In Hamburg sorgt der Fall des elfjährigen El H. aus Marokko einmal mehr für Aufsehen. Es handelt sich um einen Jungen, der in den letzten Monaten mehr als 70 Straftaten begangen haben soll, darunter Einbrüche und andere kriminelle Aktivitäten. Doch anstatt eine klare Lösung zu finden, hatten die örtlichen Behörden offenbar Schwierigkeiten, den Jungen unter Kontrolle zu bringen.
El H. befand sich zuletzt in der geschlossenen Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätskrankenhaus Eppendorf, mit dem Ziel der Begutachtung und Aufnahme in ein geschlossenes Heim. Doch die Rückverlegung in eine offene Einrichtung verlief alles andere als reibungslos. So wurde El H. am Freitag um 11 Uhr in die offene Jugendeinrichtung an der Feuerbergstraße zurückgebracht. Dabei war die Polizei anscheinend nicht im Vorfeld informiert worden.
Wiederholt entwischte der Junge
Die Situation eskalierte schnell, denn nur eine Stunde nach seiner Rückkehr aus der psychiatrischen Einrichtung floh der Junge erneut. Diese Flucht ist nicht die erste: Seit November 2023 soll El H. über 100 Mal aus verschiedenen Einrichtungen verschwunden sein. Nach Berichten der BILD-Zeitung hatte ein Familiengericht bereits Mitte August entschieden, dass er in ein geschlossenes Heim kommen sollte – dieser Schritt wurde jedoch bislang nicht umgesetzt.
Ein weiterer Grund für die anhaltende Problematik könnte die Haltung des Hamburger Senats sein, der aus ideologischen Gründen eine Einrichtung für geschlossene Unterbringung ablehnt. Dies führt dazu, dass die Stadt nun in anderen Bundesländern um Plätze für den kriminellen Jungen bittet, was die Situation zusätzlich erschwert. Bislang gab es jedoch kein grünes Licht für eine passende Einrichtung.
Reaktion der Behörden
Die Sozialbehörde unter der Leitung von Senatorin Melanie Schlotzhauer äußert sich zu diesem Skandal nicht und verweist auf Datenschutz. Diese Untätigkeit erntet scharfe Kritik – unter anderem vom Landesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, Thomas Jungfer, der in den aktuellen Entwicklungen ein eklatantes Behördenversagen sieht. „Das Ganze ist eine Farce, ein komplettes Behördenversagen auf dem Rücken der Hamburger Polizei“, so Jungfer.
El H. war in der Vergangenheit auch in Dortmund aufgegriffen worden, wo ihm ebenfalls Straftaten zur Last gelegt werden. Berichten zufolge könnte er Teil eines „Klau-Clans“ sein, der in der deutschen Unterwelt aktiv ist. Besonders auffällig ist, dass El H. aufgrund seines jungen Alters strafunmündig ist, was ihn von einem regulären Gerichtsverfahren ausnimmt. Diese umstrittene Regelung stellt die Gesetzgebung und die damit verbundenen Maßnahmen zum Schutz der Allgemeinheit auf die Probe.
Die wiederholten Fluchten und die Unfähigkeit der Behörden, einen sicheren Aufenthaltsort für El H. zu finden, werfen ein ernstes Licht auf das Zusammenspiel von sozialen Dienstleistungen und Justiz in Hamburg. Das gesamte Szenario bleibt angesichts der Wiederholungen und der öffentlichen Aufmerksamkeit akut problematisch, und es bleibt abzuwarten, wie die Stadt auf diese wiederholten Sicherheitsbedrohungen reagiert.
Die Situation des Jungen ist nicht nur ein individueller Fall; sie steht exemplarisch für tiefere systematische Herausforderungen und die Herausforderungen, die mit der Jugendkriminalität in urbanen Räumen verbunden sind. Die öffentlichen und politischen Diskussionen um solche Fälle werfen unbequeme Fragen zur Handlungsfähigkeit der Behörden und zur rechtlichen Behandlung von straffälligen Minderjährigen auf.
– NAG