19.08.2024, 12:07 Uhr, zuletzt aktualisiert: 19.08.2024, 12:07 Uhr
Im Landkreis Peine breitet sich die Blauzungenkrankheit, auch als BTV-3 bekannt, rasch aus und stellt damit nicht nur Tierhalter, sondern auch die regionalen Tierärzte vor große Herausforderungen. Diese virale Erkrankung, die vor allem Schafe, aber auch Ziegen und Rinder betrifft, hat in den letzten Tagen weitere Ausbrüche in mehreren Schafbetrieben ausgelöst. Nach Angaben des Landkreises gibt es bereits erste Verdachtsfälle bei Rindern, die zwar milder erkranken, aber auf die Gefahr der Krankheit hinweisen.
„Sobald man erste Symptome sieht, die auf diese Tierseuche hindeuten könnten, ist eine sofortige Meldung erforderlich“, unterstreicht der Kreissprecher Fabian Laaß. Tierhalter und Tierärzte sind verpflichtet, unverzüglich alle relevanten Informationen an die zuständigen Stellen weiterzugeben. Hierbei müssen wichtige Details wie Betriebsdaten sowie die Anzahl erkrankter oder verdächtiger Tiere mitgeteilt werden.
Aufmerksame Tierhalter sind gefragt
Die Beobachtung der Tiere ist für Tierhalter von entscheidender Bedeutung. Die Symptome der Blauzungenkrankheit können insbesondere bei Schafen sehr schwerwiegend sein, und oft ist eine tierärztliche Behandlung unumgänglich. Tierhalter von Schafen, Ziegen, Rindern, Alpakas und sogar Wildwiederkäuern sollten ihre Herden ständig im Auge behalten und bei Auffälligkeiten sofort ihren Tierarzt informieren. Dies kann nicht nur das Wohlbefinden der Tiere sichern, sondern auch das Risiko einer weiteren Verbreitung der Krankheit minimieren.
Die spezifische Übertragung findet durch Mückenstiche statt, insbesondere durch Gnitzen. Um Mückenstiche zu reduzieren, sollten Tierhalter darüber nachdenken, mückenabwehrende Mittel zu verwenden. „Wir raten, auch infizierte Tiere entsprechend zu behandeln, um die Verbreitung der Krankheit einzudämmen. Beratung durch den Tierarzt ist hierbei empfehlenswert“, fügt Laaß hinzu.
Impfung als präventive Maßnahme
Um die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit einzudämmen, stehen seit kurzem auch Impfstoffe gegen den BTV-3 Virus zur Verfügung. Diese Impfstoffe sind sehr gut verträglich und bieten einen hohen Schutz bei guter Anwendung. Auch wenn eine Infektion bei geimpften Tieren nicht ausgeschlossen werden kann, sind die Symptome in der Regel weniger gravierend. Die Tierseuchenkasse bietet sogar finanzielle Unterstützung für Impfmaßnahmen an, was für viele Tierhalter von großer Bedeutung sein könnte. Dennoch zeigen aktuelle Zahlen, dass nur ein kleiner Teil der betroffenen Tierhalter von der Impfmöglichkeit Gebrauch macht. Von 158 Schafhaltern haben bisher lediglich 15 ihre Tiere impfen lassen, und bei 65 Ziegenhaltern sind es nur vier.
Gesundheitliche Meldepflicht besteht auch hier: Nach einer Impfung müssen die Tierhalter innerhalb von sieben Tagen dem Veterinäramt die Details zur Impfung sowie die Anzahl der geimpften Tiere mitteilen. Diese Information ist essenziell, um die Verbreitung der Krankheit effektiv zu überwachen und einzuschränken.
Der regionale Markt ist derzeit durch die Blauzungenkrankheit stark gefordert. Während infizierte Tiere in der akuten Phase und bei sichtbaren Symptomen nicht transportiert werden dürfen, bestehen aktuell für nicht betroffene Betriebe in der Region keine Einschränkungen. Dies könnte jedoch schnell an Bedeutung gewinnen, sollte sich die Krankheit weiterhin so rasant ausbreiten.
