dies geschah, nachdem die Familie aus der Ukraine geflohen war und in einer Flüchtlingsunterkunft im Bodenseekreis untergebracht wurde.
Die Staatsanwaltschaft berichtet von extremen Belastungen, unter denen die Mutter stand. Sie schilderte, dass das Leben in dem überfüllten Sechsbettzimmer der Unterkunft für sie und ihre Tochter sehr schwierig gewesen sei. Der ständige Lärm und die beengten Verhältnisse hätten sie psychisch stark belastet, was schließlich zu der schrecklichen Tat führte.
Unerwartete Stressfaktoren
Besonders gravierend war die Situation, als die Mutter kurz vor dem Vorfall erfuhr, dass ihr Ehemann im Ukrainekrieg verletzt wurde. Diese akute Stresssituation führte dazu, dass sie unerwartet Bier trank, was nicht zu ihrem gewohnten Verhalten gehörte. Ein Streit zwischen der Tochter und anderen Kindern sowie die Weigerung, ihre Hausaufgaben zu machen, führten letztlich zu dem schrecklichen Vorfall, bei dem die Mutter handgreiflich wurde.
Im Rahmen der Gerichtsverhandlung gab die Angeklagte zu, dass sie sich sehr für ihr Verhalten schäme und betonte, dass sie eine gewaltfreie Erziehung anstrebe. Die Dolmetscherin übersetzte ihre Worte vor Gericht: „Sie schämt sich und sagt, dass sich so etwas nie wieder wiederholen wird.“
Kulturelle Unterschiede und Erziehung
Weil es in der Ukraine kein Gesetz gibt, das körperliche Züchtigung verbietet, verwies die Angeklagte auf ihre eigene Erziehung, die von körperlicher Disziplin geprägt war. Sie hatte ihrer Tochter zwar hin und wieder „einen Klaps auf den Po“ gegeben, aber nie in solch einer heftigen Form. Diese Unterschiede in der Erziehungskultur wurden im Prozess thematisiert und führten zu einem tieferen Verständnis der Angeklagten, selbst wenn dies ihr Verhalten nicht entschuldigen kann.
Die Aussage einer Familienhelferin vor Gericht besagte, dass das mittlerweile achtjährige Mädchen nach dem Vorfall nicht leide und sogar bereits Wochenenden mit ihrer Mutter verbringt. Die Mutter gab an, dass sie auf Alkohol verzichte und sich in psychologischer Behandlung befinde, was zeigt, dass sie aus ihrer schlimmen Erfahrung lernen möchte.
Der Richter, Christian Pfuhl, erkannte die extremen Stressfaktoren an, unter denen die Frau stand. Er führte aus, dass solche Situationen in stressigen Momenten zu unüberlegten Handlungen führen können, betonte jedoch die Notwendigkeit einer gewaltfreien Erziehung. Die Mutter wurde zu einer Geldstrafe von insgesamt 1500 Euro verurteilt, was 150 Tagessätzen von je 10 Euro entspricht.
In den letzten Monaten wurde viel über die Herausforderungen gesprochen, mit denen geflüchtete Familien konfrontiert sind. Diese Ereignisse zeigen, wie stressige Lebensumstände zu tragischen Entscheidungen führen können. Wer mehr über diese Situation erfahren möchte, dem sei ein tieferer Einblick in die Thematik auf www.schwaebische.de empfohlen.