Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke und der Charité-Universitätsmedizin Berlin hat unerwartete Ergebnisse zum Thema Fasten hervorgebracht. Unter der Leitung von Prof. Dr. Olga Ramich untersuchten die Forschenden die Auswirkungen von religiösem Trockenfasten und zeitlich begrenztem Essen auf den Blutzuckerspiegel bei gesunden Erwachsenen ohne Diabetes. Diese erste Pilotstudie, die kontinuierliche Glukosemessungen einbezieht, stellt einen wesentlichen Fortschritt in der Forschung über verschiedene Fastenformen dar.
Intervallfasten ist in den vergangenen Jahren bei vielen Menschen populär geworden, und es gibt Hinweise, dass es gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, wie etwa Gewichtsreduktion. Bei einem extremen Beispiel des Intervallfastens, dem Trockenfasten, wird für einen bestimmten Zeitraum vollständig auf Nahrungsaufnahme und Flüssigkeitszufuhr verzichtet. Das Bahá’í-Fasten ist ein bedeutendes Beispiel und dauert 19 Tage, in denen die Gläubigen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fasten. Diese Form des Fastens ist nicht nur körperlich herausfordernd, sondern wird auch als wichtiger Teil der spirituellen Praxis angesehen.
Unterschiedliche Fastenmethoden im Fokus
Die Forscher unter der Leitung von Ramich wollten herausfinden, wie verschiedene Fastenmethoden wirken. Dazu wurden 16 gesunde Personen zwischen 18 und 69 Jahren in drei Gruppen eingeteilt: eine Gruppe, die das Bahá’í-Fasten praktizierte, eine andere, die nach der 16:8-Methode des Intervallfastens vorging, und eine Kontrollgruppe, die ihre gewohnte Ernährung ohne Einschränkungen beibehielt. Die Blutzuckerwerte der Teilnehmenden wurden über ein spezielles Glukoseüberwachungsgerät am Oberarm kontinuierlich erfasst, um präzise Daten zu erhalten.
Eine der Hauptfragen war, ob religiöses Trockenfasten negative Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel hat. Dies könnte besonders für Personen mit Diabetes von Bedeutung sein, da bekannt ist, dass diese beim Fasten ein höheres Risiko für extrem hohe oder niedrige Blutzuckerwerte haben. Die Ergebnisse der Pilotstudie zeigen jedoch, dass die Gruppe, die das Bahá’í-Fasten praktizierte, weniger Kalorien zu sich nahm und Gewicht verlor, ohne dass sich negative Effekte auf deren 24-Stunden-Blutzuckerwert oder die glykämische Variabilität zeigten. Selbst bei der 16:8-Gruppe blieben diese Werte stabil.
Gesundheitliche Vorteile und weitere Forschungen
Prof. Dr. Olga Ramich betont, dass sowohl religiöses Trockenfasten als auch zeitlich begrenztes Essen von Menschen ohne Diabetes problemlos in den Alltag integriert werden können, ohne die metabolische Gesundheit zu schädigen. „Trotz der vielversprechenden Resultate sind jedoch weitere umfassende Studien notwendig, um die Erkenntnisse zu bestätigen und die langfristigen Effekte des Fastens auf die Gesundheit zu untersuchen,“ fügt Beeke Peters, die Studienkoordinatorin, hinzu.
Ein wichtiger Aspekt der Studie ist die sogenannte metabolische Flexibilität, die beschreibt, wie gut der Körper mit Veränderungen in der Nahrungsaufnahme umgeht. Die Ergebnisse legen nahe, dass Menschen ohne Diabetes in der Lage sind, ihren Blutzucker auch bei erheblichen Änderungen in der Ernährung stabil zu halten. Dieser Umstand könnte auch für das Gewichtsmanagement und gesunde Ernährungsgewohnheiten von Bedeutung sein.
Zusammenfassend belegt die Studie, dass religiöses Fasten in Form des Bahá’í-Fastens und zeitlich begrenztes Essen nicht nur sicher sind, sondern auch positive gesundheitliche Aspekte mit sich bringen können. Dies könnte möglichen Interessierten eine neue Perspektive auf das Thema Fasten eröffnen. Erkrankte jedoch, gerade Menschen mit Diabetes, sollten in jedem Fall ihren Arzt konsultieren, bevor sie mit dem Fasten beginnen, um sicherzustellen, dass ihre Blutzuckerwerte im gesunden Bereich bleiben. Nähere Details finden sich in der ausführlichen Berichterstattung auf www.diabsite.de.