Lahn-Dill-Kreis

Das Ende einer Ära: Metzgerei Buß schließt nach 96 Jahren in Pohlheim

Mit dem bevorstehenden Geschäftsschluss der traditionsreichen Metzgerei Buß in Pohlheim zum 31. Oktober 2024, nach fast 96 Jahren, verlieren die Bewohner einen geschätzten Anbieter regionaler Spezialitäten, was die Zahl der Innungsmetzgereien im Kreis Gießen weiter verringert und die Suche nach hochwertigem Fleisch erschwert.

Der Abschied von einer Tradition in Pohlheim

Im Stadtteil Watzenborn-Steinberg von Pohlheim wird ein Kapitel der Metzgereikultur Ende Oktober beendet. Metzgermeister Holger Buß schließt am 31. Oktober sein Geschäft in der Bahnhofstraße, das seit fast 96 Jahren ein fester Bestandteil der Gemeinde ist. Der 63-Jährige blickt auf 47 Jahre im Familienbetrieb zurück, der 1928 von seinem Großvater gegründet wurde. Anlässlich der Schließung wird die Region um ein weiteres traditionsreiches Geschäft ärmer, was auch die Essgewohnheiten der lokalen Bevölkerung beeinflussen wird.

Die Veränderungen im Fleischerhandwerk

Die Schließung von Buß bedeutet einen weiteren Rückgang traditioneller Metzgereien im Landkreis Gießen. In der Innung verblieben nur noch elf Betriebe nach Buß‘ Abgang, was die Sorge um den Erhalt regionaler Produkte erhöht. Die Gießener Innung kooperiert daher bereits mit der Metzgerei im Lahn-Dill-Kreis, um zumindest einen Teil der Tradition aufrechtzuerhalten.

Eine andere Zukunft für die nächste Generation

Die Tochter von Holger Buß hat einen ganz anderen Pfad gewählt und arbeitet als Wirtschaftsinformatikerin. Dies lässt die Frage der Nachfolge im Familienbetrieb offen. „Eine vierte Generation wird es nicht geben“, sagt Buß. Dies verdeutlicht den Trend, dass weniger junge Menschen im traditionellen Handwerk Fuß fassen. Der Metzgermeister Jan Zimmermann aus Schöffengrund ist ein Beispiel für die Neuausrichtung des Berufes und nutzt moderne Produkte, um neue Kunden zu gewinnen.

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Der Rückgang der traditionellen Metzgereien

Die Gründe für die Schließung sind vielfältig. Neben steigenden Auflagen, die Investitionen in moderne Verkaufsformen notwendig machen, haben sich die Essgewohnheiten der Menschen verändert. Viele junge Verbraucher greifen vermehrt zu Fertigprodukten aus dem Supermarkt, was die Nachfrage nach Handwerksmetzgereien schwinden lässt. „Die Zeiten sind einfach anders geworden“, erklärt Buß, während er auf seine langjährige Berufserfahrung zurückblickt.

Die Auswirkungen auf die Gemeinde

Mit der Schließung seiner Metzgerei wird die lokale Infrastruktur beeinträchtigt. Viele Kunden müssen nun längere Wege in Kauf nehmen, um qualitativ hochwertige Wurstwaren zu beziehen, und die Frage bleibt, ob die neuen Angebote im Supermarkt diesen speziellen Geschmack, den Buß‘ Produkte auszeichneten, ersetzen können. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, so Buß über die bevorstehende Schließung.

Ein Blick auf die Zukunft

Obwohl die Metzgerei Buß schließen wird, bleibt die Tradition des Handwerks auch in Zukunft relevant. Der Bedarf nach hochwertigen, regional produzierten Lebensmitteln könnte durch innovative Ansätze, wie sie von Jan Zimmermann angeboten werden, vielleicht gerettet werden. „Die Herausforderung liegt in der Anpassung an moderne Geschmäcker“, sagt Zimmermann, dessen Berufung es ist, das Handwerk nicht nur am Leben zu erhalten, sondern auch weiterzuentwickeln.

In der Zwischenzeit wird Holger Buß sich neuen Hobbys widmen, denn die Zeit wird ihm nun mehr Freiraum bieten. Auch wenn die Metzgerei Buß nicht mehr existiert, wird die Erinnerung an die jahrzehntelange Tradition in Pohlheim weiterleben.

– NAG

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