Ein mutiger Schritt in Richtung autoarmer Stadt und Veränderung der Mobilität: Im Sommer 2023 ging München mit einem experimentellen Projekt an den Start, das zeigen sollte, wie sich das Stadtbild ohne den massiven Einfluss von Autos gestalten ließe. Die initiative wurde in zwei Stadtteilen, der Kolumbusstraße in der Südlichen Au und am Walchenseeplatz in Obergiesing, durchgeführt.
Die Ergebnisse sind nun durch eine Zusammenarbeit der Technischen Universität München (TUM), des Mobilitätsreferats und des Planungsreferats veröffentlicht worden. Die Bürgerbeteiligung fand im Rahmen einer Online-Befragung statt, und die Rückmeldungen der Anwohner zeigen ein gespaltenes Bild. Besonders spannend sind die unterschiedlichen Erfahrungen in den beiden Vierteln.
Reaktionen der Anwohner: Begeisterung trifft auf Skepsis
Im Rahmen des Projekts, das unter dem Titel „aqt – autoreduzierte Quartiere für eine lebenswerte Stadt“ stand, wurden in zwei Straßen Grün- und Aufenthaltsflächen geschaffen. Dadurch sollte neues Leben in die Viertel gebracht und eine positive Veränderung der Lebensqualität erreicht werden. Das Echo der Anwohner war jedoch gemischt, was die Emotionen zwischen Befürwortern und Kritikern deutlich machte.
Die Beteiligung an der Online-Befragung fiel unterschiedlich aus. Während die Anwohner der Kolumbusstraße insbesondere aktiv waren, blieb die Teilnahme am Walchenseeplatz hinter den Erwartungen zurück. Insgesamt zeigten die Ergebnisse jedoch, dass eine Mehrheit der Befragten das Projekt befürwortet und sich sogar weitere Initiativen dieser Art wünscht. In der Südlichen Au gaben 60 Prozent an, positive Erfahrungen gemacht zu haben, während 31 Prozent negative Rückmeldungen äußerten. Am Walchenseeplatz war das Ergebnis ausgeglichener: Dort fielen 45 Prozent der Stimmen positiv und 42 Prozent negativ aus.
Kommunikationsprobleme und unterschiedliche Bedürfnisse
Trotz der positiven Resonanz war ein zentraler Kritikpunkt die unzureichende Kommunikation im Vorfeld des Projekts. Ein Drittel der Befragten beurteilte die vorangegangene Informationspolitik als mangelhaft. Die Wissenschaftler selbst räumen ein, dass künftige Projekte eine transparenter gestaltete Informationsstrategie benötigen, um alle Betroffenen adäquat einzubeziehen.
Darüber hinaus offenbarte die Umfrage eine Vielzahl an unterschiedlichen Erwartungen und Ansprüchen an den öffentlichen Raum. Während einige Bewohner den neu geschaffenen Raum zur Begrünung und zum Verweilen schätzten, äußerten andere Bedenken über die fehlenden Parkmöglichkeiten. Diese Diskrepanz zeigt, dass Kommunikation allein nicht alle bestehenden Herausforderungen lösen kann.
Eines der Hauptziele des Projekts war es, gesellschaftliche Debatten über den öffentlichen Raum und die Mobilität in den Stadtvierteln anzuregen. Die Forscher betonen, dass Idyllen des urbanen Lebens nicht nur durch Poller und Platanen entstehen, sondern auch durch Dialog und Zusammenhalt in der Gemeinde. So wurde im Rahmen des Projekts nicht nur Kritik geübt, sondern auch ein Raum für gemeinsame Gestaltungsvorschläge geschaffen.
Wie sich die Projekte unter den verschiedenen Aspekten weiterentwickeln, wird mit Spannung verfolgt. Die Erfolge und Misserfolge aus diesen Testphasen könnten wegweisend für künftige Stadtentwicklungsprojekte und die Ausrichtung von Münchens urbaner Mobilität sein.