Das Ehrenamt im Justizsystem: Eine Bereicherung für die Gesellschaft
Sandra Sendelbach, 48 Jahre alt, hat sich als ehrenamtliche Schöffin am Amtsgericht Heilbronn engagiert. Ihre Rolle in der Justiz ist nicht nur eine wichtige Funktion, sondern spiegelt auch das Engagement der Zivilgesellschaft wider, die sich aktiv an der Wahrung von Gerechtigkeit beteiligt. Als Personalchefin der amerikanischen Firma Amphenol Tuchel Industrial bringt sie wertvolle Erfahrungen in ihrer Funktion als Schöffin mit.
Verantwortung und Einfluss der Schöffen
Das Prinzip der Schöffen hat eine bedeutende Rolle im deutschen Rechtssystem. Sie sind ehrenamtliche Richter, die bei Strafprozessen die Berufsrichter unterstützen. Sandra beschreibt, wie wichtig es ist, beiden Seiten im Prozess Gehör zu verschaffen. „Ich möchte die Stimme der Anklage genauso hören wie die des Angeklagten und dessen Verteidigers“, betont sie. Diese Fairness ist zentral für eine gerechte Entscheidung und zeigt, wie wichtig die Einbeziehung der Bürger in die Rechtsprechung ist.
Der wertvolle Beitrag des Ehrenamts
Die ehrenamtliche Tätigkeit als Schöffin begann Sandra Sendelbach vor über zehn Jahren. Auf einen Aufruf der Gemeinde hin bewarb sie sich, da ihr das Engagement im Gemeinwesen sehr am Herzen liegt. „Das halte ich für sehr wichtig“, sagt sie. In der ersten Amtszeit war sie im Landgericht tätig, während sie in ihrer jetzigen dritten Periode wieder im Amtsgericht arbeitet, wo die Urteile oft am Ende des ersten Prozesstages gefällt werden.
Intuition und Menschenkenntnis im Gerichtssaal
Ein markantes Merkmal von Sandra Sendelbach ist ihr außergewöhnliches Gespür für Menschen. Sie glaubt, dass ihre Fähigkeit, Emotionen und Körpersprache wahrzunehmen, ihr als Schöffin zugutekommt. „Ich merke relativ schnell, ob jemand schwindelt“, erklärt sie und vergleicht Gerichtssituationen oft mit Vorstellungsgesprächen. Diese Fertigkeit zur Menschenkenntnis ist entscheidend, um die Wahrhaftigkeit von Aussagen im Gericht zu beurteilen.
Kontraste im Rechtsbewusstsein
Obwohl Sandra ein starkes Gerechtigkeitsgefühl hat, gibt es Fälle, die sie nicht nachvollziehen kann, wie etwa die milden Strafen für Sexualverbrechen im Vergleich zu Steuerhinterziehung. Diese Reaktionen und Gedanken sind wichtig, da sie die individuelle Wahrnehmung und die Herausforderungen in der Rechtsprechung widerspiegeln. Sandra Sendelbach macht deutlich, dass auch als Schöffin eigene Werte und Empfindungen eine Rolle spielen, aber diese dennoch diszipliniert zurückgestellt werden müssen.
Ein Blick auf die Schöffen im Amtsgericht Heilbronn
Am Amtsgericht Heilbronn gibt es insgesamt 40 Hauptschöffen und 25 Ersatzschöffen, die durch ein Losverfahren zugeteilt werden. Dieses System soll gewährleisten, dass die Schöffen aus der Zivilbevölkerung kommen und somit die Gesellschaft repräsentieren. Die aktuelle Amtsperiode begann am 1. Januar dieses Jahres und dauert fünf Jahre.
Das Engagement von Sandra Sendelbach und ihren Kollegen zeigt, wie wichtig es ist, dass Bürger Verantwortung im Justizwesen übernehmen. Es ist eine wertvolle Gelegenheit für die Gesellschaft, sich aktiv an der Sicherung von Gerechtigkeit zu beteiligen, während gleichzeitig die individuellen Perspektiven der Schöffen das Rechtssystem bereichern.
– NAG