In der bayerischen Rhön sorgt ein Vorfall, der die Gemüter erhitzt, für Schlagzeilen. Am 27. August wurde dort ein Wolf getötet, der jedoch, wie sich nun herausgestellt hat, das falsche Tier war. Dieser Abschuss markiert die erste legale Tötung eines Wolfes in Bayern seit mehr als 140 Jahren. Leider bleibt die eigentliche Bedrohung für die Schafherden weiterhin ungeklärt und auf freiem Fuß.
Die Bezirksregierung von Unterfranken gab am 6. September bekannt, dass die Wölfin, die erschossen wurde, nicht für die Schafattacken verantwortlich war, die in der Nacht vor dem Abschuss stattfanden. Die tatsächlich gefährliche Wölfin konnte bislang nicht identifiziert werden, ganze sechs Schafe wurden in besagter Nacht getötet und vier weitere verletzt. Genetische Tests ergaben, dass diese Attacken von einem männlichen Wolf verübt wurden, den die Behörden ebenfalls noch suchen.
Falscher Abschuss und anhaltende Probleme
Zusätzlich stellt sich heraus, dass auch die „richtige“ Wölfin, die für vergangene Risse von Nutzvieh verantwortlich sein soll, denn sie hat in der Vergangenheit unter anderem im Kinzigtal über 100 Schafe gerissen. Die besorgte Bevölkerung fragt sich, wie es zu einem solchen Irrtum kommen konnte. Nähere Untersuchungen zur Vorgehensweise bei der Beurteilung der Tiere stehen aus.
Der absichtliche Abschuss der Wölfin ereignete sich aufgrund eines Ausnahmebescheids, der zu Beginn des Monats August erteilt wurde. Die Behörden stuften die Situation als kritisch ein, nachdem zwischen Juni und Juli mehrere Übergriffe auf geschützte Weidetiere dokumentiert wurden. Doch die Position der Behörden ist nicht unumstritten. Es gibt einen ständigen Konflikt über den Umgang mit Wölfen zwischen den verschiedenen Interessengruppen, einschließlich der Regierung, Umweltschutzverbänden und der landwirtschaftlichen Gemeinschaft.
Ein Herdenschutzzaun sollte angeblich die Schafe schützen, jedoch stellte sich heraus, dass die Schafe diesen Schutz durchbrochen hatten und dem Wolf schutzlos ausgeliefert waren. Die genauen Umstände rund um die Wolfsangriffe und die Verhaltensweisen der Tiere bleiben weiterhin ungeklärt.
Ein politischer Streit entbrannte auch um die Zukunft des Wolfsschutzes in Bayern. Im Oktober 2023 hatte die Regierung eine Genehmigung für den Abschuss von zwei Wölfen in der Rhön erteilt, die von Verwaltungsgerichten aufgrund von Klagen mehrerer Umweltschutz-Organisationen gestoppt wurde. Diese Behörde steht also unter Druck, die richtige Balance zwischen Tierschutz und dem Schutz von Nutzvieh zu finden.
Die Unsicherheiten über die Sicherheit von Nutzvieh und die Handhabung von Wölfen wird auch durch die Wolfsverordnung verstört, die bis Mai 2023 den Abschuss von Wölfen erleichtert hatte, dann jedoch aufgrund eines Formfehlers vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof kassiert wurde. Eine Neufassung dieser Regelung befindet sich derzeit in der Planungsphase und könnte künftig mehr Klarheit schaffen.
Im Hintergrund haben Landwirte und betroffene Kreise immer wieder auf die Notwendigkeit eines weniger strengen Schutzstatus für Wölfe gedrungen. Der Landrat des Landkreises Rhön-Grabfeld, Thomas Habermann (CSU), richtete vor wenigen Wochen einen Brief an die Bundesumweltministerin Steffi Lemke und forderte, den Schutzstatus für Wölfe zu überprüfen. Solche Forderungen könnten die zukünftige Richtung in der Wolfspolitik in Bayern entscheidend beeinflussen.
Die aktuelle Situation verdeutlicht die komplexen Herausforderungen, die der Umgang mit Wildtieren wie Wölfen in Deutschland mit sich bringt. Die Suche nach dem richtigen Ansatz zum Schutz von beidem—Nutztiere und eine nachhaltige Wolfpopulation—bleibt eine der zentralen Fragen im deutschen Naturschutz.
Für mehr Informationen und Details zum aktuellen Fall und den rechtlichen Rahmenbedingungen stehen weitere Berichte zur Verfügung, wie www.fuldaerzeitung.de berichtet.