In Deutschland nimmt ein Trend zu, der bei Katzenliebhabern auf großes Interesse stößt: Das Führen von Katzen an der Leine. Nach Angaben von Experten könnte dieser neue Hype durch soziale Medien, insbesondere Influencer, noch verstärkt werden. Immer mehr Katzenbesitzer wagen es, ihre vierbeinigen Freunde durch urbane Landschaften zu führen oder sogar in Rucksäcken mit auf Reisen zu nehmen. Dabei wird jedoch die Frage aufgeworfen, ob dies den Bedürfnissen der Tiere gerecht wird oder ob es eine Form von Tierquälerei darstellt.
Expertinnen wie Angelika Firnkes von der Ludwig-Maximilians-Universität München äußern sich kritisch über diese Entwicklung. Während Spaziergänge an der Leine für Wohnungskatzen eine gewisse Bereicherung darstellen können, sind lange Touren durch belebte Stadtparks oder gar Flugreisen für die Tiere nicht sinnvoll. Katzen sind von Natur aus Lauerjäger, die ihre Umgebung vor allem in Vertrautheit und Ruhe erkunden. Ihr Verhalten ist dabei stark von ihrem Alter, Charakter und ihrer Gesundheit abhängig.
Trend mit potenziellen Risiken
Die Gefahr dieser neuen Freizeittätigkeit ist nicht zu unterschätzen. Wenn Katzen an der Leine gezwungen werden, durch ungewohnte Gegenden zu laufen, kann das zu erheblichem Stress führen. Moira Gerlach von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) erklärt, dass Katzen eher ortstreue Tiere sind. Ortswechsel und Transporte können für sie äußerst unangenehm sein. „Wenn man bestrebt ist, mit seiner Katze Spaziergänge zu machen, sollte man sich bewusst sein, dass Katzen nicht die geeigneten Begleiter für solche Aktivitäten sind“, wird betont.
Die sozialen Medien tragen maßgeblich zu der Popularität von so genannten „Petfluencern“ bei. Zum Beispiel zeigen TikTok oder Instagram Konten wie «louieandtodd» oder «nala_the_bengali» nicht nur süße Bilder von Katzen in stylischen Outfits, sondern auch bei Ausflügen in Landschaften und Städten. Diese Posts gelangen schnell in den Fokus von Katzenbesitzern, die ihren Tieren ähnliche Erlebnisse bieten möchten, ohne sich der damit verbundenen Risiken bewusst zu sein.
Die Realität der Katzenausflüge
Es gibt jedoch viele kritische Stimmen, die auf die negativen Konsequenzen dieser vermeintlich harmlosen Aktivitäten hinweisen. So kann eine Katze, die nicht an das Balancieren an der Leine gewöhnt ist, leicht überfordert sein. „Katzen flüchten bei Gefahr in Richtung bekannter Rückzugsorte. Dies könnte fatale Folgen haben, insbesondere wenn die Leine sich irgendwo verhakt“, warnt Firnkes. Sicherlich sind die Bilder von entspannten Haustieren in belebten Cafés oder Parks ansprechend, aber es bleibt fraglich, ob sie unbeschwerten Stress in solch überfüllten Umgebungen ausgesetzt sind.
Das Führen einer Katze an der Leine hat das Potenzial, ihre natürlichen Instinkte zu unterdrücken. Katzen sind dafür bekannt, dass sie das Bedürfnis haben, sich in ihrem eigenen Tempo zu bewegen, zu erkunden und zu jagen. Das Gehen an der Leine oder im Rucksack beraubt sie dieser Freiheit und kann das Tier unnötig belasten.
Experten warnen auch vor den gesundheitlichen Risiken, die mit dieser Art des Transports verbunden sind. Transport in Rucksäcken kann die Luftzirkulation stark einschränken. Gerlach betont: „Das Anlegen eines Sicherheitsgurtes im Rucksack kann gefährlich sein. Katzen können sich verletzen oder strangulieren.“
Ein Umdenken ist nötig
Die Debatte rund um diese Praktiken führt zu einer grundlegenden Frage über das Wohl der Tiere. Der allgemeine Konsens unter Tierexperten ist, dass Katzen am besten in einer sicheren und vertrauten Umgebung gehalten werden sollten, etwa in einem katzensicher eingezäunten Garten, wo sie ungehindert und ohne Leine ihren Freigang genießen können.
Das schlichte Mitnehmen von Katzen auf Touren, sei es in den Rucksack oder an die Leine, wird als tierschutzwidrig abgestempelt. „Es gibt absolut keinen Grund, den Tieren solche Strapazen zuzumuten“, formuliert Gerlach klar. Ein Umdenken ist nötig, um das Wohl der Tiere in den Vordergrund zu rücken und sie vor unnötigen Belastungen zu schützen. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend in Zukunft entwickeln wird, gerade in Zeiten, in denen das Bewusstsein für das Tierwohl immer mehr in den Fokus rückt. Mehr Informationen zu dieser Thematik sind in einem Artikel von www.radiokoeln.de zu finden.