Ein Beruf, der sowohl körperlich als auch psychisch herausfordernd ist: Die Feuerwehr. Obwohl Frauen heutzutage in vielen Bereichen des Lebens vertreten sind, bleibt die Feuerwehr, insbesondere die Berufsfeuerwehr, oft eine Männerdomäne. Dies ist auch der Fall in Reutlingen, wo Michaela Zehnder, die einzige weibliche Berufsfeuerwehrfrau unter 85 aktiven Kräften ist. Gerade einmal 24 Jahre alt, steht sie kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung und beginnt schon bald ihren festen Dienst.
Michaela wuchs in Schramberg auf und trat der Freiwilligen Feuerwehr bei, inspiriert von ihrem Vater und Großvater, die beide ebenfalls Feuerwehrleute waren. Ihre frühe Begeisterung für diesen Beruf führte sie dazu, den Beruf der Elektronikerin zu erlernen, was sich als vorteilhaft erwies, als sie sich um eine Stelle bei der Berufsfeuerwehr bewarb. Mit einer soliden technischen Ausbildung in der Tasche ist sie optimal auf die Herausforderungen des Feuerwehrberufs vorbereitet.
Die Anforderungen an Polizeikräfte sind hoch
Bevor man zur Berufsfeuerwehr kommen kann, sind erhebliche Hürden zu überwinden. Das Bewerbungsverfahren umfasst einen anspruchsvollen Sporttest, der nicht nur grundlegende Fitnessprüfungen wie Laufen und Schwimmen umfasst, sondern auch spezifische Feuerwehr-Disziplinen wie Schwindelfreiheit an der Drehleiter und Personenrettung. Doch Michaela hat diese Herausforderungen erfolgreich gemeistert. “Klar, dafür muss man schon trainieren“, meint sie, um die Anforderungen und ihre sportlichen Erfolge selbstbewusst zu präsentieren.
Die Einsätze der Feuerwehr sind oft unvorhersehbar und stellen die Feuerwehrleute vor ständige neue Herausforderungen. „Man weiß nie, wie sich ein Arbeitstag entwickelt, das ist total spannend“, sagt Michaela. Die Faszination für die Vielfalt der Einsätze und das Gefühl, im Team zu arbeiten, machen den Job für sie besonders attraktiv. Sie hebt hervor, wie wichtig es ist, als Einheit zu agieren, denn im Einsatz zählt jede Hand, unabhängig vom Geschlecht. „Im Einsatz fragt dich ja auch keiner, ob du ein Mann oder eine Frau bist“, betont sie.
Ein Anstieg der Frauenquote
Trotz des anfänglichen Ungleichgewichts in der Berufsfeuerwehr sieht die Zukunft rosig aus. Michaela könnte bald nicht mehr die einzige Frau in der Reutlinger Feuerwehr sein. Weitere Frauen zeigen Interesse an der Feuerwehrlaufbahn, und auch die Anzahl der Feuerwehrfrauen in der Freiwilligen Feuerwehr nimmt zu. Wie Kommandant Stefan Hermann bestätigt, ist die Zahl der weiblichen Nachwuchskräfte steigend. „Tendenz steigend“, lautet seine Einschätzung. Diese positive Entwicklung könnte ordentlich frischen Wind in die Feuerwehr bringen.
Die Feuerwehr hat in Reutlingen jährlich etwa 2000 Einsätze, was bedeutet, dass immer etwas zu tun ist, selbst wenn kein Notfall besteht. Die Feuerwehrleute müssen sich fort- und weiterbilden, Fahrzeuge warten und an regelmäßigen Übungen teilnehmen. Diese Allround-Dienste sind ein wesentlicher Bestandteil des Feuerwehrlebens, der oft über die akuten Einsätze hinausgeht.
Als das Interview mit Michaela zu Ende geht, ertönt ein Alarm. Sie springt empors, winkt zum Abschied und eilt in Richtung ihres Spinds. Mit einer bemerkenswerten Schnelligkeit gesellt sie sich zu ihren Kollegen am Einsatzfahrzeug. Innerhalb weniger Minuten sind sie am Einsatzort. Zum Glück handelte es sich lediglich um einen Essensbrand, was die Effizienz und Schnelligkeit der Feuerwehr unterstreicht.
Ein neuer Weg für Frauen in der Feuerwehr
Michaela Zehnder ist nicht nur eine Feuerwehrfrau, sondern auch ein Symbol für den Wandel in einem traditionell männlich dominierten Berufsfeld. Ihre Präsenz in der Reutlinger Feuerwehr markiert einen kleinen, aber bedeutenden Schritt in Richtung Gleichberechtigung und zeigt, dass Frauen in allen Berufen, auch in einigem der herausforderndsten, erfolgreich sein können. Ihre Geschichte könnte für viele junge Frauen Inspiration sein, den gleichen Weg zu gehen und ihre Träume zu verfolgen, egal in welchem Bereich. Es braucht Mut, den ersten Schritt zu wagen, aber Michaela zeigt, dass es sich lohnt.
