Die Chefin des Freibades in Hungen, Manuela Kluge, verabschiedet sich nach 15 Jahren aus ihrem Amt. Seit dem 1. März 2010 leitet sie das Bad, das für die Stadt Hungen zu einem zentralen Anlaufpunkt geworden ist. Nun, da die Badesaison zu Ende geht, tritt Kluge in den Ruhestand. „Ich bin ein Outdoor-Mensch“, beschreibt sie ihre Leidenschaft zur Natur. Die frische Luft und das Wasser werden auch in ihrem neuen Lebensabschnitt eine zentrale Rolle spielen.
Ein Rückblick auf ihre Karriere zeigt, dass Kluge keinen geraden Weg eingeschlagen hat. Nach der Wende 1989 musste sie sich als hochqualifizierte akademische Dokumentarin schnell auf einen instabilen Arbeitsmarkt einstellen. „Die Wende hat einiges auf den Kopf gestellt“, erzählt sie. Arbeitslosigkeit und Unsicherheiten prägten diese Zeit. Doch sie gab nicht auf und fand 1994 schließlich eine Anstellung als Rettungsschwimmerin in einem Freibad. „Ich musste erstmal testen, ob ich das noch kann“, schmunzelt sie, hat jedoch schnell bewiesen, dass sie es kann, und sich in der Branche etablieren können.
Der Übergang in die Führung
Im Jahr 2010, als sie sich auf die Stelle in Hungen beworben hatte, war sie zunächst skeptisch. „Die nehmen dich Ossi-Frau bestimmt nicht“, dachte sie insgeheim. Dennoch begann sie mit viel Enthusiasmus ihren neuen Job. „Die Auswinterung stand bevor“, erinnert sich Kluge, und der erste Tag war voller Herausforderungen. Unterstützung erhielt sie von ihrem Kollegen Hans-Joachim Schmidt, der ihr beim Einstieg half. Es gab viele Anpassungen, die sie vornehmen musste, etwa im Umgang mit den Badegästen.
Kluge implementierte strenge Regeln, um die Sauberkeit des Freibades zu gewährleisten. „Ich habe den Badegästen erklärt, dass das hier ihre Anlage ist“, beschreibt sie den Ansatz. Ihre Disziplin trug Früchte: Im Gästebuch war bald eine positive Tendenz zu verzeichnen. Auch die positiven Rückmeldungen der Besucher zeigen, dass sie die richtige Auswahl an Leitungsentscheidungen getroffen hat. Sie schuf nicht nur ein sicheres Schwimmumfeld, sondern auch einen Ort der Gemeinschaft.
Die Herausforderungen waren groß. Manchmal musste sie bis zu drei Stunden nach Schließung aufräumen. „Ohne die Hilfe von Freunden wäre ich verzweifelt“, gibt sie zu. Doch sie ließ sich nicht entmutigen und stellte selbstbewusst Anforderungen an ihre Umgebung. Die kleinen Tricks, die sie einsetzte, wie das Aufstellen von Pflanzkübeln, zeugen von ihrer kreativen Problemlösungsfähigkeit.
Die Zeiten haben sich geändert und mit dem bevorstehenden Ruhestand ist auch ein Umbruch in der Belegschaft des Freibades verbunden. „Langjährige Mitarbeiter sind in Rente gegangen, ein neues Team muss zusammenfinden“, betont Kluge, die sich selbst als Teil dieser Gemeinschaft sieht. Im kommenden Jahr wird das Freibad renoviert und es wird interessant sein zu sehen, welche neuen Wege die Nachfolger in der Leitung beschreiten werden.
Ein neues Kapitel
Abseits von ihrer Karriere als Schwimmmeisterin ist Manuela Kluge eine leidenschaftliche Naturliebhaberin. „Ich freue mich auf das Kajakfahren in den Boddengewässern und all die schönen Dinge, die man im Leben machen kann“, sagt sie mit leuchtenden Augen. Ihre Rückkehr nach Mecklenburg wird es ihr ermöglichen, ihre Liebe zur Natur voll auszuleben, zugleich plant sie, sich weiterhin für Schwimmausbildung zu engagieren.
