Traunstein

Skandal um Geburtshilfe: RoMed Kliniken unter Druck wegen Verdachtsfällen

Ein brisantes Gutachten zur Geburtshilfe in den Rosenheimer RoMed Kliniken, das zwischen Oktober 2020 und Januar 2023 entstandene Verdachtsfälle untersucht, wirft neue Fragen auf: Wurden Mütter und Kinder in Gefahr gebracht und warum bleiben wichtige Informationen im Dunkeln?

Im Herzen von Wasserburg braut sich eine Kontroverse um die RoMed Kliniken zusammen. Der Politiker Josef Baumann von den Freien Wählern, der über Jahre im Kreistag und im Aufsichtsrat der Kliniken tätig ist, fordert eine umfassende Klärung von Verdachtsfällen bezüglich Geburten, die von Oktober 2020 bis Januar 2023 stattfanden. Baumann ist bedrückt über die Schicksale betroffener Familien, die, wie er betont, „eine Aufklärung verdienen“.

Die Dinge spitzten sich am 1. Februar 2023 zu, als eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrates einberufen wurde. Hierbei kam der Wunsch nach einer Prüfung von Behandlungsfehlern zur Sprache. Laut Berichten aus informierten Kreisen wurde von Mitarbeitern eine Reihe von Fällen gesammelt, die ernsthafte Fragen aufwarfen. Trotz der Bedenken der Aufsichtsräte, die anonym bleiben möchten, gab der damalige Geschäftsführer, Dr. Jens Deerberg-Wittram, an, dass ein Gutachten keine medizinischen Fehler festgestellt hätte. Das 15-seitige Dokument bleibt jedoch für viele Aufsichtsräte ein Rätsel, denn zahlreiche Mitglieder berichten, dieses Gutachten nie erhalten zu haben.

Ein Gutachten voller Unklarheiten

Das Gutachten selbst hat einen klaren Auftrag: Der Prüfer sollte eruieren, ob es möglich war, dass ärztliche Entscheidungen nicht korrekt waren, beispielsweise, dass ein geplanter Kaiserschnitt zu spät durchgeführt wurde. Ein weiterer Aspekt war, ob hochriskante Geburten in Wasserburg angenommen wurden, die möglicherweise besser in einer spezialisierten Einrichtung betreut worden wären.

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Das Ergebnis des Gutachters ist kritisch: Zwei der untersuchten Geburten hätten in einem besser ausgestattetem Krankenhaus durchgeführt werden müssen. Bei der Überprüfung kommen jedoch Ungereimtheiten ans Licht—von insgesamt elf Fällen wurden nur sieben tatsächlich untersucht. Der Gutachter verweist darauf, dass die Untersuchung auf den Unterlagen basierte, die ihm vom ehemaligen Geschäftsführer zur Verfügung gestellt wurden. Dieser wiederum blieb bislang auf Anfragen ohne Antwort. Auch der Gutachter äußerte sich nicht zu den Vorwürfen.

Der Druck auf RoMed Kliniken steigt

Die RoMed Kliniken und ihre Gesellschafter, die Stadt und der Landkreis Rosenheim, halten sich bedeckt. Auf Anfragen von BR heißt es lediglich, dass die damalige Geschäftsführung gemeinsam mit dem Aufsichtsrat die Untersuchung beauftragt hätte und dass das Ergebnis dem Aufsichtsrat zur Kenntnis gegeben wurde. Weitere Informationen wurden jedoch mit Verweis auf laufende Ermittlungen nicht preisgegeben.

Die Fragen häufen sich. RoMed-Aufsichtsratsmitglied Josef Baumann äußert Bedenken und sagt: „Es scheint, als ob man nicht alles aufklären wollte. Hätten wir vollständige Informationen gehabt, hätten wir besser nachfragen können.“ In einer Umfrage an alle Mitglieder des Aufsichtsrats, die aufgrund ihrer Verschwiegenheitspflicht zu vielen Themen schweigen mussten, zeigen sich einige dennoch behindert von inneren Widerständen, sich für die nötige Aufklärung einzusetzen.

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Der Druck auf die Klinikleitung wird durch die Forderungen von Kommunalpolitikern wie Abuzar Erdogan, dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion, zusätzlich verstärkt. Er betont, dass die betroffenen Familien ein Recht auf Aufklärung haben: „Leidtragende sind vor allem die Familien, die nicht nur Antworten verdienen, sondern im Zweifel auch die Entschädigung.“ Er verweist darauf, dass die Staatsanwaltschaft Traunstein bereits zwölf Fälle untersucht, die auf Fehlverhalten hinweisen könnten.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Die Staatsanwaltschaft Traunstein hat bereits die Untersuchung eingeleitet und Sichtung von rund 200 Patientenakten, die Geburten in den RoMed Kliniken zwischen Oktober 2020 und Januar 2023 betreffen, eingeleitet. Der Anfangsverdacht bezieht sich auf mögliche fahrlässige Tötung und Körperverletzung in elf spezifischen Fällen. Gegen eine ehemalige Medizinerin, die mittlerweile nicht mehr in den RoMed Kliniken tätig ist, wird ermittelt, jedoch bleibt sie auf Anfragen unkommentiert. Für sie gilt die Unschuldsvermutung, und die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.

Der gesamte Verlauf zeigt, wie wichtig es ist, die Vorfälle im Gesundheitssektor transparent zu machen, nicht nur für die betroffenen Familien, sondern auch im Sinne der allgemeinen Sicherheit und des Vertrauens in medizinische Einrichtungen. Die Klärung der Fragen rund um die RoMed Kliniken könnte weitreichende Auswirkungen für die zukünftige Arbeit der Krankenhausleitung und die Sicherheit der Patienten haben. Die Entwicklungen werden weiterhin aufmerksam beobachtet, insbesondere, da die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft noch andauern.

Eine umfassende Übersicht über die Situation bietet der Bericht auf www.br.de.

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