Herausforderungen und Chancen für Frauen in der Feuerwehr
Die Integration von Frauen in Männerdomänen wie der Feuerwehr ist oft von Herausforderungen geprägt, bietet jedoch auch Chancen. Viele Frauen berichten von einem positiven Zusammenhalt und Unterstützung innerhalb des Teams, was ihnen hilft, sich in der professionellen Umgebung zu etablieren. Das Thema Gleichstellung und Diversität wird immer bedeutender, und viele Feuerwehren initiieren Programme, die speziell darauf abzielen, Frauen zu ermutigen, sich zu bewerben und in der Feuerwehr Karriere zu machen.
Eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zeigt, dass die Anzahl der Frauen in technischen Berufen, einschließlich der Feuerwehr, stetig wächst. Mit einer gezielten Ansprache und Werbung für die Feuerwehr als Karriereweg, könnten diese Zahlen weiter ansteigen. Programme, die Mentorship und Networking ermöglichen, werden als besonders wirkungsvoll erachtet. Ein Beispiel hierfür ist das Mentoring-Programm „Frauen in Feuerwehr und Rettungsdienst“, das speziell Frauen anspricht und ihnen Ältere und erfahrene Kolleginnen zur Seite stellt.
Status quo der Feuerwehr in Deutschland
Die Feuerwehr in Deutschland zeigt sich vielfältig und hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Angesichts der demographischen Herausforderungen sind viele Feuerwehren auf der Suche nach neuen Rekruten, wodurch der Bedarf an qualifiziertem Personal steigt. Nach Angaben des Deutschen Feuerwehrverbandes sind in Deutschland rund 1,3 Millionen Feuerwehrangehörige aktiv, wobei der Anteil der Frauen bei etwa 10 Prozent liegt. Diese Zahl variiert erheblich zwischen den Bundesländern und innerhalb der verschiedenen Feuerwehren.
Die Bundesländer haben unterschiedliche Ansätze zur Förderung von Frauen in der Feuerwehr. Einige haben gezielte Rekrutierungsaktionen gestartet, in anderen werden spezielle Schulungen angeboten, um Frauen besser auf die Herausforderungen des Berufs vorzubereiten. Die gesellschaftliche Wahrnehmung der Feuerwehr hat sich verändert, und viele Menschen unterstützen die Idee einer diverseren Mannschaft, was sich auch in den steigenden Bewerberzahlen widerspiegelt.
Ausbildung und Spezialisierung
Die Ausbildung zur Feuerwehrfrau oder zum Feuerwehrmann umfasst praktische und theoretische Komponenten. Neben dem Sporttest müssen zukünftige Feuerwehrleute auch eine umfassende Ausbildung in Feuerwehrtechnik, Brandschutz und Rettungsdienst absolvieren. Dies schließt das Lernen über Brandbekämpfung, technische Hilfeleistung und Erste Hilfe ein. Um den Anforderungen der modernen Feuerwehr gerecht zu werden, ist eine stetige Fortbildung erforderlich.
In den letzten Jahren hat die Feuerwehr besondere Ausbildungsangebote entwickelt, die auf spezifische Bedürfnisse wie den Umgang mit gefährlichen Stoffen oder digitale Rettungstechniken eingehen. Die Digitalisierung hat auch die Feuerwehr erreicht, und die Ein-technisierung von Alarmierungs- und Einsatzsystemen gewinnt zusehends an Bedeutung. Auch hierin sehen viele Feuerwehrleute eine Chance, die Effizienz der Einsätze zu verbessern und den Umgang mit Leitungssystemen zu modernisieren.
Die Rolle der Freiwilligen Feuerwehr
Die Freiwillige Feuerwehr spielt eine bedeutende Rolle im deutschen Brandschutzsystem. Sie leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Gefahrenabwehr, sondern ist auch ein wichtiger Ausbildungsort für junge Interessierte, wie Michaela Zehnder, die über die Freiwillige Feuerwehr zu ihrer Berufsausbildung gefunden hat. In vielen Gemeinden ist die Freiwillige Feuerwehr oft die erste Anlaufstelle bei Notfällen, was deren Bedeutung in der Gesellschaft unterstreicht.
Auch hier zeigt sich ein wachsender Trend: Die Zahl der weiblichen Mitglieder in den Freiwilligen Feuerwehren steigt, und zunehmend werden Frauen in Führungspositionen gewählt. Dies führt zu einer stärkeren Repräsentation und kann als Zeichen für einen kulturellen Wandel innerhalb der Organisationen angesehen werden. Initiativen zur Förderung der weiblichen Mitglieder sind entscheidend, um die Gleichstellung in diesem Bereich weiter voranzutreiben.
– NAG