Burkard Wehr, ein 60-jähriger Einwohner von Remlingen, lebt in einem Anwesen, das nicht nur er selbst, sondern auch die Geschichte der Region prägt. Das alte Gebäude ist das älteste seiner Art in der Ortschaft und hat den Charme vergangener Jahrhunderte bewahrt. Wehr hat das Haus, in dem er aufgewachsen ist, 2002 von seinen Eltern übernommen und widmet seitdem viel Zeit und Energie der Erhaltung und Renovierung dieses historischen Erbes.
Die faszinierende Geschichte des Hauses reicht bis ins Jahr 1377 zurück, als ein Lehenvertrag des Klosters Fulda erstmals dokumentiert wurde. Wehr hat sich der Aufgabe angenommen, diese Geschichte zu erforschen und hat akribisch alle verfügbaren historischen Dokumente durchforstet. „Die Hausgeschichte ist eng mit der Ortsgeschichte verbunden“, sagt Wehr und beschreibt seine Entdeckungsreise in die Vergangenheit.
Historische Erkundungen und Dokumentation
Seine Recherchen führten ihn durch verschiedene Archive, in denen er wertvolle Informationen gesammelt hat. „Man muss im Archiv rückwärts gehen“, erklärt Wehr. Sein Ausgangspunkt war ein Dokument aus dem Grundsteuer-Kataster von 1832, das ihm half, die Eigentümer des Anwesens bis zurück ins 14. Jahrhundert zurückzuverfolgen. Diese akribische Arbeit ermögliche es ihm, die Entwicklung des Hauses über mehrere Jahrhunderte hinweg nachzuvollziehen.
Das Anwesen musste viele Herausforderungen überstehen, darunter mehrfachen Wiederaufbau, insbesondere nachdem Brände das Gebäude mehrere Male verwüsteten. Der Gewölbekeller, der in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben ist, erzählt die Geschichte ehemaliger Lagerstätten für Most und Wein. Der Keller, der im Sommer kühle Temperaturen bietet, ist jedoch nicht mehr für die Lagerung geeignet, sodass Wehr ihn gelegentlich für Feste nutzt.
Die Renovierungen, die Wehr unternommen hat, sind das Ergebnis leidenschaftlicher Hingabe und handwerklichen Geschicks. 2004 sanierte er die Fassade und das Dach des Anwesens, wobei er historische Materialien und Techniken verwendete. „Das Gerüst stand 20 Wochen lang rund um das Haus“, berichtet er. Der Denkmalschutz stellte für Wehr kein Hindernis dar; im Gegenteil, er hat sogar oft über die Anforderungen der Behörden hinausgearbeitet.
Herausforderungen bei der Renovierung
Die Herausforderungen einer Renovierung eines denkmalgeschützten Hauses sind zahlreich. Wehr erklärt, dass handelsübliche Dämmstoffe für sein Haus nicht in Frage kommen, da sie die „Atmungsaktivität“ des Gebäudes beeinträchtigen würden. „Die Feuchtigkeit muss reguliert werden, damit das Holzfächwerk nicht verfault“, sagt er. Daher entschied er sich gegen eine Schilfrohrdämmung, die das Erscheinungsbild des Hauses erheblich verändert hätte.
Eine weitere Anekdote aus der Renovierung betrifft die Haustür im Biedermeier-Stil. Wehr hat die Tür selbst hergerichtet und sogar das originale Angebot aus dem Archiv gefunden, das den Preis von 25 Gulden dokumentiert. Es sei wichtig, die Bewohnbarkeit in Einklang mit der historischen Substanz zu bringen, so Wehr, und auch wenn nicht alles perfekt sei, habe das Anwesen seinen eigenen Charakter bewahrt.
Der Erhalt solcher historischen Gebäude ist nicht nur eine Frage der persönlichen Leidenschaft, sondern auch des kulturellen Erbes. Die Gemeinde Remlingen beteiligt sich aktiv an der Förderung solcher Initiativen. Am 15. September wird beispielsweise der „Tag der Innenentwicklung“ im Landkreis Würzburg durchgeführt, der auf die Bedeutung der Erhaltung historischer Ortskerne aufmerksam macht. Wehr bietet im Rahmen dieser Veranstaltung einen Blick auf sein Anwesen, das einen einzigartigen Einblick in die Geschichte und das Leben in Remlingen ermöglicht.
– NAG