In Bleichenbach stehen die Zeichen auf Wandel: Die Bürger setzen sich für die Entwicklung eines Nahwärmenetzes ein, das auf erneuerbaren Energien basiert. Bis zum 15. September haben Hauseigentümer die Möglichkeit, eine verbindliche Erklärung zur Teilnahme abzugeben. Dies ist besonders wichtig, da die Realisierung des Projekts von der Anzahl der Beteiligungen abhängt.
Die Idee, zentral Wärme zu erzeugen und sie an die Häuser zu verteilen, hat bereits im Jahr 2022 eine positive Resonanz bei den Bleichenbachern gefunden. 268 von etwa 460 Eigentümern meldeten Interesse an einem Anschluss. Das Projekt Dorfwärme befindet sich nun in einer entscheidenden Phase, in der das finale Konzept zur Umsetzung ausgewählt wurde und die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie ausgewertet werden.
Innovative Energiekonzepte für die Zukunft
Die Entscheidung, welche Energiequellen für das Nahwärmenetz genutzt werden sollen, ist bahnbrechend. Statt auf nachwachsende Rohstoffe wie Holzhackschnitzel zurückzugreifen, wird fast die gesamte Wärme aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen. Geothermie, Solarthermie, Photovoltaik und Luftwasserwärmepumpen bilden den vorgesehenen Energiemix. Für Notfälle wird zudem ein Flüssiggaskessel eingeplant, was eine flexible Absicherung bei Ressourcenengpässen darstellt.
Das Projekt hat sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile. Björn Pfeiffer, einer der Initiatoren der Interessengemeinschaft Dorfwärme, erklärt, dass Verbraucher in der letzten Zeit steigende Wärmepreise bemerkt haben. Der gewählte Energiemix sorgt dafür, dass die Bewohner von Bleichenbach weniger unter den weltweiten Preisschwankungen leiden. Hinzukommt, dass die Heizungswartung in Zeiten des Fachkräftemangels einfacher wird, da die Bürger sich um weniger Geräte kümmern müssen.
Kosten und Nutzen im Blick
Jedoch ist die Entwicklung des Nahwärmenetzes mit Kosten verbunden, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf 21,7 Millionen Euro, was im Vergleich zu anderen Varianten der Machbarkeitsstudie die höchsten Kosten darstellt. Dennoch sind die prognostizierten Jahreskosten von 962.000 Euro die niedrigsten, was bedeutet, dass die Nebenkosten für die Eigentümer langfristig geringer ausfallen könnten.
Die einmaligen Anschlusskosten für ein Einfamilienhaus betragen etwa 15.000 Euro, wobei die monatlichen Belastungen zwischen 224 und 298 Euro liegen, inklusive der Tilgungskredite für die Investitionen. Ein Aspekt, den viele Hausbesitzer beurteilen müssen: Die finanziellen Konsequenzen eines Wechsels zur nachhaltigen Heizlösung im Vergleich zu den momentanen Heizkosten.
Michael Schieke, ebenfalls Teil der Interessengemeinschaft, weist darauf hin, dass einige Einwohner zögern, sich zu engagieren. Für ältere Eigentümer ohne Nachkommen oder Menschen, die neuere Heizsysteme installiert haben, kann die Entscheidung für die Dorfwärme eine große Hürde darstellen. Dennoch haben jüngere Hausbesitzer und einige Zögernde inzwischen ihre Meinungen revidiert und ihr Interesse bekundet.
Die Stadtverwaltung von Ortenberg bleibt skeptisch bezüglich des Anschlusses öffentlicher Gebäude wie dem Feuerwehrhaus oder dem Kindergarten. Valentin Schwarz berichtet, dass die Verwaltung das Projekt positiv sieht, jedoch bereits auf regenerative Energien umgerüstet ist. Somit bleibt abzuwarten, ob sich diese Einrichtungen anschließen werden.
Zusammengefasst stehen die Bleichenbacher vor einer bedeutenden Entscheidung: Ob das Nahwärmenetz tatsächlich realisiert werden kann, hängt von ihrem Engagement und ihrer Bereitschaft ab, sich an einem zukunftsweisenden Energiekonzept zu beteiligen. An diesem Punkt können die Eigentümer nicht nur zu einer umweltfreundlicheren Energieversorgung beitragen, sondern auch eine wirtschaftliche Planung für die Zukunft ihrer Gemeinde sichern.
– NAG