Weilheim-Schongau

Weniger Ehrenamtliche: Steingadens Asyl-Helferkreis braucht Unterstützung

Seit 2015 ist der Asyl-Helferkreis in Steingaden, der einst aus über 40 Ehrenamtlichen bestand, auf nur noch eine Person geschrumpft, was auf die nachlassende Unterstützung und Veränderungen in der Integration von Geflüchteten zurückzuführen ist und die Notwendigkeit neuer Helfer immer dringlicher macht.

Der Asyl-Helferkreis in Steingaden erlebt derzeit einen signifikanten Rückgang an Ehrenamtlichen. Während im Jahr 2015 noch über 40 engagierte Menschen aktiv waren, ist die Zahl in den letzten Jahren dramatisch gesunken. Aktuell besteht der Helferkreis praktisch nur aus einem einzigen Mitglied, was Bürgermeister Max Bertl sehr bedauert. Er hob hervor, dass trotz der leichten Abnahme im Engagement immer noch einige Bürger bereit sind zu helfen, auch wenn dies bei einer kürzlichen Informationsveranstaltung nicht ersichtlich war.

In anderen Teilen des Landkreises Weilheim-Schongau sieht es ähnlich aus. Ria Markowski, die Koordinatorin des Helferkreises in Iffeldorf, berichtete, dass damals 47 Helfer aktiv waren, doch die Zahl ist auf wenige Personen geschrumpft. Trotz dieser Reduktion betont sie, dass die Notwendigkeit für neue Helfer in ihrer Gemeinde jetzt weniger ausgeprägt sei. „Die meisten ukrainischen und syrischen Geflüchteten sind mittlerweile gut integriert“, erklärt sie. Die Unterstützung hat sich mit der Zeit gewandelt, und es geht nun vermehrt um Hilfe zur Selbsthilfe.

Rückgang der Ehrenamtlichen und die Herausforderungen

Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. Frustration und Überlastung sind zwei häufig genannte Punkte. Viele Helfer hatten anfangs große Erwartungen, die jedoch nicht erfüllt wurden. Laut Bernhard Pössinger vom Landratsamt ist das nicht verwunderlich. „Die Helfer haben sich oft zu viel vorgenommen und dachten, sie müssten alles allein stemmen“, berichtet er. In der Tat kann die Unterstützung in Form von Begleitdiensten, sei es zu Terminen oder beim Einkaufen, eine sinnvolle Form der Hilfe sein. Insbesondere in Orten wie Steingaden, wo viele Menschen mit besonderen Bedürfnissen leben, wäre das besonders hilfreich.

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Die Tatsache, dass die Asyl-Helferkreise nicht mehr so stark engagiert sind, spiegelt auch eine Veränderung in den Rahmenbedingungen wider. Im Jahr 2015 gab es eine starke Willkommenskultur, aber die Situation war durch Überforderung und einen Mangel an Ressourcen geprägt. Heute hingegen stehen zusätzliche Angebote zur Verfügung, wie z.B. Integrationsbüros mit Fachkräften und nützliche digitale Werkzeuge, die die Integration erleichtern. Apps wie Integreat oder Übersetzungsdienste unterstützen Geflüchtete in ihrem Alltag und sind eine wichtige Hilfe.

Die Rolle der Städte und Gemeinden

Während der Helferkreis in Steingaden sich in einer schwierigen Lage befindet, gibt es Gemeinden wie Schwabsoien oder Bernbeuren, wo die Asyl-Helferkreise weiterhin gut aufgestellt sind. Dort zeigen die Ehrenamtlichen ein starkes Engagement und bilden ein funktionierendes Netzwerk, das Geflüchtete unterstützt. Die hauptamtlichen Angebote durch das Landratsamt ergänzen diese Bemühungen und sorgen für eine verbesserte Kommunikation zwischen den Helfern und den Geflüchteten. In Bernried beispielsweise arbeiten viele geflüchtete Menschen in Privathaushalten, was ihre Integration begünstigt. Die kommunale Unterstützung spielt eine zentrale Rolle.

