Die Diskussion um die Zukunft des Volkswagen-Werks in Baunatal sorgt für große Besorgnis unter den Beschäftigten und in der Region. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer warnt vor erheblichen Folgen, sollte das Werk schließen. Laut seinen Einschätzungen könnte die Region Nordhessen bis zu 15 Jahre unter den Auswirkungen einer Schließung leiden.
Dudenhöffer, der als einer der führenden Fachleute in der deutschen Automobilindustrie gilt, machte im Interview deutlich, dass die aktuelle Krise bei Volkswagen vor allem durch politische Entscheidungen beeinflusst wird. Seiner Meinung nach entsteht das Problem durch „aktionistische Politik“, die sowohl in Berlin als auch in Brüssel betrieben wird. Kurze, oft wechselnde Maßnahmen sorgen für Verwirrung und verhindern eine klare Strategie, während Länder wie China langfristige Pläne verfolgen und weiter in den Markt für Elektrofahrzeuge investieren.
Politische Verantwortung und regionale Unsicherheiten
Ein zentraler Punkt in Dudenhöffers Analyse ist die unklare Haltung der Regierung zu wichtigen wirtschaftlichen Themen. Er kritisiert, dass Deutschland in Sachen Infrastruktur und Energiepreise im internationalen Vergleich hinterherhinkt. Diese Rahmenbedingungen schädigen die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen wie Volkswagen erheblich. „Die höchste Energiepreisstruktur weltweit und komplizierte Genehmigungsverfahren machen es der Industrie schwer“, erklärt Dudenhöffer.
Ein weiterer Faktor, der die Situation des Baunataler Werks belastet, sind die Besitzverhältnisse bei VW. Da 20 Prozent der Anteile vom Land Niedersachsen gehalten werden, sieht Dudenhöffer eine Blockade bei notwendige Veränderungen. „VW ist eher ein Staatsunternehmen als ein privatwirtschaftliches Unternehmen“, merkt er an. Diese Umstände führen dazu, dass Wettbewerbsentscheidungen hinausgezögert und dringend nötige Reformen nicht angegangen werden.
In den Gesprächen über die Zukunft des Werks wird auch die Einschätzung eines Kasseler Wirtschaftsprofessors, Guido Bünstorf, deutlich. Er zieht Parallelen zu den Veränderungen nach der Wende in Ostdeutschland. Dudenhöffer hält diese Vergleiche jedoch für übertrieben und merkt an, dass die Strukturen in Nordhessen nicht mit den damaligen in der DDR zu vergleichen sind, jedoch die Schließung des Werks auch dort schwerwiegende Folgen hätte.
Dudenhöffer sieht die Zukunft des Volkswagen-Werks jedoch auch in der Entkopplung von der derzeitigen Mitbestimmung. „Das VW-Gesetz muss weg“, fordert er. Ein Abbau der politischen Einflussnahme könnte der Automobilmarke helfen, sich langfristig neu auszurichten und somit die gegenwärtigen Probleme anzugehen. Dies geschieht jedoch nicht über Nacht, sondern erfordert grundlegende Veränderungen in der Unternehmensstruktur und -führung.
Trotz aller Herausforderungen bleibt die Frage, wie Volkswagen in einem sich wandelnden Markt bestehen kann. Dudenhöffer ist der Meinung, dass andere Hersteller, wie Opel oder Mercedes, durch ihre Anpassungsfähigkeit im Wettbewerb besser positioniert sind. „Wir müssen uns mehr am Markt orientieren und die Kostenstruktur optimieren. Das derzeitige Vorgehen führt uns nur in die Irre“, sagt er mit Nachdruck.
Mit Blick auf die Ausgangslage in Baunatal bleibt abzuwarten, welche Schritte Volkswagen unternehmen wird. Angesichts der bedrohlichen Situation wird hervorgehoben, wie wichtig es ist, dass sowohl die Unternehmensführung als auch die Politik gemeinsam an Lösungen arbeiten, um die heimische Automobilindustrie zu stärken. Weitere Details zu Dudenhöffers kritischen Ausführungen finden sich in einem umfassenden Bericht auf www.hna.de.