Die Stimmung im hessischen Tourismus scheint trotz positiver Besucherzahlen durch verschiedene Events durchwachsen zu sein. Während einige Kommunen sich über eine erfreuliche Saison freuen können, sieht es in der breiteren Branche, insbesondere in ländlichen Gebieten, ganz anders aus. Die Zahlen deuten auf ein gewisses Ungleichgewicht hin, das die Zukunft der touristischen Infrastruktur in Hessen beeinflussen könnte.
Die hessische Landeshauptstadt Frankfurt hat in der ersten Jahreshälfte von der UEFA-Fußball-Europameisterschaft profitiert. Allein im Juni verzeichnete die Stadt mehr als eine Million Übernachtungen. Viele Besucher kamen aus dem Ausland, wobei fast 500.000 Übernachtungen auf internationale Gäste entfielen. Solche Großevents sind für Städte wie Frankfurt wirtschaftlich von großer Bedeutung, aber sie lenken auch die Aufmerksamkeit auf die Probleme, die im ländlichen Raum bestehen.
Erfreuliche Bilanz in Fulda
Das Beispiel der Stadt Fulda zeigt, dass nicht alle Regionen von der gleichen Tourismusdynamik betroffen sind. Der Fuldaer Musicalsommer und die Domplatzkonzerte haben rund 160.000 Menschen in die Stadt gelockt, wodurch viele auch für Übernachtungen sorgten. Dennoch stellt sich die Frage, ob diese Zahlen ausreichen, um die Rekorde des Vorjahres zu übertreffen, als mehr als 739.000 Übernachtungen registriert wurden. Die Entwicklung zeigt, dass die hessischen Kommunen zwar zufrieden sind, jedoch in einem schwierigen Wettbewerb mit den Vorjahren stehen.
Der Chef von Hessen Tourismus betont zudem, dass das Land im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands weniger auf saisonale Spitzen angewiesen ist. Dies ermutigt die regionalen Verantwortlichen, optimistisch zu bleiben, auch wenn die Zahlen nicht mit den Rekorden mithalten können.
Herausforderungen für die Branche
Die Herausforderungen im hessischen Gastgewerbe sind jedoch unübersehbar. Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Hessen beschreibt die Stimmung in der Branche als getrübt, insbesondere im ländlichen Raum. Ein alarmierender Trend ist der Rückgang von Gaststätten in kleinen Gemeinden. Von 2017 bis 2021 stieg die Zahl der Gemeinden mit weniger als einem Profibetrieb je 1.000 Einwohner von 19 auf 42, was einer Verdopplung der unterversorgten Gemeinden entspricht.
Zusätzlich führt die zum Jahresbeginn ausgelaufene Mehrwertsteuervergünstigung zu finanziellen Schwierigkeiten in der Branche. Die steigenden Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen führen zu einer sinkenden Nachfrage bei den Gästen und damit zu einem Rückgang der Umsätze. Ein weiteres drängendes Thema sind Rückforderungen von Corona-Hilfen, die für viele Betriebe zusätzliche Herausforderungen darstellen.
Insgesamt zeigt sich ein Bild, in dem zwar viel Potenzial im Hessen-Tourismus schlummert, jedoch auch erhebliche Hürden überwunden werden müssen, um eine nachhaltige und florierende Branche zu gewährleisten. Die Entwicklungen in Fulda und Frankfurt sind eine gute Nachricht, aber sie können nicht über die strukturellen Probleme im ländlichen Raum hinwegsehen. Der Fokus auf langfristige Lösungen könnte entscheidend sein für die Zukunft des Gastgewerbes in Hessen.
– NAG