Garmisch-PartenkirchenMünchen

Rentner in Garmisch-Partenkirchen kämpfen um ihren Haustrunk von Löwenbräu

Rentner und ehemalige Mitarbeiter der Löwenbräu-Brauerei in Garmisch-Partenkirchen müssen nun 100 Kilometer nach München fahren, um ihren vertraglich zugesicherten 'Haustrunk' abzuholen, was gesundheitliche und ökologische Bedenken aufwirft und die Verantwortung der Brauerei gegenüber ihren langjährigen Angestellten in Frage stellt.

In der charmanten Region Garmisch-Partenkirchen regt sich Unmut unter ehemaligen Mitarbeitern der renommierten Löwenbräu-Brauerei. Mehr als 20 Rentner, die beim beliebten Bierhersteller tätig waren, haben nach jahrzehntelanger Betriebszugehörigkeit das Recht auf ihren sogenannten „Haustrunk“ – ein nicht unwesentlicher Teil ihrer Rente. Doch die bequeme Abholung im lokalen Getränkemarkt ist Vergangenheit. Künftig müssen sie die Rückreise nach München antreten, um sich ihre regelmäßigen Kästen Bier oder alkoholfreie Getränke abzuholen, was viele Betroffene vor große Herausforderungen stellt.

Friedl Ostler, ein ehemaliger Bierfahrer, kämpft für die Rechte seiner Kollegen. Er beschreibt eindringlich die Situation: „Das ist ein Unding. Viele von uns können gesundheitlich gar nicht mehr diese 100 Kilometer nach München fahren.“ Die neue Regelung wird als ökologisch fragwürdig betrachtet, da die Entscheidung für die Abholung im Werk möglicherweise im Widerspruch zu den Nachhaltigkeitszielen großer Brauereien steht. Ostler nennt dies einen „schlechten Witz“, wenn eine Brauerei, die sich umweltfreundlich gibt, einer Handvoll Rentner abverlangt, mit individuellen Autofahrten nach München zu fahren, um ein paar Kästen Bier abzuholen.

Gesetzliche Herausforderungen und ihre Auswirkungen

Die Tradition des Haustrunks ist in Bayern tief verwurzelt und reicht oft bis zu den Anfängen der Braukunst zurück. Für viele Rentner ist dieser Trunk nicht nur eine kleine Belohnung für die jahrelange Tätigkeit in der Brauerei, sondern auch ein wichtiger Bestandteil ihres monatlichen Budgets. „Die Preise sind gestiegen, und die Löhne rentnerbedingt nicht“, sagt Ostler und beschreibt die emotionale Belastung, die sich aus der neuen Fracht ergibt. Es handelt sich nicht nur um Bier; es ist ein Stück Lebensqualität, das ihnen verwehrt wird.

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Die Abholung der Getränke im örtlichen Getränkemarkt war für die Rentner eine Selbstverständlichkeit, die nun in der Vergangenheit liegt. Sebastian Höck, Betreiber des Getränkemarktes, gibt zu, dass die Abholung in der Landeshauptstadt kein zusätzlicher Aufwand wäre. „Ich hätte die Rentner gern beliefert, aber die Brauerei sieht das anders und kündigte an, dass die Rentner selbst nach München reisen müssen, um ihre Getränke zu holen“, bestätigt Höck. Der neue Eigentümer, der Anheuser-Busch-InBev-Konzern, hat seine Sicht auf den Haustrunk offenbar geändert, was die Loyalität und die Verdienste der ehemaligen Mitarbeiter in Frage stellt.

Ein Call für Solidarität

Ostler spricht im Namen vieler, wenn er verlangt, dass die vertraglich zugesicherten Freigetränke auch weiterhin in Garmisch-Partenkirchen bereitgestellt werden sollten. „Es ist respektlos, was die Großkonzerne hier machen. Wir haben das Bier nicht nur verkauft, sondern auch mitgeschleppt und die Marke über Jahre hinweg mit unserer Arbeit aufgebaut“, betont er mit Nachdruck. Es ist nicht nur eine Frage der Getränke, sondern ein Aufschrei gegen die unmenschlichen Praktiken, die zunehmend in großen Unternehmen Einzug halten.

Die Thematik des Haustrunks ist leider nicht neu; es gibt bereits seit Jahren Diskussionen und rechtliche Auseinandersetzungen über Freigetränke und deren steuerliche Behandlung. Brauereiinhaber im ganzen Land sehen sich mit ähnlichen bürokratischen Hürden konfrontiert und viele verzichten daher ganz auf die Tradition. „Das Thema stellt eine enorme Herausforderung dar. Es ist zu viel Bürokratie geworden und viele Unternehmen sehen sie als Belastung an“, erklärt Antonius Huber von der Brauerei Garmisch, der die Tradition noch aufrechterhält.

Die großen Konzerne, die wie Anheuser-Busch-InBev die Brauerei Löwenbräu übernommen haben, scheinen wenig Interesse an solchen Traditionen und den Bedürfnissen ihrer ehemaligen Mitarbeiter zu haben. Angesicht des enormen Umsatzes von 57,8 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 könnte man argumentieren, dass der Verzicht auf eine kleine, vertraglich zugesicherte Leistung wie dem Haustrunk ein kleines Entgegenkommen darstellen sollte. „Wenn sie sich da keinen Haustrunk mehr leisten können, weiß ich auch nicht mehr“, schließt Ostler, während die Rentner im Landkreis auf eine Rückkehr zur alten Tradition hoffen.

– NAG

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