Schwerin

Männer in Unterwäsche: Don Giovanni bringt das Publikum zum Verlassen!

Operndirektorin Judith Lebiez setzt in Schwerin auf ein feministisches Regiekonzept, doch die unkonventionelle Inszenierung von Mozarts „Don Giovanni“ unter Regisseurin Franziska Kronfoth führt zu einem Desaster: Verwirrte Handlung, leere Sitze und gescheiterte musikalische Harmonie lassen die Premiere zur chaotischen Pleite werden – ein klarer Fall von „Augen zu und der Musik lauschen“!

Am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin fiel der Startschuss für die neue Spielzeit mit einer bemerkenswerten Inszenierung von Mozarts „Don Giovanni“. Operndirektorin Judith Lebiez hat dabei ausschließlich Regisseurinnen für die Neuproduktionen engagiert, was für Diskussionen sorgt, da solche Entscheidungen oft als Rückschritt in eine Zeit angesehen werden, in der nicht nur die künstlerische Qualität entscheidend war. Während die Absicht, frische Perspektiven auf bekannte Werke zu gewinnen, nachvollziehbar ist, stellt sich die Frage, inwieweit dies gelungen ist.

Die Regie von Franziska Kronfoth, die das Werk mit ihrem Berliner Kollektiv „Hauen und Stechen“ auf die Bühne brachte, führte bereits zur ersten Pause zu einem spärlichen Publikum. Die Inszenierung scheint das Werk nicht nur zu missachten, sondern auch die Zuschauer vorzeitig zu verlieren. Bei einem Klassiker wie diesem ist dies ein beachtlicher Mangel an Anziehungskraft.

Eine missratene Moderation des Klassikers

Die Regisseurin schuf eine eindimensionale Sichtweise auf einen Charakter und das Beziehungsgeflecht, das im Herzen des Werkes liegt. Der Versuch, „Don Giovanni“ als Roadmovie zu inszenieren, wirkt wenig überzeugend und überfrachtet. Es wird ein Film gezeigt, der die Reise des Don Giovanni und seines Dieners Leporello in einem Sportwagen thematisiert. Zunächst amüsant, verlor diese Komponente aber schnell ihren Reiz und führte dazu, dass die Beziehungen zwischen dem Protagonisten und den Frauen in den Hintergrund gedrängt wurden.

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Kronfoths Konzept zeigt sich auch in der visuellen Gestaltung. Anstatt die zentrale Tiefe und die Herausforderungen wie Tod und Hölle zu erfassen, wurde die Inszenierung durch einen konventionellen Bühnenaufbau zerstört, der die intensive musikalische Struktur Mozarts beeinträchtigen könnte.

Trotz der Abstraktionen bleibt eine Darbietung, die nur selten die inhaltlichen Dimensionen erhellt, die mit der Musik und der Handlung verknüpft sind. Der Schluss, in dem Leporello mit gewaltigen Flügeln in den Schnürboden entschwindet, wirft Fragen auf, die während der gesamten Darbietung unbeantwortet bleiben.

Die musikalische Darbietung glänzt

Die musikalische Leitung von Catherine Larsen-Maguire sticht positiv hervor. Mit ihrem feinen Verständnis für musikalische Schattierungen bietet sie einen Ausgleich zur visuellen Verwirrung auf der Bühne. Zwar leidet die Darbietung unter der Regieführung, doch trägt Larsen-Maguire entscheidend dazu bei, Mozarts komplexe Klangsprache zur Geltung zu bringen. Ihre Fähigkeit, Klanggestalten hervorzuheben und die Vielfalt der Artikulationen zu vermitteln, war ein Lichtblick.

Besonders hervorzuheben sind die Frauenfiguren in dieser Inszenierung. Nina Sveistrup Clausens als Donna Anna überzeugt mit lyrischer Klarheit, während die stimmstarke Anna Cavaliero als Zerlina eine gelungene Kontrastfigur bietet. Auch Cornelia Zink als Donna Elvira trägt mit ihrer Performance maßgeblich zur Dynamik der Inszenierung bei und wirkt kraftvoll und präsent.

Fragwürdige Entscheidungen bei der Hauptrolle

Der Verführer Don Giovanni, darstellt von Martin Gerke, überzeugt stimmlich, wenngleich die Entscheidung, ihn nackt auftreten zu lassen, für einige auf Unverständnis stößt. Diese künstlerische Freiheit, die nicht in jedem Fall gut ankommt, sorgt für Diskussionen über Sinn und Zweck solcher Darstellungen in einem Werk, das ohnehin schon reich an Interpretationsspielräumen ist.

Angesichts der gemischten Reaktionen auf die Premiere und die ersten Aufführungen am 21.9., 16.10., 5.+24.11., und 6.12., stellt sich die Frage, wie das Publikum weiterhin auf diese Inszenierung reagieren wird. Das Interesse der Zuschauer könnte durch die künstlerischen Entscheidungen stark beeinflusst werden, die in den kommenden Wochen auf die Probe gestellt werden.

Für die kommenden Aufführungen sind Tickets zwischen 11,30 und 61,50 Euro erhältlich. Publikum und Kritiker hoffen darauf, dass die Darbietung auf gewisse Weise Gestalt annimmt und die Intentionen der Inszenierung klarer werden.

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