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Stand: 18.09.2024, 18:01 Uhr
Von: Mark Stoffers
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Krise in der Automobil- und Maschinenbauindustrie: Der Federnfabrik Erwin Lutz bleibt deshalb keine Wahl. Der Autozulieferer muss Insolvenz anmelden.
Eningen unter Achalm – In der Autobranche kriselt es gewaltig. Bei VW herrscht Krise und auch weitere Hersteller und Premiummarken erleben in Deutschland derzeit nicht ihre besten Zeiten. Während die Pleitewelle in Deutschland auch andere Unternehmen wie eine insolvente Immobiliengruppe, ein 200 Jahre altes Traditionsunternehmen oder einen der „größten Ofenbaubetriebe in Deutschland“ aus Bayern einholt, leiden unter der Krise auch die Autozulieferer.
Konkret handelt es sich nach diversen Insolvenzen von Autozulieferern in Bayern und Hessen in diesem Jahr um die Federnfabrik Erwin Lutz mit Sitz in Eningen unter Achalm in bei Reutlingen in Baden-Württemberg.
Deutscher Autozulieferer ist insolvent: Federnfabrik Erwin Lutz leitet Insolvenzverfahren ein
Wie unter anderem swp.de und gea.de übereinstimmend berichten, hat der Zulieferer für die Automobil- und Maschinenbauindustrie am Amtsgericht Tübingen einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens angemeldet. Wie aus den Insolvenzbekanntmachungen hervorgeht, wurde der Antrag bereits am 9. August vom Amtsgericht angenommen und der Reutlinger Rechtsanwalt Jürgen Sulz zum vorläufigen Verwalter der Insolvenz berufen.
Fertigung bei der chinesischen Elektroautomarke bei Voyah in Wuhan. (Symbolbild) © Xiao Yijiu/Xinhua/dpa
Die 1966 von Erwin Lutz, zuvor Prokurist beim Reutlinger Hygieneartikel-Großhändler Vogt, gegründete Federnfabrik in Eningen ist auf die Herstellung von technischen Federn und Biegeteilen spezialisiert. Im Sortiment des insolventen Autozulieferers befinden sich verschiedene Federnarten wie Druckfedern, Zugfedern, Drehfedern, Drahtbiegeteile und spezielle Bauteile wie Blattfedern und Magazinfedern. Solche Bauteile kommen unter anderem in der Automobilindustrie und dem Maschinenbau zum Einsatz, die aktuell beide stark zu kämpfen haben. Das unterstreichen auch die Insolvenzen eines weiteren Autozulieferers, eines traditionsreichen Zulieferers der Autobranche sowie die erneute Zahlungsunfähigkeit eines deutschen Weltmarktführers im Maschinenbau.
Deutscher Autozulieferer muss Insolvenz anmelden: Alle Mitarbeiter erhielten zuvor die Kündigung
Der Grund für die Insolvenz der Federnfabrik Erwin Lutz geht offenbar auf die gegenwärtige Schieflage der Branchen zurück. „Die Firma Federnfabrik Lutz hat mit erheblichen Umsatzrückgängen zu kämpfen“, erläuterte der Sachverwalter die Gründe für die Insolvenz des Autozulieferers auf Anfrage der Südwest Presse (SWP). Auf Anfrage des Reutlinger Generalanzeiger (GEA) erklärte Sulz. „Die Kunden aus der Automobil- und Maschinenbauindustrie riefen aus großen Rahmenverträgen zuletzt wenig ab.“
Der Autozulieferer mit einer fast 60-jährigen Geschichte musste der Belegschaft zuvor bereits schlechte Nachrichten verkünden. Der Rechtsanwalt aus Reutlingen bestätigte in der SWP, dass bereits vor dem Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens ein Stilllegungsbeschluss für die Fabrik getroffen worden sei und alle 20 Mitarbeiter ihre Kündigungen erhalten haben.
Autozulieferer aus Baden-Württemberg ist insolvent: Mitarbeiter erhalten Lohn über das Insolvenzgeld
Auch wenn die Fabrik des insolventen Autozulieferers aus Baden-Württemberg offenbar schließt, werde der Betrieb im Rahmen des Insolvenzantragsverfahrens derzeit fortgeführt. „Die Mitarbeiter erhalten ihren Lohn über das Insolvenzgeld. Dieses wurde bereits für die Monate Juli und August 2024 vorfinanziert und an die Mitarbeiter ausbezahlt“, erläutert Sulz bei der SWP.
Dem vorläufigen Insolvenzverwalter zufolge wurde die bis dahin von den Erben von Erwin Lutz geleitete Federnfabrik inklusive des Firmengrundstückes bereits Mitte 2022 verkauft. Wie aus dem Impressum der Homepage hervorgeht, wird das Unternehmen seitdem durch Tobias Ulrich und Tanja Knörzer vertreten.
Nach Insolvenz des Autozulieferers Erwin Lutz: Aufgabe oder Neustart?
Da alle bisherigen Mitarbeiter gekündigt wurden, liegt die Vermutung nahe, dass die Federnfabrik in Eningen durch das Insolvenzverfahren entweder komplett abgewickelt oder aber vollständig neu gestartet werden soll. Über die Zukunftspläne für den insolventen Autozulieferer machte der Sachverwalter zum bisherigen Zeitpunkt allerdings keine Aussagen.
Die neuerliche Insolvenz reiht sich allerdings in einen Trend ein, der seit Jahresbeginn vor allem in Deutschland deutlich spürbar ist. Laut einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg, die IPPEN.MEDIA vorliegt, stieg die Zahl der Großinsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum an. Auch international läuft es nicht unbedingt besser. Selbst ein bekanntes Motorsport-Imperium ist insolvent und hat über eine Milliarde Schulden.
Insolvenz des Autozulieferers kein Einzelfall in Deutschland: „Rettung gestaltet sich zunehmend komplexer“
„Die Rettung von Unternehmen aus der Insolvenz gestaltet sich zunehmend komplexer. Hohe Zinsen machen den Erwerb insolventer Firmen teurer oder unattraktiv. Ferner schrecken unsichere Umsätze aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage potenzielle Investoren ab“, erklärt Experte Jonas Eckhardt, Partner der Unternehmensberatung Falkensteg.
Eckhardt prognostiziert, dass dieser Trend langfristig anhalten und es so zu weiteren Insolvenzen wie beispielsweise bei einem Traditionsunternehmen, einem führenden Grillausstatter, bei einem Branchenprimus mit 585 Angestellten oder einem bekannten Bratwursthersteller kommen wird: „Viele Unternehmen müssen sich wandeln, um in der Dynamik des internationalen Handels bestehen zu können.“
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