Die Uniklinik Greifswald spielt eine maßgebliche Rolle in der Notfallmedizin in Ostfriesland und hat es geschafft, zahlreiche Menschenleben zu retten. Bei den Auricher Wissenschaftstagen wird der Klinikdirektor für Anästhesie, Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin, Prof. Dr. Klaus Hahnenkamp, am 24. September um 19 Uhr im Güterschuppen in Aurich einen Vortrag zum Thema „Sepsis – ein Notfall“ halten. Prof. Hahnenkamp, der gebürtig aus Aurich stammt, hat eine interessante Reise hinter sich, die ihn von den Schülerjahren in Ostfriesland zur Leitung einer führenden Klinik geführt hat.
Mit Blick auf seine eigene Schullaufbahn erzählt Hahnenkamp, dass er in der elften bis zwölften Klasse entschied, Medizin zu studieren. Obwohl er kein ausgeprägter Naturwissenschaftler war und seine Stärken in Fächern wie Englisch und Geschichte lagen, verspürte er den Wunsch, Menschen zu helfen. Diesen Wunsch festigte er während seines Zivildienstes, als er als Rettungssanitäter tätig war, was für ihn und seine Familie eine entscheidende Phase darstellte.
Notfallmedizin als Lebensaufgabe
Ein weiterer wichtiger Aspekt seiner Arbeit ist die Laien-Reanimation, die in seiner Klinik als eine der Säulen gilt. Hahnenkamp erklärt, dass 70 Prozent der Herz-Kreislauf-Stillstände zu Hause oder in der Öffentlichkeit geschehen. Oft versuchen Menschen in solchen Situationen zu helfen, vergessen dabei jedoch, wie wichtig eine Herzdruckmassage ist. Im Rahmen des Projekts „Land/Rettung“ hat das Team von Hahnenkamp in der Vergangenheit bis zu 1000 Personen täglich geschult. Unter den Teilnehmern war sogar die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, was die Reichweite und Bedeutung dieses Projekts unterstreicht. Diese Schulungen haben dazu beigetragen, die Laien-Reanimation in Deutschland voranzubringen, wo das Land mittlerweile auf Platz drei in Europa steht.
Ein zentraler Punkt in Hahnenkamps Vortrag wird die Sepsis sein, eine „Blutvergiftung“, die oft nicht als Notfall erkannt wird. Laut Hahnenkamp geschieht dies aufgrund unspezifischer Symptome wie Herzrasen, Fieber und Atemnot. Diese Symptome können von einfachen Wunden oder sogar von einem Mückenstich ausgelöst werden. Der Körper reagiert oft über, was zu gefährlichen Situationen führen kann. Um dem entgegenzuwirken, führt die Klinik regelmäßige Aufklärungsgespräche durch, um sowohl Laien als auch Fachleuten die Dringlichkeit des Themas bewusst zu machen.
Die Gegebenheiten in der Region Ostfriesland, die stark ländlich geprägt ist, erfordert eine fortschrittliche Notfallversorgung. Hahnenkamp hebt hervor, dass Greifswald innovative Ansätze verfolgt, um die Notfallversorgung zu verbessern, darunter eine Smartphone-basierte Ersthelfer-Alarmierung. Wenn ein Notruf eingeht, können registrierte Helfer alarmiert werden, die schneller vor Ort sind als die Rettungswagen. Darüber hinaus wird in der Region ein Tele-Notarzt-Dienst angeboten, der über Bild und Ton mit den Sanitätern kommuniziert. So können in kritischen Situationen schon Medikamente verabreicht werden, bevor der Notarzt eintrifft. Diese Dienstleistungen haben ihr Vorbild in Greifswald, wo man die zweite Klinik in Deutschland war, die dies implementierte.
Ein weiteres Thema von Hahnenkamps Interesse ist die geplante Zentralklinik in Georgsheil. Diese könnte eine strategische Bereicherung für die Gesundheitsversorgung in Ostfriesland darstellen, da sie zentrale geografische Kontakte zwischen Aurich, Norden und Emden bietet. Hahnenkamp befand die Idee für gut, da gegenwärtig viele Menschen lange Wege in Kauf nehmen müssen, um medizinische Versorgung zu erhalten. Es ist ihm jedoch wichtig zu betonen, dass der Bau eines neuen Gebäudes nicht ausreichend sei. Eine ganzheitliche Neubewertung der gesamten Abläufe sei notwendig, damit der Schritt auch langfristig positive Auswirkungen hat.
Hahnenkamps Engagement sowohl im Bereich der Notfallmedizin als auch in der Weiterbildung neue Ärzte zeigt sich deutlich in seinem Bestreben, die Ausbildung zu fördern. Die Uniklinik Greifswald hat sich einen Ruf erarbeitet, erstklassige Bedingungen für Mediziner zu bieten und somit die Attraktivität des Standorts zu erhöhen.