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Inklusionscafé in Hebertshausen: Chancen für Menschen mit Behinderung

Im neu eröffneten Inklusionscafé in Hebertshausen, das von Tanja Patti, der Inklusionsbeauftragten und Mutter eines Kindes mit Behinderung, ins Leben gerufen wurde, erhalten Menschen mit Beeinträchtigungen die Chance, praktische Fähigkeiten zu erlernen und wichtige soziale Kontakte zu knüpfen, während ein besonderes Bestellsystem ihnen den Arbeitsalltag erleichtert.

Draußen vor dem neuen Inklusionscafé in Hebertshausen zeigt Tanja Patti eine Gruppe von Besuchern die ersten Tische. Die Inklusionsbeauftragte hat mit ihrer Idee, ein solches Café zu eröffnen, einen wichtigen Schritt in Richtung Integration von Menschen mit Behinderung unternommen. Sie ist selbst Mutter eines Kindes mit Behinderung, was ihr Anliegen sehr persönlich macht.

Ihr Sohn Valentino, der momentan die achte Klasse besucht, wird inklusiv beschult. Tanja möchte, dass er nach seiner Schulzeit nicht in eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung gehen muss, sondern auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eine Chance erhält. Diese Vision motiviert sie, eine Umgebung zu schaffen, in der Menschen mit Behinderung qualitativ hochwertige Möglichkeiten haben, sich zu beweisen und zu wachsen.

Ein innovatives Bestellsystem für alle

Das neue Café hat nicht nur einen hygienischen Raum für die Zubereitung von Speisen, sondern auch ein innovatives Bestellsystem eingeführt, das auf ein breites Spektrum an Fähigkeiten eingeht. Damit alle Mitarbeiter, auch diejenigen mit weniger Erfahrungen in Schrift und Geldumgang, teilnehmen können, können die Gäste ihre Bestellungen bequem über einen QR-Code auf ihren Smartphones aufgeben.

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Tanja erläutert, dass dies besonders vorteilhaft für Menschen ist, die Schwierigkeiten beim Lesen oder Schreiben haben. Mit diesem System sind sie mehr als nur gute Helfer – sie sind aktive Teilnehmer an dem Geschehen im Café. Sie tragen somit nicht nur zu einem angenehmen Café-Betrieb bei, sondern haben auch die Möglichkeit, Fähigkeiten zu erlernen, die sie in ihrem späteren Leben nutzen können.

Gemeinsam lernen und wachsen

Das Inklusionscafé hat erst vor wenigen Wochen seine Türen geöffnet, doch bereits jetzt gibt es positive Rückmeldungen. Tanja hat ein Team aus 14 ehrenamtlichen Helfern zusammengestellt, die auch in Tandem arbeiten. Dies ermöglicht eine bessere Koordination der Aufgaben und fördert das Gemeinschaftsgefühl. Vor der Eröffnung gab es sogar Probetage, an denen jeder die verschiedenen Stationen ausprobieren konnte, um zu sehen, wo seine Stärken liegen.

Ihr Sohn Valentino hat sich schnell als geeignet für den Service herausgestellt, während eine andere Mitarbeiterin, Bianca Erhard, bekannt ist für ihre köstlichen Waffeln. Diese Teamarbeit und der gegenseitige Austausch bereichern das Cafégemeinschaftsgefühl. Es gibt viele positive Geschichten von Menschen, die im Café mitarbeiten und die daran erinnern, dass jeder von uns Potenzial hat, wenn wir die richtige Unterstützung bekommen.

Doch nicht nur die Helfer profitieren von diesem Konzept. Auch die Mütter und Angehörigen erleben durch die Gemeinschaft im Café eine positive Wandlung. Sabine Erhard erzählt, dass sie in der Vergangenheit oft das Gefühl hatte, die Einzige zu sein, die sich um ihre Tochter kümmert. Das Café gibt ihr und anderen Eltern eine Plattform, sich auszutauschen und zu unterstützen.

„Die Art der Beeinträchtigungen ist oft kein Thema, die Leute sagen einfach: `Das können sie nicht`. Aber hier sehen wir die Möglichkeiten“, sagt sie und betont, dass es wichtig ist, das Potenzial von Menschen mit Behinderung zu erkennen und zu fördern. Das Café liefert dafür einen lebendigen Beweis.

Die Einnahmen aus dem Café unterstützen aktuell die Finanzierung der Küchenausstattung und den Bau einer behindertengerechten Toilette, was als weiterer Fortschritt in der inklusiven Gesellschaft gewertet wird. Tanja und ihr Team sind entschlossen, nicht nur für ihr eigenes Cafe, sondern auch für eine breitere Bewegung zu kämpfen, die Unternehmen dazu ermutigt, neue Wege zu gehen und Menschen mit Behinderung in ihre Arbeitsplätze einzustellen.

Der Weg zur Inklusion: Ein Beispiel für andere

Tanja Patti und ihr engagiertes Team vertrauen darauf, dass ihr Projekt ein wegweisendes Beispiel für ähnliche Initiativen in der Region sein könnte. Der Glaube an die Fähigkeiten der Beteiligten und der Wunsch, die inklusive Gesellschaft voranzubringen, stehen im Mittelpunkt dieser Bewegung. Es geht nicht nur um das Cafégeschäft, sondern darum, ein neues Bewusstsein für die Chancen, die in der Inklusion liegen, zu schaffen.

Die Bedeutung der Inklusion im Arbeitsmarkt

Die Inklusion von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt hat nicht nur gesellschaftliche, sondern auch wirtschaftliche Implikationen. Studien zeigen, dass eine inklusive Arbeitsumgebung nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeiter steigert, sondern auch die Produktivität erhöhen kann. Laut einer Studie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales aus dem Jahr 2020 ist es für Unternehmen vorteilhaft, Vielfalt in den Teams zu fördern, da verschiedene Perspektiven und Erfahrungen Innovationen anstoßen können. Ein inklusives Umfeld schafft zudem ein positives Unternehmensimage, was für viele Kunden und Partner von Bedeutung ist.

Aktuelle Statistiken zeigen, dass Menschen mit Behinderungen in Deutschland eine Arbeitslosenquote von über 50% aufweisen, was weit über dem Durchschnitt der Allgemeinbevölkerung liegt. Initiativen wie das Café in Hebertshausen tragen dazu bei, diese Diskrepanz zu verringern, indem sie direkte Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen und Barrieren abbauen. Der Zugang zum Arbeitsmarkt ist entscheidend für die soziale und wirtschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen.

Rechtliche Rahmenbedingungen und Initiativen

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Inklusion in Deutschland sind im Behindertengleichstellungsgesetz und im Sozialgesetzbuch IX verankert. Diese Gesetze fördern die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung und verpflichten Arbeitgeber zur Schaffung barrierefreier Arbeitsplätze. Zudem erhalten Unternehmen, die Menschen mit Behinderungen einstellen, finanzielle Unterstützungen in Form von Eingliederungszuschüssen.

Zusätzlich gibt es zahlreiche Initiativen und Programme, die darauf abzielen, Menschen mit Behinderung den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt „Inklusion durch Arbeit“, das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert wird und Unternehmen bei der Integration von Mitarbeitern mit Behinderung unterstützt. Diese Programme sind entscheidend, um das Bewusstsein für die Fähigkeiten und Potenziale von Menschen mit Behinderungen zu schärfen.

– NAG

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