Peine. Bei den Rindern im Landkreis Peine gibt es nun auch erste Verdachtsfälle auf die Blauzungenkrankheit, die durch den Gnitzenstich übertragen wird. Die Ausbreitung des Virus, speziell des Typs BTV-3, wird aufmerksam beobachtet, und Tierhalter sind aufgerufen, wachsam zu sein.
Die ersten Anzeichen der Blauzungenkrankheit wurden primär in Schafhaltungen festgestellt. Die Symptomatik ist bei Schafen oft gravierender, was einer der Gründe ist, weshalb die Behörde Tierhalter eindringlich zur Meldung von Krankheitsverdachtsfällen auffordert. Kreissprecher Fabian Laaß betont: „Bereits bei den ersten Anzeichen von Symptomen müssen Tierhalter handeln und schnellstmöglich informieren.“ Dies gilt nicht nur für die Halter der betroffenen Tiere, sondern auch für Tierärzte und andere Personen, die mit diesen Tieren in Kontakt stehen.
Meldung und Beobachtung
Der Landkreis hat klare Anweisungen veröffentlicht, wie Veterinärbehörden zu informieren sind. Die Meldung sollte per E-Mail an lebensmittel.tiere@landkreis-peine.de erfolgen und muss Angaben wie die Betriebsdaten, die Registriernummer und die Zahl der erkrankungsverdächtigen Tiere enthalten. Für dringende Rückfragen sind die Behörden telefonisch unter (05171) 4016023 oder am Wochenende über die Regionalleitstelle Braunschweig/Peine erreichbar.
Gerade Tiere wie Schafe, Ziegen und Rinder stehen im Fokus der Beobachtung. Es ist wichtig, auf Symptome zu achten und im Verdachtsfall sofort den Tierarzt sowie das Veterinäramt zu benachrichtigen. Der Verlauf der Krankheit kann bei Schafen besonders kritisch sein. Wenn diese Tiere an Blauzungenkrankheit erkranken, können schwere Komplikationen auftreten.
Vorbeugung und Impfung
Um die Verbreitung der Blauzungenkrankheit zu verhindern, setzen Tierhalter verstärkt auf Präventionsmaßnahmen. Erste Impfstoffe zum Schutz gegen das BTV-3 Virus sind mittlerweile verfügbar. Impfungen bieten eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ernsthafte Krankheitserscheinungen nicht ausbrechen. Selbst bei bereits infizierten Tieren können die Symptome bei geimpften Tieren in der Regel deutlich milder ausfallen.
Ein erschreckender Trend zeigt sich jedoch: Von 158 Schafhaltern in Peine haben lediglich 15 Tierhalter ihre Schafe gegen diese Krankheit impfen lassen. Bei Ziegenhaltern ist die Zahl noch geringer, nur vier von 65 haben bisher schon einen Impfstoff nutzen lassen. „Insgesamt wurden seit der Verfügbarkeit des Impfstoffes erst rund 800 Tiere geimpft“, erläutert Laaß. Es wird dringend empfohlen, auch die Impfungen dem Veterinäramt innerhalb von einer Woche nach der Durchführung zu melden.
Es gibt aktuell keine Handelsbeschränkungen für betroffene Betriebe in Niedersachsen, jedoch dürfen infizierte Tiere während der akuten Infektionsphase nicht transportiert werden, sofern klinische Symptome vorliegen.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Überträger der Krankheit – die Gnitzen. Diese Insekten infizieren Tiere durch ihr Stichverhalten. Naturgemäß steigt die Wahrscheinlichkeit, gestochen zu werden, während der warmen Monate. Es ist ratsam, mückenabwehrende Mittel zu verwenden, um das Risiko zu minimieren. Laaß ermutigt Tierhalter, sich hierzu von ihrem Tierarzt beraten zu lassen, um die Tiere bestmöglich zu schützen.
