Am Wochenende wird in der Region Rosenheim ein neues Wassersport-Phänomen zu beobachten sein: das Foilen. Beherzte Surfer mit ihren speziellen Boards und Flügeln erobern die Gewässer am Simssee und Chiemsee, während die Meteorologen optimistische Vorhersagen für ausreichend Wind ausgeben. Doch was genau steckt hinter diesem aufregenden Sport, und warum zieht er immer mehr Menschen an?
Ingrid Schlott ist eine der Sportlerinnen, die am Badeplatz in Pietzing ihre Fähigkeiten im Foilen ausprobiert. „Das absolut gefährlichste am Foilen ist die Sucht“, sagt Peter Manstein lachend, während die anderen zustimmend nicken. Foilen, das eine Mischung aus Surfen und dem Fliegen über Wasser darstellt, erfordert Geschicklichkeit und ein gewisses körperliches Talent. Die sportlichen Aktiven bewegen sich mit einem leichten Board, das mit Flügeln ausgestattet ist, und schaffen es, bis zu einem halben Meter über der Wasseroberfläche zu schweben.
Der Reiz des Foilens
Der Hauptgrund, warum immer mehr Menschen in die Welt des Foilens eintauchen, ist das Gefühl der Freiheit. „Es ist wie schweben“, beschreibt Ingrid Schlott das unvergleichliche Erlebnis, das die Sportler bei leichtem Wind erleben können. „Man kann den Chiemsee einmal surfend überqueren und von Welle zu Welle gleiten“, fügt Alexander Faul begeistert hinzu. Nach Schätzungen von Manstein kann man in der Region ungefähr 60 Tage im Jahr windfoilen.
Eines der Wunder des Foilens ist die Fähigkeit der Ausrüstung, selbst bei schwachem Wind in Bewegung zu kommen. Die speziellen Flügel, die an den Boards installiert sind, können das Brett mit relativ minimalem Wind beschleunigen. Viele Sportler, die sich nach Alternativen zum Kitesurfen umsehen, finden in dieser Sportart die perfekte Lösung—da Kitesurfen oft nicht oft genug möglich ist.
Doch die Faszination bringt auch ihre Herausforderungen mit sich. Örtliche Surfer berichten, dass die Windbedingungen am Simssee nicht immer optimal sind. Bei Flaute stehen sie oft vor einem Dilemma: Wie kann man auch ohne Wind aufs Wasser? Eine Lösung, die in der Community diskutiert wird, ist die Nutzung kleiner Hilfsmotoren, um das Foilen auch an windstillen Tagen zu ermöglichen.
Herausforderungen in der Regelung
Die rechtliche Situation bezüglich motorisiertem Foilen in Bayern ist jedoch komplex. Um motorisierte Fahrzeuge auf den örtlichen Gewässern zu betreiben, benötigen Sportler eine Genehmigung. Nur in bestimmten Gebieten, wie der Donau und dem Bodensee, sind motorisierte Aktivitäten generell erlaubt. Diese Vorschriften berühren auch die Nutzung der kleineren Motoren, die mit den Foils eingesetzt werden könnten.
Der 67-jährige Peter Manstein hat sich bereits an die zuständigen Behörden gewandt, um eine einfache Genehmigung für einen kleinen Schulungsmotor zu beantragen. Er weist darauf hin, dass die Behörden oft nur schwere Motoren, die hohe Geschwindigkeiten erreichen, im Blick haben, und appelliert an die Differenzierung dieser neuen, leichteren Geräte. bisher hat die Anfrage jedoch keine eindeutige Antwort erhalten, was den Surfern die Nutzung ihrer Ausrüstung erschwert und sie in rechtliche Grauzonen drängt.
Ein Sprecher des Landratsamtes Traunstein äußerte Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, falls mehr motorisierte Fahrzeuge auf den Seen zugelassen würden. Die Geschwindigkeit, die durch solche E-Foils erreicht werden kann, könnte zu gefährlichen Situationen mit anderen Nutzern führen. Daher bleibt die Debatte um die Regelungen für motorisierte Foils in Bayern weiterhin offen und ist von großem Interesse für die lokale Wassersport-Community.
Ein neues Kapitel im Wassersport
Foilen bietet eine spannende Alternative zu herkömmlichen Wassersportarten und zieht sowohl Neulinge als auch erfahrene Surfer an. Es ist eine Sportart, die aufgrund ihrer einzigartigen Merkmale und der aufregenden Erlebnisse schnell an Popularität gewinnt. Mit dem fortschreitenden Interesse und dem Bedarf nach klaren Regelungen für motorisierte Unterstützung wird sich zeigen, wie sich das Foilen in den bayerischen Gewässern entwickeln wird. Es bleibt abzuwarten, ob die zuständigen Stellen auch die notwendigen Anpassungen vornehmen werden, um dieser aufstrebenden Sportart den notwendigen Raum zur Entfaltung zu bieten.
Das Foilen wird nicht nur als aufregende Freizeitbeschäftigung wahrgenommen, sondern hat auch verschiedene ökologische und soziale Aspekte, die bei der Betrachtung dieser Sportart von Bedeutung sind. Im Vergleich zu anderen Wassersportarten verursacht das Foilen in der Regel weniger Lärm und hat einen geringeren Einfluss auf die Wasserumgebung. Dies wird besonders von Umweltgruppen anerkannt, die sich für nachhaltigen Wassersport einsetzen. Der verwendete Elektromotor kann, wenn er richtig reguliert wird, die Umweltbelastung im Vergleich zu motorisierten Sportbooten deutlich reduzieren.
Foilen und nachhaltiger Wassersport
In den letzten Jahren hat sich auch eine Diskussion über die Nachhaltigkeit von Wassersportarten entwickelt. Der Deutsche Segler-Verband (DSV) setzt sich aktiv für umweltfreundliche Praktiken im Wassersport ein. Dies umfasst die Förderung von Sportarten, die die Natur respektieren und die Belastung von Gewässern minimieren.
Im Kontext des Foilens ist zu beachten, dass diese Sportart oft in Zeiten geringer Windstärke betrieben werden kann, was bedeutet, dass weniger energieintensive Hilfsmotoren erforderlich sind, um optimale Fahrbedingungen zu schaffen. Bei richtigem Einsatz könnten diese kleinen Motoren eine umweltbewusste Alternative zu traditionelleren motorisierten Wasserfahrzeugen darstellen.
Regelungen und rechtliche Rahmenbedingungen
Die aktuellen Regelungen bezüglich des Einsatzes von Hilfsmotoren auf bayerischen Gewässern unterliegen strengen Vorschriften, die im Wassergesetz des Freistaates Bayern verankert sind. Der Grund für diese Regulierung liegt in der Notwendigkeit, die öffentliche Sicherheit sowie den Schutz von Natur und Umwelträumen sicherzustellen. Der Einsatz von motorisierten Geräten auf Gewässern, die nicht für den motorisierten Bootsverkehr vorgesehen sind, erfordert eine Genehmigung der zuständigen kommunalen Behörde.
Gemäß Christian Centner vom Umweltministerium wird bei der Genehmigung unter anderem das Wohl der Allgemeinheit, die Sicherheit und die Erhaltung einer ruhigen Umgebung berücksichtigt. Diese Regelungen sind dazu gedacht, ein sicheres und umweltgerechtes Freizeitverhalten sicherzustellen. Der Antrag auf Zulassung kleiner Hilfsmotoren für das Foilen könnte ein Schritt in Richtung einer Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen sein, um der wachsenden Beliebtheit dieser Sportart gerecht zu werden.
– NAG