In der Region Potsdam-Mittelmark steht das Thema Mindestlohn derzeit stark im Fokus. Etwa 5.900 Arbeitnehmer kämpfen täglich mit der Realität, für den gesetzlichen Mindestlohn von 12,41 Euro pro Stunde zu arbeiten. Eine aktuelle Untersuchung des Pestel-Instituts zeigt, dass eine Erhöhung des Mindestlohns auf 14 Euro pro Stunde nicht nur vielen Beschäftigten zugutekommen würde, sondern auch eine signifikante Veränderung des Arbeitsmarktes in der Region mit sich bringen könnte.
Die Untersuchung hat ergeben, dass rund 13.000 Arbeitsplätze im Landkreis profitieren könnten, wenn der Mindestlohn auf 14 Euro erhöht wird. Eine alarmierende Zahl, wenn man bedenkt, dass gegenwärtig 17 Prozent aller Stellen in Potsdam-Mittelmark mit Löhnen unterhalb dieser Grenze ausgestattet sind. Diese Zahlen wurden von Matthias Günther, dem Direktor des Pestel-Instituts, präsentiert, das im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) an dieser Analyse gearbeitet hat.
Initiativen für einen höheren Mindestlohn
Die NGG Berlin-Brandenburg setzt sich intensiv für eine Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns ein. Laut Sebastian Riesner, dem Geschäftsführer der NGG in dieser Region, gibt es einfach zu viele Arbeitnehmer, die im Niedriglohnsektor feststecken. „Wir müssen die Jobs in Potsdam-Mittelmark aus dem Lohnkeller holen“, betont er. Das aktuelle Mindestlohnniveau sei ein entscheidender Ausgangspunkt, aber die wirkliche Gerechtigkeit komme erst mit der Anwendung von Tariflöhnen.
Ein weiterer Unterstützer der NGG in diesem Bestreben ist Bundeskanzler Olaf Scholz, der für eine schrittweise Erhöhung des Mindestlohns plädiert. Scholz schlägt vor, das unterste Lohnniveau in zwei Stufen auf zunächst 14 Euro und anschließend auf 15 Euro anzuheben. Diese Strategie wird von der NGG als ein fundamentales Signal für eine gerechtere Bezahlung angesehen.
Der geplante Anstieg auf 15 Euro pro Stunde würde nach den Berechnungen des Pestel-Instituts für rund 16.900 Beschäftigte in Potsdam-Mittelmark eine spürbare Verbesserung der Einkommenssituation bedeuten. Innovationsschübe und ein wirtschaftlicher Aufschwung könnten hierbei durch die erhebliche Kaufkraftsteigerung förderlich sein.
Die Forderung nach einer Erhöhung des Mindestlohns zielt jedoch nicht nur darauf ab, ein Existenzminimum zu sichern. Riesner hat deutlich gemacht, dass der aktuelle Mindestlohn auch finanziell ausreichen sollte, um ein eigenständiges Leben ohne staatliche Unterstützung, wie das Bürgergeld, führen zu können. Ein gerechter Mindestlohn müsse demnach das Ziel verfolgen, dass Arbeitnehmer, die in einer Vollzeitstelle arbeiten, am Monatsende mindestens 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung erzielen.
EU-Vorgaben und die Zukunft des Mindestlohns
Die NGG weist auf die EU-Mindestlohnrichtlinie hin, die als Grundlage für die Diskussion um den neuen Mindestlohn fungiert. Ab Januar 2024 soll der Mindestlohn zwar auf 12,82 Euro steigen, doch dieser Betrag ist aus Sicht der Gewerkschaften unzureichend. „Er hätte schon jetzt bei mindestens 14 Euro liegen müssen“, erklärt Riesner, und verweist auf die klare Vorgabe der EU. Die Herausforderung für die Bundesregierung sei es auch, die Tarifbindung zu erhöhen, sodass mehr Menschen von attraktiven Tarifverträgen profitieren können.
Die nächsten Schritte in dieser Debatte über den Mindestlohn könnten entscheidend für die wirtschaftliche Gleichstellung in der Region Potsdam-Mittelmark und darüber hinaus sein. Ein höherer Mindestlohn könnte nicht nur die Lebensqualität vieler Menschen verbessern, sondern auch regionalen Handel und Dienstleistungen ankurbeln, indem mehr Geld in Umlauf kommt. Das beinhaltet natürlich auch die Verantwortung der politischen Akteure, diese Themen entschlossen anzugehen.
Die Ressourcen rund um diese Thematik sind jedoch noch nicht vollständig ausgeschöpft, denn eine anhaltende Diskussion über derartige Veränderungen ist unabdingbar. Die Hintergründe und Details zu dieser wichtigen Initiative sind auf www.stadtblatt-online.de nachzulesen.
Foto: Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)