Der Verein hat heuer zum bereits 15. Mal den „Heimatpreis“ vergeben, eine Auszeichnung für Personen, die sich stark für ihre Heimat eingesetzt und dabei vorbildliche Leistungen erbracht haben. Dies verkündete der Vorsitzende Karl Becker am Samstag in der Festhalle, wo zahlreiche frühere Preisträger sowie Kahler Ehrenbürger und Gemeinderäte anwesend waren.
Edith Bandow war die erste Preisträgerin des Nachmittags und erhielt den Heimatpreis in der Kategorie „Verdiente Bürger“. Ihre Laudatorin, Astrid Kochanowski, erzählte von Bandows beeindruckendem Werdegang, der 1970 mit ihrem Beitritt zur SPD begann. Gemeinsam mit anderen engagierten Frauen gründete sie in Kahl die „Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen“ (ASF), die unter anderem das Frauenhaus in Hanau unterstützte. Kochanowski bedauerte, dass trotz bemerkenswerter Entwicklungen noch immer Frauenhäuser benötigt werden: „Es wird immer noch gedroht, geschlagen und getötet. Nichts hat sich geändert – im Gegenteil.“ Bandows Engagement für Familien in Kahl zeigte sich etwa in der Organisation von Kinderfesten und der Verbesserung von Spielplätzen.
Auftakt für die Preisverleihung
Seit 2013 steht sie an der Spitze der Kahler SPD, zunächst im Dreierteam, dann ab 2015 in einer Doppelspitze mit Astrid Kochanowski und mittlerweile mit Hermann Jung. Ihre Hauptziele sind Gleichberechtigung, die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und die Stärkung der Demokratie. Bandow richtete einen Appell an die jüngere Generation: „Beteiligen Sie sich an der Politik, vor allem an der Basis, und lassen Sie sich die Politik nicht von TikTok oder Ähnlichem erklären.“
In der Kategorie „Soziale Heimat“ wurde Andrea Kaiser mit dem Miniatur-Sandhasen ausgezeichnet, eine Premiere für Bürgermeisterin Julia Fischer. Sie würdigte Kaisers politischen Einsatz von 2002 bis 2014 im Gemeinderat für die CSU, wo sie vor allem im Bauausschuss aktiv war und 2014 mit der kommunalen Verdienstmedaille in Bronze ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus ist Kaiser eine leidenschaftliche Musikerin, die bis 2009 den katholischen Kirchenchor leitete. Darüber hinaus organisierte sie über 35 Jahre hinweg den Kahler Weihnachtsmarkt, bei dem mehr als 40.000 Euro für soziale Einrichtungen gesammelt wurden. Fischer lobte Kaisers besonderes „Durchhaltevermögen“ und ihr uneigennütziges Engagement.
Ein Zeichen gegen gesellschaftliche Spaltung
Kaiser betonte, dass der Preis nicht nur ihr, sondern auch ihren Mitstreitern gebührt und erinnerte dabei an den kürzlich verstorbenen Altbürgermeister Helmut Röll, dessen Einsatz entscheidend für den Fortbestand des Weihnachtsmarktes war. Sie übergab im Rahmen der Preisverleihung die Spende des letztjährigen Weihnachtsmarktes, diesmal zugunsten der örtlichen Kindergärten.
In seiner Eröffnungsrede warnte Karl Becker vor der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft: „Das ist kein Naturgesetz: Spielen wir da nicht mit“, und forderte eine vertrauensvolle und respektvolle zwischenmenschliche Atmosphäre. Landrat Alexander Legler bezeichnete die Heimatpreis-Verleihung als Zeichen für die hohe Lebensqualität in der Region, da sie die engagierten Menschen hervorhebt, die sich durch besondere Leistungen auszeichnen.
Der Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt durch den Musikschul-Verein „Musikahlisch“ sowie durch Luis Adam, der mit seinem Comedy-Programm „Kartoffelsüppsche“ für Auflockerung sorgte.
Zusätzlich nutzte der Heimat- und Geschichtsverein die Preisverleihung, um seine Aktivitäten für die kommenden Jahre zu präsentieren. So wird unter anderem eine Ausstellung zu den Themen „Eisenbahn 1854“ und „Postgeschichte 1874“ im Winter/Frühjahr 2024/2025 vorbereitet. Im Frühling steht zudem die Anbringung einer Christophorus-Figur an der Kahler Pfarrkirche auf dem Programm, gefolgt von einer Einladung an Grundschüler ins Heimatmuseum. Dort wird das Leben auf der Burg und im Dorf Kahl thematisiert, während im Herbst eine Sonderausstellung zum Kriegsende 1945 geplant ist. Auch die nächste Heimatpreis-Verleihung ist bereits in Vorbereitung.