Aufmerksamkeit und Sensibilisierung für die Krankheit
Die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit stellt eine bemerkenswerte Herausforderung für die Tierhalter in der Region dar. Trotz der zur Verfügung stehenden Prävention und Impfoptionen scheint die Bereitschaft zur Impfung noch ausbaufähig. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Wochen entwickeln wird. Es liegt nun an den Tierhaltern, Verantwortung zu übernehmen und ihre Tiere vor dieser gefährlichen Krankheit zu schützen, um auch zukünftige Ausbrüche wirksam zu verhindern.
Die Blauzungenkrankheit in Deutschland. Die Blauzungenkrankheit (BT) ist eine virale Erkrankung, die insbesondere bei Schafen, aber auch bei Ziegen und Wiederkäuern auftritt. Sie wird durch das Blauzungenvirus (BTV) verursacht, das von Gnitzen (Culicoides) übertragen wird. Deutschlands erste Ausbrüche der Blauzungenkrankheit wurden im Jahr 2007 dokumentiert, wobei der Typ BTV-8 in den Fokus rückte. Seitdem hat sich die Krankheit in verschiedenen Regionen ausgebreitet und mehrere Serotypen des Virus wurden identifiziert.
Die Ausbrüche der Blauzungenkrankheit haben nicht nur gesundheitliche Auswirkungen auf die betroffenen Tiere, sondern auch enorme wirtschaftliche Konsequenzen für die Landwirte. Zucht- und Fleischerträge können erheblich sinken, was die Einkommen der Tierhalter gefährdet. Außerdem sind die Auflagen für den Handel mit betroffenen Tieren und deren Produkten stark reguliert.
Bedeutung der Impfstoffe und Maßnahmen zur Bekämpfung
Die Entwicklung und Anwendung von Impfstoffen ist ein zentraler Aspekt zur Kontrolle der Blauzungenkrankheit. Aktuell stehen mehrere Impfstoffe gegen verschiedene Serotypen, einschließlich BTV-3, zur Verfügung. Diese Impfstoffe tragen wesentlich dazu bei, die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern und schwere Krankheitsverläufe zu mindern. Die Impfstrategie soll sowohl die Herdenimmunität erhöhen als auch die wirtschaftlichen Verluste durch Krankheitsausbrüche verringern.
Zusätzlich zu den Impfmaßnahmen sollten Tierhalter auch Hygienemaßnahmen und die Kontrolle von Gnitzenpopulationen in Betracht ziehen. Indem geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung der Insekten ergriffen werden, können die Infektionsrisiken für ihre Tiere signifikant gesenkt werden. Hierzu gehören unter anderem die Bekämpfung von Brutstätten, der Einsatz von Insektenschutzmitteln und die Anpassung der Weidezeiten auf Zeiten niedriger Insektenaktivität.
Statistische Daten zur Verbreitung der Blauzungenkrankheit
Gemäß dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) wurde in den letzten Jahren eine Zunahme der Fälle von Blauzungenkrankheit in Deutschland festgestellt. Für das Jahr 2022 wurden 23 Ausbrüche in verschiedenen Bundesländern erfasst. Besonders betroffen waren Landkreise in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Diese Daten unterstreichen die Notwendigkeit einer soliden Impfstrategie und eines proaktiven Managements im Tierbestand, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.
Die Impfquote unter Tierhaltern bleibt jedoch unzureichend. Nach Angaben des Landkreises Peine haben nur etwa 9% der Schafhalter und weniger als 6% der Ziegenhalter bisher einen Impfstoff gegen BTV-3 verwendet. Diese Zahlen zeigen eine dringende Notwendigkeit an Informationskampagnen, um das Bewusstsein für die Bedeutung der Impfung zu erhöhen und das Risiko von Ausbrüchen zu minimieren.
Für weitere Informationen über die Blauzungenkrankheit und die aktuellen Entwicklungen in Deutschland kann die Webseite des Friedrich-Loeffler-Instituts besucht werden.
– NAG