Wetteraukreis

Regenreiche Erntezeit: Herausforderungen und Chancen für Wetterauer Landwirte

In der Wetterau haben Landwirte in diesem Jahr mit einem interessanten, aber herausfordernden Wetterumschwung zu kämpfen. Während 2024 mehr Regen als in den Dürresommern zuvor gebracht hat, hat dies unterschiedliche Auswirkungen auf verschiedene Kulturpflanzen und stellt die Bauern vor neue Herausforderungen.

Der Biobauer Götz Wollinsky vom Pappelhof in Beienheim schildert, dass Möhren regenreiche Perioden lieben. Er erwartet eine gute Ernte. Doch während einige Pflanzen von den Wetterbedingungen profitieren, hat es besonders der Winterweizen schwer. Andrea Rahn-Farr, die Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Wetterau und Frankfurt, erklärt, dass der dringend benötigte Regen zwar die Grundwasserspeicher füllte, aber auch zu Problemen führte. Der Boden war oft viel zu nass, sodass die Wurzeln des Winterweizens nicht genügend Sauerstoff aufnehmen konnten.

Herausforderungen durch neue Verordnungen

Die Ernte des Winterweizens leidet zudem unter einer neuen EU-Düngeverordnung. Diese Vorschriften, die in Kraft traten, als die Wetterau als „nitratsensibles Gebiet“ deklariert wurde, führen zu einem Mangel an Nährstoffen im Boden, was die Qualität des Weizens mindert und zu Ernteeinbußen führt. Rahn-Farr nennt die neuen Regelungen „ungerecht“ und erklärt, dass der Regionalbauernverband gegen das Land Hessen klagt. Die Landwirte sind besorgt über die Auswirkung dieser Vorschriften auf ihre Ernten und die Rentabilität ihrer Betriebe.

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Obwohl der Preisdruck durch Importe aus Osteuropa auf dem Markt spürbar ist, merken die Verbraucher kaum etwas davon. Laut Rahn-Farr macht der Weizenanteil bei einem Brötchen für 40 Cent lediglich zwei Cent aus. Die Haupttriebfeder für die Kosten sind die Energie- und Arbeitskosten.

Die bürokratischen Hürden, die mit den neuen Verordnungen einhergehen, machen den Alltag der Landwirte nicht einfacher. Wollinsky betont, dass Deutschland seit Jahrzehnten mit Nitratproblemen im Grundwasser konfrontiert ist. Er kritisiert, dass keine nachhaltigen Lösungen umgesetzt wurden, bis die EU eindringliche Vorgaben machte, was zu einer Flut von Bürokratie führt.

Während Winterweizen Schwierigkeiten hat, sind die Aussichten für andere Pflanzen besser. Karl Wilhelm Kliem vom Margarethenhof in Karben-Kloppenheim berichtet, dass die Ernte von Kartoffeln, Zuckerrüben und Körnermais voraussichtlich erfreulicher ausfallen wird. Die bisherige Feuchtigkeit hat diesen Kulturen gutgetan, jedoch sind auch hier Pilzkrankheiten ein Problem, da sie durch die hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt werden.

Wetterbedingungen und ihre Auswirkungen

Ein anderes Problem wird von Kliem angesprochen: Das hohe Aufkommen von Ringeltauben auf den Sonnenblumenfeldern. Diese Vögel können große Schäden anrichten, indem sie die reifen Blüten anpickern. Im letzten Jahr führte dies zu einem Verlust von 50 Prozent der Ernte. Die Landwirte müssen ständig neue Strategien entwickeln, um sich den wechselnden Wetterbedingungen und dem Wildtierdruck anzupassen.

Trotz dieser Herausforderungen klingt eine gewisse Zuversicht an. Der Biobauer Wollinsky stellt fest, dass trotz der Schwierigkeiten des letzten Jahres die diesjährige Wetterlage deutlich besser war. Er zieht ein positives Fazit und sagt: „Man kann nicht alles haben. Entweder viel Sonne und gute Getreideerträge oder viel Regen und Nutzen bei den anderen Sorten.“

Die Landwirtschaft erkennt zunehmend die Notwendigkeit, sich an die sich verändernden klimatischen Bedingungen anzupassen. Im Erntebericht 2024 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wird betont, dass die Zukunft der Landwirtschaft in der Anpassung an das Klima liegt, einschließlich der Forschung zu angepassten Kulturpflanzen und optimierten Fruchtfolgen. Der ökologische Landbau und nationale Wasserstrategien sollen die Betriebe unterstützen, um widerstandsfähiger gegen die Herausforderungen des Klimawandels zu werden.

– NAG

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