Ein faszinierendes Naturschauspiel bietet sich derzeit am Ammersee: Ein Fischadlerpaar hat sich in der Region niedergelassen, und die Fachwelt ist beeindruckt von diesem seltenen Ereignis. Die Ansiedlung dieser majestätischen Greifvögel südlich der Donau sorgt für Erstaunen und Freude, insbesondere nachdem im Frühjahr diesen Jahres zwei Jungvögel erfolgreich wieder aufgezogen wurden.
Die ursprüngliche Meldung über die Ansiedlung kam im Frühjahr, als Ornithologen und Naturschützer entdeckten, dass ein Fischadler erfolgreich einen Horst gebaut hatte. Diese Entdeckung wurde von der Staatlichen Vogelschutzwarte überwacht, die eng mit dem Landesamt für Umwelt Bayern zusammenarbeitet. Die Fachleute zeigten sich begeistert von den beiden Jungvögeln, die mittlerweile flugfähig sind, aber noch auf die Nahrung durch ihre Eltern angewiesen sind.
Seltene Brutplätze und Artenschutz
Die Ansiedlung der Fischadler am Ammersee ist nicht nur ein ermutigendes Zeichen für den Artenschutz, sondern spiegelt auch die Erfolge des Artenhilfsprogramms wider. Dieses Programm wurde ins Leben gerufen, um die Nistplätze der Fischadler zu schützen, besonders in Gebieten wie der Oberpfalz, wo die meisten Brutpaare in Bayern registriert sind. Dennoch ist die Ansiedlung in Dießen einzigartig, da sie die einzige Brutstätte in dieser Region ist und historische Bedeutung hat: Die letzte gesicherte Brutansiedlung in Bayern war 1992.
Die lebendige Beobachtung der Fischadler zieht Naturfreunde an, darunter Burkhard Quinger, einen Diplom-Biologen und Geobotaniker aus Herrsching. Er ist oft am Vogelbeobachtungsturm anzutreffen, um die beeindruckenden Flugkünste der jungen Adler zu bewundern. Quinger beschreibt den majestätischen Flugstil der Fischadler, die beim Fangen von Fischen eine bemerkenswerte Technik anwenden: Sie tauchen in einem extrem steilen Winkel ins Wasser und können problemlos bis zu 50 Zentimeter tief eintauchen.
Diese Vorgänge bleiben allerdings nicht ohne Herausforderungen. Der Standort des Nests auf einem abgestorbenen Baum birgt Risiken, da der Baum irgendwann nicht mehr tragfähig sein wird. Um durch menschliche Aktivitäten verursachte Störungen zu minimieren, wurden spezielle Schutzmaßnahmen wie eine Bojenkette und Ruhezeiten in der Umgebung eingeführt. Der Naturschutzgebiet Ammersee-Südufer, in dem sich der Horst befindet, ist so gestaltet, dass Wassersportler und andere Freizeitnutzer gebeten werden, das Areal zu meiden.
Die Ornithologen und Naturschützer hoffen, dass das Fischadlerpaar auch in Zukunft in der Region bleibt. Allerdings ist es nicht ungewöhnlich, dass die Jungvögel nach ihrer ersten Reise in den Süden nicht in der Nähe ihres Geburtsortes zurückkehren. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass sie neue Brutgebiete suchen, während die Eltern ihren gewohnten Horst im nächsten Jahr erneut belegen werden. Diese faszinierenden Vögel werden voraussichtlich bis Anfang Oktober in der Region sein, bevor sie in ihr Winterquartier in den mittleren und südlichen Teilen Afrikas fliegen.
Die Beobachtungen aus der Region sind ein Lichtblick im Bestreben, die Fischadlerpopulation in Bayern zu stabilisieren. Dabei spielen sowohl der Schutz der Nistplätze als auch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit eine wesentliche Rolle, um diese majestätischen Vögel zu bewahren. Die Aufregung über die Rückkehr der Fischadler nach hunderten von Jahren erinnert daran, wie wichtig es ist, sich für den Schutz der natürlichen Lebensräume einzusetzen.
– NAG