Eine bedeutende Entdeckung in der Tongrube „Hammerschmiede“ im Allgäu sorgt für Aufsehen in der Forschungsgemeinschaft. Bei dieser Fundstätte stießen Wissenschaftler der Universität Tübingen auf eine uralte Bärenart, die als Vorläufer des modernen Pandas gilt. Bekanntlich floss in der Hammerschmiede bereits 2019 der Menschenaffe „Udo“ aus dem Pleistozän ans Tageslicht, und jetzt ist der Ur-Panda ein weiterer bemerkenswerter Fund.
Die Entdeckung zeigt nicht nur die Vielfalt und den Reichtum der Fossilien in der Region, sondern gibt auch spannende Einblicke in die Ernährung und evolutionäre Entwicklung dieser Tiere. Der Ur-Panda, der unter dem Namen Kretzoiarctos beatrix bekannt ist, wird als ältester Verwandter des Großen Pandas (Ailuropoda melanoleuca) betrachtet. Dies bestätigt die Hypothese, dass die heutigen Pandas, die ihren Lebensunterhalt vor allem mit Bambus bestreiten, sich aus einer weniger spezialisierten diätetischen Vergangenheit entwickelt haben.
Fossilien und Ernährung
Die Forschung über Kretzoiarctos beatrix war faszinierend. Analysen der Zähne ergaben, dass diese Tiere eine Mischkost aus pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln hatten, ähnlich wie moderne Braunbären. Der Ur-Panda hatte ein Körpergewicht von über 100 Kilogramm und war damit kleiner als der heutige Braunbär, aber dennoch beeindruckend stark. Hier zeigt sich eine grundlegende Entwicklung im Verhalten der Bären: Während heutige Große Pandas als Fleischfresser klassifiziert sind, selbst jedoch fast ausschließlich Pflanzen konsumieren, waren ihre Vorfahren offenbar vielseitiger in ihrer Ernährung.
„Die Ergebnisse unserer Studie sind entscheidend für das Verständnis der evolutionären Reise von Bären und die spätere Entwicklung des Vegetarismus bei den Großen Pandas. Unsere Erkenntnisse zeigen, dass die ältesten Vertreter der Pandas Generalisten waren, und ihre Spezialisierung auf eine bambusbasierte Diät erst später einsetzte“, erklärt Madelaine Böhme, die Hauptautorin der Studie.
Die „Hammerschmiede“ gilt mittlerweile als ein wahres Schatzhaus für Forscher. Neben dem Ur-Panda haben Wissenschaftler dort bereits 27 verschiedene Raubtierarten entdeckt, was im Vergleich zu heutigen Lebensräumen beachtlich ist. Diese Diversität deutet darauf hin, dass das Ökosystem der Region einst sehr stabil war und eine große Artenvielfalt lebte.
Die Wissenschaftler sind seit 2011 in der Region aktiv und suchten in den sedimentären Ablagerungen nach Hinweisen auf vergangenes Leben. Tausende von Fossilien und zahlreiche Pflanzenarten wurden aufgespürt, wobei besonders der Fund des Menschenaffen „Udo“ von großer Bedeutung war. „Dieses Fossil stellt viele bisherige Theorien über den menschlichen Gang in Frage und erweitert unser Wissen über die evolutionäre Biologie“, sagt Böhme.
Die Entdeckungen in der Hammerschmiede beleuchten nicht nur die Evolution der Pandas, sondern werfen auch Licht auf die komplexen Lebensumstände der Tiere, die einst in vergleichsweise dichten und artenreichen Ökosystemen lebten. Diese Funde haben weitreichende Auswirkungen auf unser Verständnis der evolutionären Geschichte der Bären und deren Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Nahrungsquellen.
Weitere Informationen über die Funde und deren Bedeutung sind im Fachjournal „Papers in Paleontology“ veröffentlicht. Hier beleuchten die Forscher die Ursprünge und die Ernährung des Kretzoiarctos beatrix detailliert. Das gesamte Forschungsteam, bestehend aus Experten aus Hamburg, Frankfurt, Madrid und Valencia, leistet damit einen bedeutenden Beitrag zur Paläobiologie und der Erforschung der Lebensräume vergangener Zeiten. Für eine umfassende Betrachtung der neuesten Erkenntnisse siehe den Bericht auf www.merkur.de.