Die Landwirtschaft im Wetteraukreis steht momentan vor großen Herausforderungen, wie die Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Wetterau/Frankfurt, Andrea Rahn-Farr, berichtet. Auf ihrem Hof in Rinderbügen leben 400 Milchkühe und sie hat einen klaren Überblick über die schwierige Situation der Landwirte in der Region. Die jüngsten Proteste der Bauern haben nicht die gewünschten Veränderungen gebracht, was die Stimmung im Sektor zusätzlich trübt.
In der aktuellen Erntesaison sind die Erträge in Hessen um etwa 15 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt gefallen, und das vor allem aufgrund der wechselhaften Wetterbedingungen. „Wir hatten viel Regen, der die Grundwasservorräte gefüllt hat, was grundsätzlich positiv ist“, erklärt Rahn-Farr. „Allerdings hat der Nässe auch das Wintergetreide geschadet, was sich in kleineren und weniger zahlreichen Körnern bemerkbar macht.“
Ein herausforderndes Jahr für die Ernte
Die Landwirte waren in den vergangenen Jahren sowohl von Trockenheit als auch von lange anhaltenden Regenphasen betroffen. Rahn-Farr betont, dass ein gesunder Wechsel zwischen Sonne und Regen wichtig für die Landwirtschaft sei. „Seit 2018 erleben wir extreme Wetterereignisse, die den Landwirten stark zusetzen“, stellt sie fest.
Obwohl die Sommerfrüchte, wie Zuckerrüben und Mais, von den Regenfällen profitierten und gute Erträge versprechen, bleibt die Getreideernte ein zentrales Thema für die Region. Mit der schlechten Getreideernte werden auch die Niere geworfen. „Niedrige Erträge könnten normalerweise zu steigenden Preisen führen, doch der Preisverfall durch günstige Importe aus der Ukraine trifft uns hart. Gleichzeitig steigen die Preise für Betriebsmittel“, schildert Rahn-Farr. Dies bringt zusätzliche Belastungen für die Landwirte mit sich.
Die Afrikanische Schweinepest hat ebenfalls die Region beschäftigt. Trotz gewisser Entwarnungen bleibt die Lage angespannt. „Die Gefahr ist nicht vollständig gebannt“, sagt Rahn-Farr. Die Schweinehalter in der Region, von denen es nur noch wenige gibt, sind in ständiger Alarmbereitschaft. Die effektiven Vorkehrungen der Behörden und eine enge Zusammenarbeit zwischen Bauern und Jägern geben jedoch Hoffnung auf Besserung.
Die Folgen der Proteste
Im Frühjahr 2024 machten Landwirte mit groß angelegten Protesten auf ihre Situation aufmerksam, die jedoch nur bedingt Wirkung zeigten. „Die Steuervergünstigungen für Agrardiesel wurden dennoch abgeschafft und die Bürokratie hat sich nicht verringert“, klagt Rahn-Farr. Es gab jedoch auch einige Erfolge, wie die Ablehnung einer Verordnung zur Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln seitens des EU-Parlaments, die massive Einschränkungen für die Landwirtschaft zur Folge gehabt hätte. Diese situationelle Unsicherheit erschwert allerdings die Planung für Investitionen.
Die Stimmung unter den Landwirten ist gedämpft. Viele haben viel Zeit in die Proteste investiert und sind enttäuscht über die fehlenden Verbesserungen. „Investitionen in die Höfe werden zurückgehalten, da viele Ängste vor neuen Regelungen bestehen. Langfristig könnte das dazu führen, dass Betriebe schließen müssen“, warnt Rahn-Farr.
Um den Dialog mit der Gesellschaft zu stärken, möchte der Regionalbauernverband die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren. „Wir planen Veranstaltungen und Informationsmaßnahmen, um den Menschen zu zeigen, wie Landwirtschaft funktioniert“, verdeutlicht sie die Bemühungen des Verbands. Diese Initiativen könnten helfen, das Verständnis für die Herausforderungen der Landwirte zu fördern.
Auf die Frage nach möglichen weiteren Protesten in der Zukunft bleibt Rahn-Farr offen: „Wir schließen nichts aus. Es ist jedoch wichtig, bei neuen Initiativen klare Ziele zu setzen.“ In den kommenden Monaten werden weitere Veranstaltungen geplant, um die Bedürfnisse der Bauern zu besprechen und Lösungen zu entwickeln, die den aktuellen Herausforderungen begegnen können. Diese müssen sowohl fachlich als auch wirtschaftlich tragbar sein.
Für weitere Informationen zum Thema Landwirtschaft im Wetteraukreis und zur aktuellen Situation unter den Landwirten sind Details auf der Webseite von www.fnp.de verfügbar.