Der Gedanke an einen Winterschlaf wird oft mit Tieren wie Igeln oder Bären verbunden, doch neue Forschungen zeigen, dass auch unsere menschlichen Vorfahren möglicherweise diese Fähigkeit besaßen. Ein internationales Forscherteam, angeführt von Antonis Bartsiokas und Juan Luis Arsuaga, hat herausgefunden, dass die Homininen, speziell der Homo heidelbergensis, Winterschlaf hielten, möglicherweise als Überlebensstrategie während extrem kalter Perioden.
Die Erkenntnisse stammen von der Untersuchung von Knochenfunden aus der berühmten Sima de los Huesos-Höhle, die sich im nordspanischen Karstgebirge befindet. Diese Höhle wird seit über 50 Jahren erforscht und enthält zahlreiche Überreste von Hominiden, die in einer Zeit lebten, als Europa von Gletschern überzogen war. Die Forscher analysierten die Knochen und entdeckten süfärliche Anomalien, die auf gesundheitliche Probleme hindeuteten, die möglicherweise durch einen Winterschlaf verursacht wurden.
Evidenz aus der Höhle
In den jahrzehntelangen Ausgrabungen in der Cueva Mayor, auch bekannt als Haupthöhle, wurden viele Indizien gefunden, die auf die Lebensweise dieser prähistorischen Menschen schließen lassen. Die gut erhaltenen Knochen des Homo heidelbergensis, der zwischen 600.000 und 200.000 Jahren in Europa lebte, bieten faszinierende Einblicke. Die Forscher verwendeten hochmoderne Techniken wie Makrofotografie und mikroskopische Analysen, um die Gesundheitsgeschichte dieser Hominidenvorfahren zu entschlüsseln.
Bei der Untersuchung der Knochen konnte das Team feststellen, dass bestimmte Krankheiten, wie Knochenerweichungen und der Abbau von Knochen, scheinbar häufig auftraten. „Wir glauben, dass diese Störungen das Ergebnis des Winterschlafes in dunklen Höhlen sind“, so die Wissenschaftler. Besonders auffällig waren rachitische Veränderung bei Jugendlichen und narbige Läsionen bei älteren Homininen, die weitere Hinweise auf gesundheitliche Einschränkungen geben.
Zusätzlich legen die Forscher dar, dass die äußeren Bedingungen während der Lebenszeit dieser Menschen, wie Dunkelheit, Kälte und mangelhafte Nahrungsaufnahme, typische Auslöser für Stoffwechselerkrankungen waren, die auch bei heutigen Tier-Winterschläfern beobachtet werden. Es wird vermutet, dass der Winterschlaf in solchen extremen Umständen eine notwendig gewordene Überlebensstrategie darstellte.
Die Vorstellung, dass Homo heidelbergensis Winterschlaf hielt, könnte nicht nur die Lebensweise dieser frühen Menschen erklären, sondern auch zu einem besseren Verständnis darüber beitragen, wie sich Anpassungen im menschlichen Evolutionstrang manifestierten. Diese Entdeckungen könnten weitreichende Konsequenzen für das Verständnis unserer eigenen biologischen und kulturellen Entwicklung haben.
Ausblick und moderne Parallelen
Die Frage, ob moderne Menschen ähnlich verfahren könnten, wurde ebenfalls aufgeworfen. Jedoch kommt das Forschungsteam zu dem Schluss, dass Winterschlaf für uns heute eher ungünstig wäre. Im Gegensatz zu unseren Vorfahren haben wir jetzt bessere Möglichkeiten, uns an unterschiedliche Jahreszeiten anzupassen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Forschung über den Homo heidelbergensis nicht nur historische Fragen aufwirft, sondern uns auch dafür sensibilisiert, wie flexibel die evolutionären Strategien des Menschen waren. Die vollständige Studie und weitere Details sind in der Veröffentlichung der Forscher zu finden, laut www.mdr.de.