Die Auseinandersetzung mit dem Tod ist für viele Menschen eine schwierige, aber unvermeidliche Realität. Die Kasseler Palliativmedizinerin Dr. Nina-Kristin Eulitz, die als Leiterin des Palliativmedizinischen Zentrums am Marienkrankenhaus tätig ist, bringt Licht in diese oft dunkle Thematik. In einem Interview äußert sie sich zu den Herausforderungen und den Chancen, die sich im Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Patienten ergeben. Besonders im Fokus steht der 8. Kasseler Hospiz- und Palliativtag, der am 18. September stattfindet und bei dem Dr. Eulitz über ihre wertvollen Erfahrungen sprechen wird.
Entgegen der gängigen Vorstellung, dass Palliativstationen nur mit Schmerz, Leid und Trauer assoziiert werden, hebt Dr. Eulitz hervor, dass ihre Arbeit darauf abzielt, die Lebensqualität der Patienten bis zum Ende zu maximieren. Oft kehren mehr als 60 Prozent der Patienten nach stabilisierender Behandlung in ihr gewohntes Umfeld zurück, was zeigt, dass Palliativmedizin nicht nur ein Ort des Abschieds ist, sondern auch ein Raum für Würde und Lebensfreude bis zum Schluss.
Ein besonderer Aspekt ihrer Arbeit ist, dass auf der Palliativstation auch gelacht wird. „Wenn das Leid gelindert ist, können Menschen ihren Humor wiederfinden“, erklärt die Ärztin. Lachen und Freude sind Teil der letzten Lebensphase, und oft werden besondere Lebensereignisse wie Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern gemeinsam gefeiert.
Vorbereitung auf den Tod
Ein zentraler Punkt, den Dr. Eulitz anspricht, ist die Frage, ob und wie sich Menschen auf ihren eigenen Tod vorbereiten können. Sie betont, dass es wichtig ist, das Leben in Einklang mit den eigenen Werten und Vorstellungen zu leben. „Die beste Art der Vorbereitung ist, Entscheidungen zu treffen und Beziehungen zu klären“, meint sie und fügt hinzu, dass Dankbarkeit eine entscheidende Rolle spielt. Es geht darum, Rückblick auf das Leben zu nehmen und Gedanken darüber zu haben, was man hinterlassen möchte.
Dr. Eulitz berichtet auch von der Möglichkeit, dass Patienten in der letzten Lebensphase sozusagen ihr Leben Revue passieren lassen. Dabei kommen oft existenzielle Fragen und zwischenmenschliche Themen zur Sprache. Menschen bedauern häufig, nicht genug Zeit mit ihren Liebsten verbracht zu haben, und nicht materielle Dinge werden betont, sondern die emotionalen Bindungen und wertvollen Erlebnisse.
Umgang mit Todeswünschen
Todeswünsche sind ein weiterer kritischer Punkt in der Palliativmedizin. Nach Angaben von Dr. Eulitz sind solche Äußerungen nicht ungewöhnlich und können viele Hintergründe haben, von der Sehnsucht nach einem schnellen Ende bis hin zu ernsthaften psychischen Erkrankungen. Das Team der Palliativstation begegnet diesen Wünschen mit höchster Sensibilität. „Ein Todeswunsch ist immer ein Hilferuf, den wir ernst nehmen“, erklärt die Medizinerin. Hier sei es wichtig, als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen und gemeinsam Lösungen für die empfundenen Nöte zu erarbeiten. In schwierigen Fällen wird das psychiatrische Fachwissen hinzugezogen, um umfassend helfen zu können.
Die Palliativmedizin bietet viel mehr als nur die Behandlung körperlicher Symptome. Sie umfasst auch emotionale und psychische Unterstützung für Patienten und deren Familien. Dr. Eulitz und ihr Team begleiten Menschen in ihrer Trauer und helfen, den Abschied von geliebten Menschen zu gestalten. Dabei ist eine effektive Symptomkontrolle grundlegend, um den Patienten die Energie für interne Verarbeitungsprozesse zu ermöglichen.
Diese vielfältigen Themen rund um das Sterben und die Sterbebegleitung stehen auch im Mittelpunkt des bevorstehenden Kasseler Hospiz- und Palliativtags. Die Veranstaltung bietet nicht nur Raum für Austausch, sondern auch die Möglichkeit für Angehörige und Interessierte, mehr über die wertvolle Arbeit der Palliativmediziner zu erfahren. Der Eintritt ist kostenlos und eine Anmeldung nicht erforderlich, was die Zugänglichkeit für alle Interessierten erleichtert und das Bewusstsein für diese essenzielle Thematik schärft.
Dr. Nina-Kristin Eulitz hat in ihrer beruflichen Laufbahn Pionierarbeit geleistet und ihre Erfahrung in der Palliativmedizin über mehr als zwei Jahrzehnte in verschiedenen Kontexten eingebracht. Sie ist nicht nur als Ärztin, sondern auch als empathische Begleiterin für viele Menschen da, die sich in schweren Lebenslagen befinden. In einer Welt, in der das Sterben oft tabuisiert wird, nimmt sie eine Vorreiterrolle ein und fördert ein offenes Gespräch über dieses unvermeidliche Lebensereignis. Mehr Details und Einblicke in ihre Perspektiven sind hier zu finden.