Main-Spessart

Meinungsstreit im Spessart: Chancen oder Risiken für Biosphärenreservat?

Biosphärenreservat im Spessart: Trotz Aiwangers Abwesenheit bestimmte die Exkursion der Freien Wähler am Freitag, dass sachliche Fakten und Chancen für die Region im Vordergrund stehen, während kritische Stimmen aus der Basis um Verständnis für eine nachhaltige Entwicklung ringen.

Die Debatte über ein mögliches Biosphärenreservat im Spessart nimmt Fahrt auf und war jüngst Teil einer Exkursion des Freie-Wähler-Kreisverbands Main-Spessart durch den Lohrer Stadtwald. Obwohl Hubert Aiwanger, der politische Kopf der Freien Wähler, einen Termin in der Region hatte, blieb er bei diesem Treffen fern. Der Kreisvorsitzende Christoph Vogel stellte gleich zu Beginn klar, dass die Teilnehmer an sachlichen und neutralen Informationen interessiert seien. Er verwies auf die Chancen, die ein Biosphärenreservat bieten könnte, und ließ durchblicken, dass die Parteibasis anscheinend Aiwanger nicht an ihrer Seite haben wollte.

Die Exkursion fand im Rahmen einer dreistündigen Veranstaltung statt, die von etwa 30 Teilnehmern besucht wurde. Während Aiwanger, der als Kritiker eines Biosphärenreservats gilt, dieses Konzept als „Schnapsidee“ abtat, zeigten sich die Freien Wähler Main-Spessart offen für die Idee einer nachhaltigen Regionalentwicklung. „Die Meinung aus München interessiert uns da erst mal nicht“, so Vogel. Dies zeigt, dass die Basis der Partei in der Region anders tickt als ihr Anführer und kontroverse Positionen einnimmt.

Aufklärung über Möglichkeiten und Vorurteile

Bei der Exkursion wurden kritische Fragen zur Brennholzversorgung, der Jagd und der Zukunft des heimischen Baumbestands geäußert. Antworten lieferten Michael Neuner, der Leiter des städtischen Forstbetriebs, und Sebastian Kühl, der mit der Prüfung der Machbarkeit eines Biosphärenreservats betraut ist. Beide waren bemüht, die weitverbreiteten Halbwahrheiten über das Biosphärenreservat zu entkräften. Dabei betonten sie, dass mit Ausnahme eines Wegegebots in der Kernzone von nur drei Prozent der Fläche keine nennenswerten Einschränkungen auf die Waldbewirtschaftung zukommen würden.

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Ein Biosphärenreservat könnte durchaus Chancen für die Region bieten, etwa im Bereich des Tourismus, der Mobilität oder der Schaffung einer Dachmarke für den Spessart. Gemäß Kühl könnten die Kommunen selbst darüber entscheiden, in welche Richtung sich die Region entwickeln solle. Diese Aussage unterstreicht den Wunsch nach regionaler Selbstbestimmung.

Neuner erklärte, dass sich wirtschaftliche Ertragskraft und Naturschutz nicht gegenseitig ausschließen müssen. Der Lohrer Stadtwald, einer der produktivsten Wälder in Bayern, blüht nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern zeigt auch überdurchschnittlich hohe Werte für Biotopbäume und Totholz, die für die Artenvielfalt wichtig sind. Das Beispiel verdeutlicht, dass nachhaltige Praktiken durchaus gangbar sind.

Bei den Ängsten um die Brennholzversorgung, die oft in Diskussionen über Biosphärenreservate aufkommen, weist Neuner darauf hin, dass diese letzten Endes unbegründet seien. Historische Flächenstilllegungen im Staatswald hätten zu keinen nennenswerten Nachteilen für Holzrechtler geführt. Aiwangers Argumentationen, die die aktuellen Diskussionen begleiten, scheinen eher populistisch motiviert zu sein.

Stand der Entscheidungen in den Kommunen

Die Entscheidung, ob ein Biosphärenreservat im Spessart ausgeschrieben wird, liegt derzeit bei den Kommunen. Von insgesamt 86 Gemeinden haben 41 bereits befürwortet, während 14 dagegen sind. In 31 weiteren Kommunen sind die Entscheidungen noch ausständig, vor allem im Landkreis Miltenberg. Diese Meinungen spiegeln einen erheblichen Bevölkerungsunterschied wider: In den befürwortenden Kommunen leben etwa 275.000 Menschen, in den ablehnenden rund 20.000.

Ein zentraler Punkt für die Ausweisung eines Biosphärenreservats ist die Identifizierung ausreichend großer Flächen für die erforderliche Kernzone, in der die Natur unverändert blühen soll. Bisher haben die Kommunen rund 900 Hektar angeboten, doch die Flächen reichen nicht aus, um den gesamten Spessart als Biosphärenreservat zu klassifizieren. Die Diskussion bleibt also nach wie vor spannend und ungewiss.

In Anbetracht der aktuellen Situation zeigt die Exkursion, dass in der Region ein starkes Interesse an einer fundierten und ehrlichen Diskussion über die Vorzüge und Herausforderungen eines Biosphärenreservats besteht. Die Frage, wie die Entwicklung im Spessart weitergehen soll, bleibt offen, und Politiker und Bürger sind aufgerufen, sich aktiv einzubringen. Für weitere Informationen zu diesem Thema, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.main-echo.de.

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