In Neubrandenburg bleibt es beim bundesweiten Alarmtag still – keine Sirenen ertönen, um die Bevölkerung zu warnen. Stattdessen informieren Fernseher, Radios, Stadtwerbetafeln und Warn-Apps die Bürger um 11 Uhr. Die Stadt hat keine festen Sirenen mehr, was einem 81-jährigen Veteranen, der 45 Jahre lang in der Armee diente, große Sorgen bereitet.
Der ehemalige Soldat, der anonym bleiben möchte, kritisiert die mangelhafte Sicherheitslage in der Stadt: „Die Einwohner sollten bei einer Katastrophe adäquat gewarnt werden können.“ Ein Sprecher der Stadt erläutert, dass Neubrandenburg zwar nicht über stationäre Sirenen verfüge, jedoch zwei mobile Warnsysteme existieren, die ausfahrbar sind und im Umkreis von 500 Metern warnen können.
Ein Sicherheitskonzept mit Schwächen
Laut dem Veteranen gibt es im System Schwächen: „Gerade in einem Katastrophenfall kann der Verkehr zusammenbrechen, und dann helfen mobile Sirenen nur bedingt.“ Die Stadt weist darauf hin, dass die mobilen Sirenen speziell für punktuelle Warnungen entworfen wurden und nicht als flächendeckende Lösung dienen. Der Veteran bleibt skeptisch, da diese beim Warntag 2023 nicht in Betrieb genommen wurden.
Der Grund für die stummen Sirenen zur Warnzeit war laut Berufsfeuerwehr das Fehlen von Personal, das für den Betrieb der Systeme sorgte. Damit sollte sichergestellt werden, dass die Einsatzkräfte nicht überlastet werden und der Normalbetrieb nicht gefährdet wird. Die Stadt betont jedoch, dass im Notfall auf zusätzliche Ressourcen zurückgegriffen werden kann.
In der Vergangenheit verfügte die Stadt über Warnsirenen, die nach der Wiedervereinigung in das Eigentum des Bundes übergingen und schließlich an eine private Firma verkauft wurden. Anstatt Sirenen zu mieten, alarmiert die Feuerwehr die Einsatzkräfte mittlerweile mit Funkmeldeempfängern.
Alternative Warnsysteme und Herausforderungen
Die Bevölkerung in Neubrandenburg ist nun auf mobile Systeme, Smartphones, Fernseher und Radios angewiesen, damit im Ernstfall Warnungen erfolgen. Das Modulare Warnsystem (MoWaS) sorgt dafür, dass Warnmeldungen über verschiedene Kanäle verbreitet werden, inklusive Stadtwerbetafeln, die als Warnhinweise fungieren können.
Der Veteran weist darauf hin, dass viele Bürger aus der ehemaligen DDR möglicherweise kein Smartphone besitzen: „Es wäre hilfreich, wenn Informationen über Warnsignale im Stadtanzeiger veröffentlicht werden. Das erreicht wirklich jedes Zuhause.“ Seine Bedenken zeigen, dass sich das Bewusstsein für Sicherheitsfragen in der Bevölkerung verändern könnte, insbesondere vor dem Hintergrund gestiegener geopolitischer Spannungen in Europa.
Im Vergleich dazu geht Greifswald einen anderen Weg. Dort wird ein flächendeckendes Netzwerk von elf Sirenen entwickelt, das im Katastrophenfall die Bürger näher warnen soll. Diese sollen beim nächsten bundesweiten Warntag getestet werden und könnten möglicherweise für Neubrandenburg als Vorbild dienen. Während die Stadtvertretung in Neubrandenburg bereits Diskussionen führt, wie man die Warnsysteme für die Bürger verbessern kann, bleibt abzuwarten, welche konkreten Maßnahmen ergriffen werden.