Ein Vorfall in der Hohen Rhön sorgt für erhebliches Aufsehen: In einer rechtlichen Premiere wurde in Bayern erstmals seit über 140 Jahren ein Wolf erschossen, nur um festzustellen, dass es sich um den falschen Wolf handelte. Der erschossene Tier war nicht verantwortlich für mehrere Schafsrisse, die zu seinem Abschuss führten. Dies gab die Bezirksregierung Unterfranken am Freitag, dem 6. September, bekannt.
In der Nacht vom 26. August, einem Zeitpunkt, der durch mehrere Schafsrisse geprägt war, wurde ein Wolf erlegt. Doch genetische Tests haben ergeben, dass der Wolf, den man erschoss, nicht der Übeltäter war. Stattdessen hat ein männlicher Wolf die Risse verursacht, und die angebliche „schuldige“ Wölfin, die hinter früheren Vorfällen stecken sollte, war nicht die Richtige, wie sich herausstellte.
Die Suche nach dem wahren Täter
Die Wölfin, die man erschoss, wurde als Gefährder bezeichnet, allerdings ist sie nicht für den Vorfall vom 26. August verantwortlich. Die Fälle von Nutztierübergriffen, für die sie zuvor in Verdacht geriet, wurden ebenfalls nun anders eingeordnet. Die Ermittlungen zeigen, dass die sechs getöteten und vier verletzten Schafe in der besagten Nacht durch ein männliches Tier angegriffen wurden.
Interessant ist, dass die Schafe nicht durch einen sogenannten Herdenschutzzaun, der normalerweise dazu dient, solche Angriffe zu verhindern, getötet wurden. Stattdessen scheinen die Schafe diesen Schutz aus eigenem Antrieb aufgebrochen und wurden dem Wolf schutzlos ausgeliefert. Ob die Anwesenheit des Raubtiers zur Panik der Schafe führte, bleibt unklar.
Die Tragik dieses Vorfalls wirft Fragen auf. Der Ausnahmebescheid, der am 1. August erlassen worden war, ist hinfällig, und nun muss die Bezirksregierung über das weitere Vorgehen entscheiden. Diese Genehmigung wurde ursprünglich erteilt, weil es in der Zeit von Anfang Juni bis Ende Juli zu mehrfachen Übergriffen auf geschützte Weidetiere gekommen war.
In Bayern ist der Abschuss von Wölfen ein kontrovers diskutiertes Thema. Es gibt leidenschaftliche Debatten über die Regelungen, wann und wie Wölfe in Bayern getötet werden dürfen. Diese Diskussionen finden nicht nur in der Politik, sondern auch im Alltagsdiskurs und sogar vor Gericht statt.
Im Oktober 2023 gab die bayerische Regierung das grüne Licht für den Abschuss von zwei Wölfen in der Rhön. Allerdings wurden diese Maßnahmen durch Eilanträge von Umweltschutzverbänden gestoppt, wodurch die politische Lage weiterhin angespannt bleibt.
Einen bemerkenswerten Rückschlag erlebte die bayerische Wolfsverordnung, die von Mai bis Juli vereinfachte Regelungen für den Abschuss der Tiere vorsah. Ein Formfehler führte zur Rücknahme dieser Regelung durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof, die eine Neuauflage nun in der Planungsphase ist.
Die Sorge um Wolfsangriffe auf Nutztiere bleibt jedoch bestehen. Der Landrat des Landkreises Rhön-Grabfeld, Thomas Habermann von der CSU, hat bereits an Bundesumweltministerin Steffi Lemke appelliert, den Schutzstatus der Wölfe zu überprüfen und abzusenken.
Diese Entwicklungen sind nicht nur von lokalem, sondern auch von bundesweiter Bedeutung, da die Debatten über den Umgang mit Wölfen in Deutschland weiterhin hitzig geführt werden. Der Vorfall in der Rhön zeigt die Komplexität des Themas und die Herausforderungen, die bei der Balance zwischen Naturschutz und der Sicherheit von Landwirtschaftsbetrieben entstehen.