In der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt wird vom 8. September bis 3. November 2024 die faszinierende Ausstellung „Der Orient in Gotha“ eröffnet. Diese Schau bietet einen einzigartigen Einblick in die Welt orientalischer Handschriften und kulturellen Auseinandersetzungen, und zeigt insgesamt 48 Exponate. Besonders hervorzuheben ist, dass Gotha mit rund 3.500 Schriften die drittgrößte Sammlung orientalischer Handschriften in Deutschland nach Berlin und München besitzt.
Besuchern wird die Gelegenheit geboten, die vielfältigen Facetten des Studiums orientalischer Sprachen wie Arabisch, Osmanisch und Äthiopisch zu erkunden. Die Ausstellung feiert auch den 400. Geburtstag des bedeutenden Forschers Hiob Ludolf, der als Begründer der Äthiopistik gilt. Durch die Darstellung der islamischen Theologie und das Wissen über das Osmanische Reich, die arabische Halbinsel und Ostafrika wird die Rolle von Göttinger Gelehrten zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert eindrucksvoll dokumentiert.
Einblicke in die Geschichte und Kultur
Die Vernissage gliedert sich in vier verschiedene Themenbereiche, die einen tiefen Einblick in die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Orient geben. Die Themen reichen von der Theologie und den orientalischen Sprachen in der Frühen Neuzeit bis hin zu den Erhebung und Verbreitung umfassenden Wissens im Zeitalter der Aufklärung. Auch die Bedeutung der Gothaer Sammlung orientalischer Handschriften für die Entwicklung moderner Disziplinen wie Arabistik und Islamwissenschaft wird beleuchtet. Nicht zuletzt wird die Orientkartografie des Verlags Justus Perthes Gotha thematisiert, ein wichtiger Beitrag zur geografischen Erforschung.
- Ab dem Ende des 16. Jahrhunderts begannen Schüler damit, osmanische Wörter aufzuzeichnen; einige von ihnen entwickelten sich zu einflussreichen Gelehrten, wie etwa der lutherische Theologe. Ein besonderer Moment in dieser Zeit war der Besuch eines äthiopischen Geistlichen in Gotha im Jahr 1652, der zusammen mit einem deutschen Gelehrten religiöse Literatur übersetzte.
- Im 17. Jahrhundert verfasste ein Numismatiker ein Gedicht in Arabisch und Latein zu Ehren des Gothaer Herzogs, in der Hoffnung, eine Bibliotheksposition zu erlangen.
- Ein Naturforscher, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch das Osmanische Reich und Arabien reiste, trug zur Sammlung orientalischer Handschriften von Gotha bei. Er schickte wertvolle Manuskripte sowie einzigartige historische Artefakte in die Stadt.
Diese historischen Spuren verdeutlichen das Wirken zahlreicher Gelehrter in Gotha, darunter protestantische Theologen und orientalistische Forscher, die die Sichtweise auf die Kultur, Geschichte und Geografie des Orients prägten. Ihre Erkenntnisse haben nicht nur das Wissen bereichert, sondern auch zur Entwicklung einer wissenschaftlichen Gemeinschaft beigetragen, die bis in die Gegenwart nachwirkt.
Öffnungszeiten und Veranstaltungen
Die Ausstellung wird dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr sowie an den Feiertagen am 20. September, 3. Oktober und 31. Oktober geöffnet sein. Es gibt jedoch einige Schließtage, darunter der Zeitraum vom 25. bis 27. September. Besucher haben die Möglichkeit, an mehreren geführten Touren durch die Ausstellung teilzunehmen, die sich sowohl an Erwachsene als auch an Familien richten.
- Dienstagsführungen finden an mehreren Terminen, wie dem 10. September, 1. Oktober und 15. Oktober, jeweils um 17 Uhr statt.
- Kuratorenführungen sind am 17. September, 8. Oktober und 22. Oktober geplant, ebenfalls um 17 Uhr. Am 19. Oktober findet eine spezielle Führung um 14 Uhr statt.
Um das Besucherinteresse weiter zu fördern, wird ein begleitetes Programm mit Vorträgen und besonderen Veranstaltungen angeboten. Professoren und Experten werden verschiedene Aspekte der orientalischen Studien und Kulturen präsentieren, darunter Vorträge über die lebendigen Geschichten der Äthiopier und Eritreer in Thüringen sowie die Kartografie des Orients.
Ein begleitender Katalog mit dem Titel „Der Orient in Gotha“, herausgegeben von Feras Krimsti, wird ebenfalls zur Verfügung stehen. Interessierte können sich für Veranstaltungen anmelden, indem sie eine Email an die angegebene Adresse senden.
Mit dieser Ausstellung wird nicht nur das Erbe von 400 Jahren Orient-Studien in Gotha gewürdigt, sondern es wird ebenfalls eine Plattform geboten, um das Verständnis und die Wertschätzung für die kulturellen Verbindungen zwischen Europa und dem Orient zu vertiefen.
– NAG