Aktuelle Lage und Maßnahmen
Die Situation im Landkreis Peine bleibt angespannt. Angesichts der schnellen Ausbreitung der Blauzungenkrankheit ist es für alle Beteiligten – von den Tierhaltern bis zu den Behörden – von äußerster Wichtigkeit, wachsam zu bleiben und im Falle von Auffälligkeiten umgehend zu handeln. Prävention, Aufklärung über die Symptome und Impfungen werden entscheidend sein, um einen umfassenden Ausbruch zu verhindern.
Die Blauzungenkrankheit, verursacht durch das Bluetongue-Virus (BTV), wird vor allem durch Gnitzen (Mücken) übertragen und stellt eine erhebliche Bedrohung für Wiederkäuervieh dar. Es gibt verschiedene Serotypen des Virus, wobei BTV-3 einer der häufigsten ist. In Europa wurden seit der ersten Ausbreitung Anfang der 2000er-Jahre immer wieder Ausbrüche von Blauzungenkrankheit gemeldet. Diese Wiederkehr zeigt, dass es auf verschiedenen Ebenen, von der Tierhaltung bis zur Tiergesundheitspolitik, notwendig ist, die Ausbreitung solcher Krankheiten effektiv zu kontrollieren.
In der Vergangenheit gab es in Deutschland bereits mehrere Ausbrüche dieser Krankheit, insbesondere in den Jahren 2006 und 2008. Diese betrafen vor allem die südlichen Bundesländer und machten wiederholt Änderungen in den spezifischen Maßnahmen zur Kontrolle und Prävention erforderlich. Im Vergleich zu damaligen Ausbrüchen zeigt die aktuelle Situation, dass die Reaktionsmechnismen der Behörden verbessert worden sind, um schneller und gezielter auf solche Ausbrüche zu reagieren.
Folgen der Erkrankung auf der wirtschaftlichen Ebene
Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Tierseuchen wie der Blauzungenkrankheit können gravierend sein. Neben den direkten Behandlungskosten für erkrankte Tiere entstehen auch hohe Folgekosten durch Produktionsverluste, insbesondere bei Rindern und Schafen. Nach Angaben der Schweizerischen Gesellschaft für Veterinärmedizin verursacht jede Erkrankung nicht nur individuelle Tierverluste, sondern kann auch zu Handelsbeschränkungen führen, da erkrankte Tiere nicht transportiert werden dürfen. Solche Handelsbeschränkungen wirken sich negativ auf die Einkommen der Landwirte und die gesamte Lieferkette aus.
Eine Studie des Weltverbandes für Tiergesundheit hebt hervor, dass die wirtschaftliche Belastung durch Tierseuchen weit über die Kosten für Impfungen und Behandlungen hinausgeht. Die Implementierung umfassender Impfstrategien und nachhaltiger Landwirtschaftspraktiken wird daher als wesentliche Maßnahme zum Schutz der Tiergesundheit und zur Stabilität der Märkte angesehen.
Impfstrategien und ihre Bedeutung
Die derzeit verfügbare Impfung gegen BTV-3 ist ein entscheidender Aspekt der Managementstrategien für die Tiergesundheit. Im Landkreis Peine wird die Wichtigkeit der Impfungen durch verschiedene Initiativen unterstrichen, um die Impfquote zu erhöhen. Der Landkreis fordert von den Haltern eine aktive Teilnahme an den Impfprogrammen, um eine möglichst breite Immunität unter den Tieren zu gewährleisten. Laut einer Mitteilung des Landkreises Peine sind nur 15 von 158 Schafhaltern und vier von 65 Ziegenhaltern der Impfaufforderung bislang nachgekommen.
Die Verbreitung des Virus hängt stark von der Besiedelung und Aktivität der stechenden Insekten ab. Daher wird neben der Impfung auch geraten, andere Maßnahmen zu ergreifen, um die Exposition gegenüber Mücken zu reduzieren. Dies umfasst Konzeptentwicklungen, die darauf abzielen, das Auftreten dieser Vektoren zu minimieren und mithilfe von Insektenschutzmitteln die Tiere zu schützen.
– NAG