Marcel Böttger, ein außergewöhnlicher Athlet aus Kassel, steht vor einer großen Herausforderung: Er wird an den Paralympics im 100-Meter-Lauf teilnehmen. Böttger ist blind – eine Krebserkrankung nahm ihm das Augenlicht, aber das hat ihn nicht daran gehindert, seinen Weg im Sport zu finden. Immer begleitet von seinem Guide Alexander Kosenkow, der ihm hilft, das Ziel im Visier zu behalten, bereitet sich der 31-Jährige darauf vor, in Paris um Ruhm und Ehre zu laufen.
Böttger und Kosenkow, die auf einer Distanz von nur 30 Zentimetern verbunden sind, haben eine besondere Verbindung entwickelt, die essenziell für Böttgers Erfolg ist. „Alles ist rhythmisch“, beschreibt Böttger ihre Zusammenarbeit und erklärt, dass der synchronisierte Bewegungsablauf für den Erfolg auf der Bahn entscheidend ist. Der gesamte Körper muss in perfektem Einklang arbeiten; schon das kleinste Störgeräusch könnte den Rhythmus stören und zu einem Wettlauf um Zeit machen.
Ein eingespieltes Team
Gemeinsam gehen sie seit 2019 diesen Weg, und ihre Harmonie zeigt Wirkung. Kosenkow bringt nicht nur Erfahrung als ehemaliger Sprinter mit, sondern auch die Fähigkeit, Böttger in einen optimalen Zustand zu versetzen. Bei den Paralympischen Spielen will Böttger seine Bestzeit von 11,06 Sekunden unter Beweis stellen und geht mit einem klaren Ziel in den Wettkampf: „Das größte Ziel wäre, mit einer Medaille nach Hause zu fahren.“ Es ist ein ehrgeiziges Vorhaben, das von Entschlossenheit und Teamgeist geprägt ist.
Vor seiner sportlichen Karriere hatte Böttger jedoch nicht immer Interesse am Sport. „Mir wurde immer gesagt, ich solle mal Leichtathletik betreiben, weil ich schnelle Beine hatte“, blickt er zurück. Trotz dieser Empfehlungen hatte Böttger zunächst keine Motivation, sich sportlich zu betätigen. Die Wende kam erst, als er älter wurde und entschied, seine Leidenschaft für den Laufsport zu entdecken. Heute empfindet er den Wettlauf als ein Gefühl von Freiheit; für ihn zählt nur der Moment des Laufens, in dem alles andere unwichtig ist.
Die bevorstehenden Wettkämpfe
Der Countdown läuft: Am 4. und 5. September 2024 wird Böttger im Stade de France antreten. Seine Familie wird extra nach Paris reisen, um ihn bei diesem bedeutenden Ereignis zu unterstützen. „Einfach laufen“, beschreibt er den Fokus, den er auf den Wettkampf legt. Wenn alles gut geht, könnte das Laufen nicht nur für ihn, sondern auch für seine Angehörigen mit einem glücklichen Abschluss enden – eine Medaille steht auf dem Spiel.
Böttgers Geschichte ist nicht nur die eines Sportlers, sondern auch die eines Kämpfers, der trotz Rückschlägen und Herausforderungen nicht aufgegeben hat. „Ich bin einfach Feuer und Flamme für meinen Sport“, sagt er und in seinen Augen funkelt der unaufhaltsame Willen, Großes zu erreichen. Auf der Bahnbahn wird sich zeigen, ob sich sein Antrieb und die Symbiose mit Kosenkow in einer Medaille manifestieren können.
Redaktion: Nicolas Herold und Sarah-Lisa Angress
Quelle: hessenschau.de
– NAG