Twiggy, das ikonische Supermodel, feiert heute ihren 75. Geburtstag. Mit ihrem charakteristischen Pixie-Cut und den großen Kulleraugen wurde die 1960er Jahre zur Stilikone schlechthin. Lesley Lawson, wie sie mit vollem Namen heißt, wird gemeinhin als das erste Supermodel bezeichnet und blickt auf eine außergewöhnliche Karriere zurück.
Der Grundstein für ihren Ruhm wurde durch einen unerwarteten Zufall gelegt. Im Januar 1966, während eines Besuchs im Friseursalon „The House of Leonard“ im Londoner Stadtteil Mayfair, wurde sie von Leonard Lewis, dem Saloninhaber, entdeckt. Zuvor hatte die 16-Jährige immer wieder von Freunden liebevoll „Twiggy“ genannt worden, was sich auf ihre zierliche Figur bezog. Sie war gerade dabei, ihre langen, dunklen Haare stylen zu lassen, als Lewis sie darum bat, sein neues Haarschnitt-Modell zu werden.
Der Beginn einer Karriere
Twiggy war anfangs skeptisch, da sie ihre Haare wachsen lassen wollte. Doch letztendlich ließ sie sich überreden, und nach einer siebenstündigen Umwandlung verließ sie den Salon mit dem berühmten Pixie-Cut. Dieser Look sollte bald das markante Merkmal ihrer Karriere werden. Lewis ließ zudem Fotos von ihr machen, die ursprünglich für die Werbung seiner neuen Haarschnitte gedacht waren.
Kurze Zeit später entdeckte die einflussreiche Modejournalistin Deirdre McSharry diese Bilder und nahm Kontakt zu Twiggy auf. In einem Artikel des „Daily Express“ vom 23. Februar 1966 wurde sie als „Gesicht des Jahres 1966“ gefeiert. Dies stellte den Durchbruch für die junge Lesley dar, die damit über Nacht berühmt wurde.
Innerhalb weniger Monate präsentierte Twiggy ihre ersten Modekollektionen in Paris für renommierte Magazine wie „Elle“ und „Vogue“. Ihre 168 Zentimeter Körpergröße und ihr Gewicht von nur 41 Kilogramm brachen alle bisherigen Modelnormen und machten sie zu einer revolutionären Figur in der Modewelt. „Vermutlich war ich einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, reflektierte sie in einem Interview.
Ein globales Phänomen
Twiggy wurde bald zu einem weltweiten Phänomen. Die damalige Chefredakteurin der amerikanischen „Vogue“, Diana Vreeland, unterstützte ihre Karriere mit zahlreichen Modestrecken und Titelbildern. Bereits 1967 gelang ihr durch eine Promotion-Tour in den USA der endgültige Durchbruch als Pop-Star. Sie wurde zur meistfotografierten Persönlichkeit dieser Zeit, vor der Linse von legendären Fotografen wie Richard Avedon und Helmut Newton.
Zusätzlich zu ihrem Modeerfolg wurde sie zur ersten lebenden Vorbildpuppe der Barbie-Familie. Ihr Look und ihre Art sprengten alle bisherigen Grenzen und etablierten Twiggy als sitzungstüchtige Figur in der Modegeschichte.
Der Übergang zur Schauspielerei
Im Jahr 1970 zog sich Twiggy plötzlich aus der Modelwelt zurück, mit dem starken Statement: „Man kann nicht sein ganzes Leben lang ein Kleiderbügel sein.“ Sie wandte sich neuen Herausforderungen zu, darunter Gesang und Schauspielerei. Für ihre erste Hauptrolle in „The Boyfriend“ wurde sie mit zwei Golden Globes ausgezeichnet und baute sich einen Namen im Filmgeschäft auf, zu sehen unter anderem in „Blues Brothers“.
In einem Interview reflektierte sie über ihren Karrierestart als Schauspielerin und den Stolz, den sie für ihre Leistungen empfand. Ihre Broadway-Debüts zeugen von ihrem unermüdlichen Einsatz in neuen kreativen Bereichen.
Auch nach all den Jahren scheint der Kult um Twiggy ungebrochen. Aktuell wird in London das Musical „Close Up – The Twiggy Musical“ aufgeführt, das ihre aufsteigende Karriere feiert. Ein Dokumentarfilm von Sadie Frost wird ab dem 18. Oktober 2024 in den Kinos zu sehen sein. Trotzdem bleibt Twiggy, die ein ruhiges Leben mit ihrem Ehemann, Schauspieler Leigh Lawson, führt, einem natürlichen Alterungsprozess gegenüber gelassen. „Ich bin irgendwie stolz auf meine Falten“, verriet sie kürzlich und lehnt Schönheitsoperationen ab.
Die Geschichte von Twiggy ist nicht nur die eines Models, sondern auch die eines kulturellen Phänomens, das die 60er Jahre prägte und bis heute nachwirkt. Ihr Einfluss und ihr außergewöhnlicher Lebensweg werden auch mit ihrem 75. Geburtstag erneut gewürdigt.
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