Der Tag des offenen Denkmals ist nicht nur ein fester Termin im Kalender der Kulturliebhaber, sondern auch das größte Kulturevent Deutschlands. Jedes Jahr am zweiten Sonntag im September strömen Besucher in ganz Deutschland zu über 5000 geöffneten Denkmälern. Dabei offenbaren sich oft verborgene historische Schätze, von geheimnisvollen Burgen und schnörkeligen Fachwerkhäusern bis hin zu majestätischen Kirchen. Ein solcher Ort ist das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf Norderney, das in diesem Jahr ein ganz besonders feierliches Ereignis erlebt.
Das majestätische Denkmal, das am 2. September 1899 eingeweiht wurde, feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen. Gelegen zwischen Bismarckstraße, Friedrichstraße, Herrenpfad und Knyphausenstraße, ist der 13 Meter hohe Obelisk aus massivem Stein ein beeindruckendes Bauwerk. Während zahlreiche Denkmäler für ihre Geschichte und Architektur geschätzt werden, fehlt einigen Besuchern möglicherweise das Wissen um die Ursprünge des Namens „Klamottendenkmal“. Dieses eher umgangssprachliche Wort hat seine Grundlage in der historischen Bezeichnung für große Steine und erinnert an eine Zeit, in der die Bedeutung des Begriffs anders gedeutet wurde.
Die Bedeutung des Denkmals
Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist nicht nur ein Kunstwerk der Steinverarbeitung, sondern auch ein Symbol für die Reichseinigung von 1871 und das Andenken an Kaiser Wilhelm I. Geschaffen aus Steinen von 75 Städten, zeugen die einzelnen Elemente von der Historie des Deutschen Reichs. Die wichtigsten Steine, die gespendet wurden, tragen die Namen der jeweiligen Städte eingraviert und besitzen oftmals eine tiefere, symbolische Bedeutung, wie etwa die Steine aus den Krönungsorten Aachen und Frankfurt am Main oder der Stein aus der Kölner Stadtmauer, der an historisch bedeutende Schlachten erinnert. Besonders hervorstechen die schweren Steine, die bis zu sechs Tonnen wiegen – ein gewaltiges Zeugnis der Architektur und des Handwerks jener Zeit.
Die Grundidee für den Obelisken stammt von Paul Wallot, einem Architekten, der unter anderem auch das Reichshaus in Berlin entwarf. Ursprünglich krönte ein prächtiger preußischer Reichsadler das Denkmal. Auch die Bronzebüste von Wilhelm I war ein Ausdruck der Wertschätzung des Kaisers, bis sie 1917 während des Ersten Weltkriegs eingeschmolzen wurde. Heute erstrahlt an ihrer Stelle eine Nachbildung einer Möwe, die als Symbol für die Nordsee dient und den Wandel, den das Denkmal im Laufe der Jahre erlebt hat, verkörpert.
Denkmalschutz auf Norderney
Das Klamottendenkmal ist eines von insgesamt 139 geschützten Baudenkmälern auf Norderney. Auf dieser Liste, die von der niedersächsischen Denkmalschutzbehörde erstellt wurde, finden sich auch andere bekannte Bauwerke wie das Kap, der Leuchtturm und das Kurtheater. Norderney war tatsächlich der erste Ort in Ostfriesland, an dem eine systematische Erfassung denkmalwürdiger Bauten begann. Diese wichtige Initiative fand ihren Ursprung 1983, und die anschließende Erhaltungssatzung wurde 1985 vom Rat der Stadt verabschiedet.
Die Denkmäler auf Norderney zeugen nicht nur von der architektonischen Vielfalt der Insel, sondern auch von der Verantwortung der Eigentümer, diese Kultur- und Geschichtsgüter zu bewahren. In der Regel sind Abrisse nur in Ausnahmefällen erlaubt, wenn die Erhaltung wirtschaftlich untragbar erscheint oder eine Sanierung nicht zumutbar ist. 1987 trat die erste Liste Norderneyer Kulturdenkmale in Kraft, die das kulturelle Erbe der Insel schützt. Damit verbunden ist auch die Möglichkeit für die Öffentlichkeit, am Tag des offenen Denkmals tiefer in die Geschichte und Bedeutung der einzelnen Gebäude einzutauchen.
Das Jubiläum des Kaiser-Wilhelm-Denkmals erinnert nicht nur an eine historische Figur, sondern auch an die kulturellen Wurzeln und das Erbe einer gesamten Nation. Es lädt ein zu einem Besuch und einer Auseinandersetzung mit der Geschichte und Geschichte der Architektur, die für Norderney und Deutschland von großer Bedeutung ist.
– NAG