Die Stadt Hungen darf stolz auf das Freibad sein, das mehr als nur ein Ort zum Baden ist. Es ist eine Einrichtung, die Toleranz und Respekt lehrt, in der Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen. Kluge ist daran gelegen, dass dieser Geist auch in Zukunft im Freibad erhalten bleibt: „Wir brauchen hier keine Security“, betont sie, was auf das Vertrauen hinweist, das sie in die Besucher setzt. Ihre Nachfolger wird sie mit einem klaren Wunsch zurücklassen: Fortsetzung des erfolgreichen Kurses, den sie eingerichtet hat, zur Freude aller Badegäste.
Der Einfluss von Schwimmbädern auf die Gemeinschaft
Schwimmbäder spielen eine entscheidende Rolle in vielen Gemeinden, insbesondere in ländlichen Gebieten. Sie bieten nicht nur Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, sondern fördern auch die soziale Interaktion und Integration von Bewohnern verschiedener Herkunft. In Hungen, wo Manuela Kluge über 15 Jahre lang das Freibad geleitet hat, ist das Freibad ein zentraler Treffpunkt. Hier treffen sich Menschen, um zu schwimmen, zu entspannen und Gemeinschaft zu erleben. Dies fördert nicht nur die Gesundheit, sondern auch den Austausch zwischen den Generationen. Zudem ist das Freibad ein Ort, an dem Kinder Schwimmen lernen und Sicherheitsbewusstsein entwickeln.
Die positive Wirkung solcher Einrichtungen auf die lokale Gemeinschaft wurde in mehreren Studien belegt. In einer Untersuchung des Deutschen Schwimmverbands wurde festgestellt, dass Schwimmbäder nicht nur zur Gesundheit und Fitness der Bevölkerung beitragen, sondern auch als soziale Treffpunkte fungieren, die Integration und Gemeinschaftsgefühl fördern (Quelle: DSV).
Herausforderungen für Schwimmbäder in Deutschland
Die finanzielle Stabilität von Schwimmbädern ist ein immer wiederkehrendes Thema. Besonders in kleinen Städten steht oft das Überleben solcher Einrichtungen auf der Kippe. Viele Kommunen haben finanzielle Engpässe, was zu Schließungen oder reduzierten Öffnungszeiten führt. Die Instandhaltung und Modernisierung bestehender Anlagen erfordert erhebliche Investitionen, die nicht immer bereitgestellt werden können. Die bevorstehende Sanierung des Freibads in Hungen ist ein Beispiel für die Notwendigkeit und Herausforderung von Investitionen in solche Freizeit-Einrichtungen.
Statistiken zeigen, dass fast 30% der Freibäder in Deutschland in den letzten Jahren von Schließungen betroffen waren oder nur eingeschränkt geöffnet sind (Quelle: DBU). Dies stellt nicht nur eine Herausforderung für die Wassersportkultur dar, sondern auch für die physische und psychische Gesundheit der Bevölkerung, die von Freizeitmöglichkeiten und sportlicher Betätigung abhängt.
Die Bedeutung des Schwimmunterrichts
Die Bedeutung des Schwimmunterrichts kann nicht genug betont werden. In Deutschland ist eine erschreckend hohe Anzahl an Kindern nicht in der Lage, sicher schwimmen zu können. Schätzungen zufolge können über 20% der Grundschüler in Deutschland nicht ausreichend schwimmen. Dies ist nicht nur eine Frage der persönlichen Sicherheit, sondern auch der sozialen Verantwortung (Quelle: DRK). Manuela Kluge plant, sich auch nach ihrem Ruhestand weiter in der Schwimmausbildung zu engagieren, um diese Fähigkeiten den nächsten Generationen zu vermitteln.
Das Freibad in Hungen hat unter Kluge eine Umgebung geschaffen, die den Schwimmunterricht effektiv befördert hat. Es wird weiterhin wichtig sein, solche Programme und Initiativen zu unterstützen, um die Schwimmfähigkeit zu erhöhen und somit die Sicherheit im Wasser zu fördern.
– NAG