Die Stadt Wiesbaden hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt, die nun möglicherweise in Frage gestellt werden. Ursprünglich plante die Stadt, bis 2035 klimaneutral zu werden und die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 65 Prozent zu reduzieren. Doch aktuelle Studien zeigen, dass diese Vorgaben nicht erreichbar sind. Die Bürgermeisterin Christiane Hinninger (Grüne) gab bekannt, dass realistischerweise erst bis 2045 mit einer Erreichung der Klimaneutralität zu rechnen sei.
Wie wichtig es ist, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, zeigt die Einschätzung von Experten: Alleine die Kosten für den Umbau der Infrastruktur könnten bis 2045 mehr als 10 Milliarden Euro betragen, wobei ein Großteil dieser Belastung auf die Privathaushalte entfällt. Dies ist nicht nur eine Frage der finanziellen Mittel, sondern auch des rechtlichen Rahmens. Die geltenden Europa- und Bundesgesetze haben die Frist auf das Jahr 2045 setzten, wodurch Fördermittel für Kommunen streng an diese Vorgabe gebunden sind.
Aktuelle Herausforderungen
Wiesbaden kämpft nicht nur mit finanziellen Hürden, sondern auch mit der Frage der praktischen Umsetzung ihrer Klimaziele. Klaus Friedrich, Leiter des städtischen Umweltamts, machte darauf aufmerksam, dass der Ausstoß an Treibhausgasen in Wiesbaden noch zu hoch ist. Im Jahr 1990 lag der Ausstoß bei 3,3 Millionen Tonnen, 2020 waren es noch 2,6 Millionen Tonnen. „Der bisherige Trend muss massiv gebrochen werden“, fordert er.
Die städtischen Verantwortlichen haben bereits einige Maßnahmen ergriffen. Dazu zählen der Ausbau der Fernwärmeversorgung und die Elektrifizierung des Nahverkehrs. Ein integriertes Klimaschutzkonzept von 2015 bildet die Grundlage für zahlreiche technische sowie wirtschaftliche Strategien zur Verringerung des CO2-Ausstoßes. Das aktuelle Gutachten verfolgt dieses Konzept weiter und bietet neue Potenzialanalysen sowie Szenarien für Bereiche wie Strom und Verkehr an.
Immer wieder wird betont, dass der Wärmesektor eine zentrale Rolle bei den Klimazielen spielt. Wiesbaden ist verpflichtet, bis 2026 eine kommunale Wärmeplanung zu entwickeln, die im Rahmen der geltenden Gesetze gefordert wird. Dies bedeutet konkret, dass in der Innenstadt vorrangig Fernwärme zur Anwendung kommen soll, während in anderen Stadtteilen Wärmepumpen oder hybride Lösungen eingesetzt werden könnten. Die Stadt hat bereits damit begonnen, diese Planungen zeitlich und räumlich zu konkretisieren.
Die finanziellen Aspekte sind nicht zu vernachlässigen. Das aktualisierte Gutachten beziffert die erforderlichen Investitionen bis 2045 auf etwa 10,5 Milliarden Euro. Dabei kommen über 7 Milliarden Euro auf die privaten Haushalte. In Anbetracht der durch den Klimawandel bereits verursachten Schäden sei dieser Betrag im Vergleich jedoch eher klein. Friedrich merkt an, dass die Kosten für die Behebung von Umweltschäden, wie etwa die Überschwemmungen im Ahrtal, die schon mit 40,5 Milliarden Euro kalkuliert wurden, weit über den Investitionen für die Klimaziele liegen. Wenn gar nichts unternommen wird, könnte es letztlich teurer werden.
Für die Bürgerinnen und Bürger Wiesbadens ist die Situation angespannt. Die Unsicherheit über die kommenden Schritte zur Erreichung der Klimaziele wirft Fragen auf. Wie schnell werden Veränderungen erkennbar? Und was bedeutet das konkret für die eigene Wohnsituation und die finanziellen Belastungen? Die Stadtverwaltung steht vor der Herausforderung, die Bevölkerung transparent in den Entscheidungsprozess einzubeziehen und gleichzeitig die notwendigen Schritte zur Minderung des CO2-Ausstoßes und zur Erreichung von Klimazielen voranzutreiben.
Die Zeit drängt, und Wiesbaden muss dringend handeln, um die Klimaziele wenigstens bis 2045 zu erreichen. Der Druck auf die Stadtverwaltung und die Bürger wächst, während die Diskussion über den besten Weg zur Klimaneutralität weitergeht. „Nichts zu machen, wird letztlich teurer“, wird Friedrich zitiert und erinnert daran, wie wichtig es ist, jetzt Maßnahmen zu ergreifen, um die zukünftige Lebensqualität in der Stadt zu sichern.
Für eine detaillierte Betrachtung des Falls, siehe den Bericht auf www.fr.de.