Die Fuldaer Altstadtbäckerei Ballmaier am Severiberg, ein traditionsreicher Betrieb, schließt endgültig die Türen. Bäckermeister Dietrich Friesen, der in der Bäckerei tätig war, nennt als Hauptgrund eine Baustelle in der Nähe, die den Betrieb über Monate stark beeinträchtigt hat. Die Bäckerei existiert seit 1869 und war ein fester Bestandteil des Stadtbildes.
Die Schwierigkeiten begannen am Karfreitag, als Friesen einen Zettel von der Baufirma erhielt, der ihn darüber informierte, dass bald Bauarbeiten in der Umgebung beginnen würden. Nur vier Tage später waren die Arbeiten bereits im vollem Gange, ohne dass der Bäcker die Möglichkeit hatte, seine Kunden über die bevorstehenden Einschränkungen zu informieren.
Wirtschaftliche Einbußen durch Baustellen
Friesen erinnert sich an die Herausforderungen, die er bereits in der Vergangenheit aufgrund anderer Baustellen erleiden musste. In der Tat hatte die Bäckerei wegen Verkehrseinschränkungen bereits Umsatzrückgänge von bis zu 40 Prozent verzeichnet. Besonders betroffen seien dazu viele seiner älteren Kunden, die auf nahe Parkmöglichkeiten und gut begehbare Wege angewiesen sind. Auch die Touristenzahl, die einen bedeutenden Teil des Umsatzes ausmachte, ging stark zurück, da die Baustelle an einem stark frequentierten Zugang zur Altstadt lag.
Trotz der massiven Beeinträchtigungen suchte Friesen den Dialog mit der Stadt und bat um Unterstützung. Ein Treffen war letztendlich fruchtlos: Die Stadt teilte mit, dass keine Gelder zur Verfügung stünden, um Unternehmer in ähnlichen Situationen zu unterstützen. Zudem wurde sein Vorschlag, die Bäckerei vorübergehend an einem anderen Standort zu betreiben, abgelehnt. Stattdessen bot man ihm eine Verkaufswagenlösung an, die er als unzureichend ansah.
Die Bäckerei musste aufgrund der anhaltenden Bautätigkeiten ihre Türen schließen, während die Mitarbeiter in den Urlaub geschickt wurden. Die zweiseitigen Gespräche mit der Stadt blieben ohne Ergebnis. Währenddessen verlängerte sich die Baustelle weit über die ursprüngliche Planungszeit hinaus, was die Situation zusätzlich verschärfte.
Die Stadt hat zwar eingeräumt, dass die Arbeiten die Zugänglichkeit für die Kunden der Bäckerei stark eingeschränkt haben, verweist aber auf andere Betriebe in der Umgebung, die während der Bauarbeiten weiterhin geöffnet bleiben konnten, ohne nennenswerte Umsatzeinbußen zu verzeichnen.
Das Ende einer Ära
Nun, kurz vor dem Ablauf des Pachtvertrages, sieht Friesen keinen anderen Ausweg als aufzugeben. Er zeigt sich dankbar, dass er das Erbe der Familie Ballmaier über die letzten zehn Jahre vertreten durfte und erklärt: „Wir haben wirklich alles versucht, die Bäckerei Ballmaier am Leben zu erhalten.“ Allerdings seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einfach nicht mehr tragbar.
Trotz dieser negativen Entwicklung plant Friesen, das bekannte Ballmaier-Brot, ein sehr geschätztes Produkt der Region, unter einem neuen Namen weiter anzubieten. Es gibt bereits Anfragen von anderen Geschäften, die daran interessiert sind, das Brot in ihr Sortiment aufzunehmen. Ein Lichtblick, der zumindest einen Teil der Tradition aufrechterhalten könnte, inmitten des bitteren Abschieds von einem traditionsreichen Standort.
Die Schließung der Bäckerei Ballmaier markiert das Ende einer langen Tradition in Fulda. Zuvor hatte die Vollkornbäckerei Regulski’s in der Marktstraße, die ebenfalls über viele Jahre erfolgreich war, bereits im Februar diesen Jahres schließen müssen. Auch hier gab es zu wenige Kunden, die den Laden besuchten.
– NAG