München – Ungewöhnliche Kunst zieht momentan alle Blicke auf sich: Drei SUVs, gefertigt aus Wolle, Holz, Erde und Lehm, stehen derzeit in der bayerischen Landeshauptstadt und machen auf ein ernstes Umweltproblem aufmerksam. Diese Skulpturen fordern die Bevölkerung heraus, über die gravierenden Folgen der Versiegelung von Böden nachzudenken. Die Stadt München, bekannt als die am stärksten versiegelte Stadt Deutschlands, hat mit dem wachsenden Bedarf an Straßen und Parkplatzflächen zu kämpfen.
Die Idee stammt von der Berliner Künstlerin Folke Köbberling, die an drei stark frequentierten Orten, darunter der Europaplatz, die Nachbildungen der Geländewagen aus einem kompostierbaren Material aufgestellt hat. Diese außergewöhnlichen Objekte sind nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein Statement, das zur Reflexion über unsere urbanen Lebensweisen anregen soll.
Kunst als Spiegel der urbanen Mobilität
Die Skulpturen sind nicht für die Ewigkeit geschaffen: In etwa einem Jahr werden sie zerfallen und sich in Erde verwandeln. Köbberling äußert sich optimistisch über diesen Prozess und hofft, dass die Überreste der Kunstwerke am Ende als hochwertiger Dünger dienen können. „Nach dreizehn Monaten sind sie reines Rohmaterial“, so die Künstlerin.
Die Überführung dieser organischen Rückstände wird in einer Performance stattfinden, die symbolisch eine Verbindung zwischen der überhöhten Verehrung des Autos und der notwendigen Entsiegelung urbaner Flächen herstellt. Diese Aktion soll auf humorvolle Weise die ernsthaften Themen der Umweltverschmutzung und Bodenversiegelung beleuchten.
Köbberling erklärt weiter, dass ihr Projekt „Mash & Heal“ darauf abzielt, das gängige Bild von urbaner Mobilität zu hinterfragen und gleichzeitig das Bewusstsein für Klima- und Umweltschutz zu fördern. Die aktuelle Diskussion darüber, wie öffentliche Räume genutzt werden und wie städtische Mobilität der Zukunft aussehen sollte, wird durch dieses Kunstprojekt angestoßen.
Die Folgen der Bodenversiegelung
Bodenversiegelung hat gravierende Auswirkungen auf die Umwelt. Wenn Flächen mit Beton oder Asphalt bedeckt werden, verlieren Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum. Dies führt in städtischen Ballungsräumen zu einem speziellen Mikroklima, das durch höhere Temperaturen gekennzeichnet ist. Darüber hinaus hat die starke Versiegelung negative Folgen für den Wasserhaushalt. Regenwasser kann nicht mehr ausreichend versickern, was zu Überflutungen und einer schlechten Wasserqualität führt.
Diese Aspekte stehen im Mittelpunkt der Diskussion, die Köbberling mit ihrer Kunst anregen möchte. Neben der Schaffung von Bewusstsein zielt das Projekt darauf ab, nachhaltige Veränderungen in der urbanen Planung und Nutzung öffentlicher Flächen zu fördern.
Die Kunstwerke, die zunächst bewundert werden können, werden mit der Zeit zu einer ernsten Erinnerung an die Folgen einer unreflektierten Urbanisierung. „Wir müssen uns bewusst werden, dass jeder Quadratmeter, den wir versiegeln, verloren ist“, erklärt Köbberling.
Das Projekt wird bis zur vollständigen Zersetzung der Skulpturen im nächsten Jahr an den drei Orten präsent sein. Es ist eine Einladung an die Münchner, innezuhalten und über die eigene Mobilität und deren Einfluss auf das städtische Zusammenleben nachzudenken. Für alle, die mehr über die Hintergründe der Kunstwerke erfahren möchten, gibt es weitere Informationen auf www.bild.de.