Am 25. September wird ein zweiter Informationsabend für den Asyl-Helferkreis in Steingaden stattfinden. Die Behörden hoffen, dass mehr Bürger Interesse zeigen werden, sich aktiv zu engagieren und der Abwärtstrend der Helferkreise vielleicht umgekehrt werden kann. Bürgermeister Max Bertl ermuntert die Einwohner, sich zu melden und an diesem Abend teilzunehmen, um mehr über die Möglichkeiten des Engagements zu erfahren.

Eine sich wandelnde Landschaft der Integration

Obwohl die Rückgänge in den Helferkreisen besorgniserregend sind, zeigt die Entwicklung auch, dass die Integration von Geflüchteten in der Gesellschaft voranschreitet. Es bleibt jedoch wichtig, die engagierten Helfer zu unterstützen und ihnen zu zeigen, dass ihre Arbeit von Bedeutung ist. Ob in Steingaden oder in anderen Orten, das Engagement kann entscheidend dazu beitragen, dass ehemalige Geflüchtete auch weiterhin gut in der Gemeinschaft zurechtkommen.

Um die Situation der Flüchtlingsunterstützung in Bayern besser zu verstehen, ist es wichtig, den politischen und sozialen Kontext zu betrachten, der im Jahr 2015 und in den letzten Jahren bestand. Die großen Flüchtlingsströme, die 2015 nach Deutschland kamen, waren hauptsächlich das Ergebnis von Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien, Afghanistan und Irak. Zudem gab es einen Anstieg der Asylanträge von Geflüchteten aus dem subsaharischen Raum. Die Politik unter Kanzlerin Angela Merkel entschied sich für eine Willkommenskultur, die zunächst viele Bürger zur ehrenamtlichen Unterstützung motivierte.

Nach der Akutesituation 2015 und den Jahren des prägenden Wandels haben sich jedoch die politischen Gegebenheiten verändert. Die Zuwanderungspolitik wurde strenger, und es wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Integrationsprozesse zu fördern. Im Rahmen der Integrationspolitik sind zahlreiche Programme ins Leben gerufen worden, die gezielt darauf abzielen, die Integration von Migranten in die Gesellschaft zu unterstützen. Dies umfasste unter anderem Sprachkurse, berufliche Qualifizierungsprogramme, sowie Beratungsstellen, die den Menschen bei ihren Herausforderungen im Alltag helfen sollten. Diese Veränderungen haben wahrscheinlich dazu beigetragen, dass das ehrenamtliche Engagement in einigen Regionen rückläufig ist, da viele Geflüchtete mittlerweile besser in die Gesellschaft integriert sind.

Statistiken zur Integration und zu Flüchtlingszahlen in 2024

Aktuelle Daten zeigen, dass die Zahl der in Deutschland lebenden oder gebliebenen Geflüchteten seit 2015 gestiegen ist. Laut dem Statistischen Bundesamt waren Ende 2023 etwa 1.2 Millionen Geflüchtete in Deutschland registriert. Darunter sind viele Ukrainer, die aufgrund des Krieges seit 2022 nach Deutschland geflüchtet sind. Die Entwicklungen in der Integrationspolitik, wie die Bereitstellung von Integrationskursen, zahlen sich aus: Studien haben gezeigt, dass 60% der geflüchteten Menschen, die an Integrationskursen teilgenommen haben, innerhalb von drei Jahren einen Arbeitsplatz fanden, was sich positiv auf die gesellschaftliche Eingliederung auswirkt.

Statistiken belegen auch, dass der Bedarf an direkter ehrenamtlicher Unterstützung nach verringert wurde, was den beschriebenen Rückgang in der ehrenamtlichen Hilfe unterstützt. Vertreter des Landratsamts weisen jedoch darauf hin, dass der Bedarf an punktuellen Unterstützungsangeboten wie Arztbesuchen oder Behördenangelegenheiten weiterhin besteht und einzelne Ehrenamtliche nach wie vor sehr geschätzt werden.

– NAG

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