Bei den kürzlich abgehaltenen Antragskonferenzen zur geplanten Erdkabeltrasse Rhein-Main-Link in Hessen hat es erhebliche Kritik gegeben. Rund 250 Interessierte, darunter Landwirte, Umweltschützer und Bürger, versammelten sich in Königstein, um ihre Bedenken hinsichtlich des 600 Kilometer langen Projekts zu äußern. Das Wetter schien das Unbehagen der Anwesenden zu widerspiegeln, als Starkregen auf das Dach prasselte. Der Sprecher der Bundesnetzagentur, Torsten Strothmann, versicherte, dass bislang keine endgültige Entscheidung getroffen wurde.
Das Vorhaben, das eine wichtige Rolle in der Energiewende spielen soll, hat bereits bei verschiedenen Gruppen für Aufregung gesorgt. Kritiker warnen vor den möglichen Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Umwelt und die Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinden in der Metropolregion Rhein-Main.
Kritik von Winzern und Landwirten
Besonders besorgt zeigen sich die Winzer aus Hochheim im Main-Taunus, deren Felder direkt von der geplanten Trasse betroffen wären. Sie haben eine Petition gestartet, um ihre historischen und preisgekrönten Weinberge zu schützen. Winzer Gunter Künstler betont, dass er gezwungen wäre, 30 Mitarbeiter zu entlassen und seine Existenzgrundlage zu verlieren, wenn die Trasse wie geplant realisiert wird. Auch die Planer von Amprion stellen sich Fragen zu möglichen Alternativen. Ein von den Winzern vorgeschlagener Streckenverlauf, der die Weinberge umgeht, steht zur Diskussion, aber eine Zusage ist ungewiss.
Ähnliche Bedenken äußern Landwirte aus der Region, die befürchten, dass ihre Flächen durch die 70 Meter breite Baustelle der Trasse in Mitleidenschaft gezogen werden. Die junge Biobäuerin Marina Grölz erklärt, dass sie tiefwurzelnde Pflanzen anbauen muss, um den Ökostatus zu erhalten. Das Verbot des Anbaus tiefwurzelnder Pflanzen über der Kabeltrasse würde ihre Anbaumöglichkeiten stark einschränken und könnte ihr Ökonowitz gefährden.
Einfluss auf die Umwelt
Der Rhein-Main-Link, der Windenergie von der Nordsee bis ins hessische Ried bringen soll, führt durch viele waldreiche Gebiete. Bei der Planung wird befürchtet, dass kleine Waldstücke durch Gräben zerschnitten werden, was die Waldökosysteme negativ beeinflussen könnte. Experten warnen, dass das Projekt die Wälder weiter fragmentieren könnte, was deren Überlebenschancen im Angesicht des Klimawandels beeinträchtigen würde.
Daniele Caccamo von Hessenwasser äußerte auf der Konferenz Besorgnis über die möglichen Auswirkungen der Leitungen auf die Wasserversorgung der Metropole Frankfurt. Die geplante Inbetriebnahme der Konverteranlage in Lampertheim könnte die Wasserversorgung durch das hessische Ried gefährden, das für die Trinkwasserversorgung der Stadt von zentraler Bedeutung ist.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zeigt sich sehr kritisch gegenüber den Planungen. Änderungswünsche werden oft erst spät in der Diskussion behandelt, was der Grund für großen Unmut ist. Der Punkt Umweltschutz werde nicht ausreichend gewürdigt, so die Argumentation vieler Kritiker, die die Berechnungen über den zukünftigen Energiebedarf als überdimensioniert empfinden.
Die Gespräche über den Verlauf der Trasse werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Bisher läuft das Verfahren in der öffentlichen Diskussion und bis Ende September können weitere Stellungnahmen bei der Bundesnetzagentur eingereicht werden. Das „Hausaufgabenbuch“ der Behörde wird im Rahmen dieser Diskussionen kontinuierlich aktualisiert, und die Feinplanung für den Rhein-Main-Link soll bis 2028 abgeschlossen sein, bevor der Bau beginnt.
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