Der Oberbürgermeister von Leonberg, Martin Georg Cohn, hat bekannt gegeben, dass er bei der nächsten Kommunalwahl im Jahr 2025 nicht erneut kandidieren wird. Diese Entscheidung, die er letzten Donnerstag in einer persönlichen Erklärung getroffen hat, kommt inmitten zahlreicher Streitigkeiten und interner Konflikte in der Verwaltung.
Der 58-jährige Politiker der SPD äußerte, dass er das Gefühl habe, das nötige Vertrauensverhältnis zu den Bürgerinnen und Bürgern sowie zu den politischen Akteuren nicht mehr in der gewünschten Stärke zu spüren. In seinem Schreiben betonte Cohn, dass es ihm eine große Ehre und ein Privileg gewesen sei, als Oberbürgermeister einer Stadt mit etwa 50.000 Einwohnern zu arbeiten. Nichtsdestotrotz, nach Rücksprache mit seiner Familie und engen Freunden, sei die Entscheidung gefallen, sich nicht um eine weitere Amtszeit zu bemühen.
Konflikte und Spannungen in der Stadtverwaltung
Seit Cohn 2017 das Amt antrat, gab es immer wieder Spannungen, insbesondere mit seiner Stellvertreterin, der ersten Bürgermeisterin Josefa Schmid von der FDP. Ein geheimer Streit eskalierte, als Schmid Cohn 2022 wegen eines Verkehrsdelikts anzeigte, in dessen Verlauf ihm vorgeworfen wurde, zu schnell gefahren zu sein und Einfluss auf das Bußgeldverfahren ausüben zu wollen. Cohn wies alle Vorwürfe zurück und erstattete seinerseits Anzeige gegen Schmid.
Obwohl diese Auseinandersetzungen bisher keine rechtlichen Konsequenzen nach sich zogen, hatte Cohn vor rund einem halben Jahr seine Stellvertreterin suspendiert. Folglich blieb die Dezernentenstelle unbesetzt, während Cohn und der zweite Bürgermeister Klaus Brenner die Aufgaben aufteilten. Diese internen Reibereien haben das Arbeitsklima im Rathaus erheblich belastet.
Die Rücktrittsankündigung erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem auch die Beziehung zum Gemeinderat angespannt ist. In den Haushaltsberatungen des letzten Jahres kam es zu Unstimmigkeiten, da Cohn sich während dieser Zeit im Urlaub befand. Darüber hinaus führte ein jüngster Vorfall im Bürgeramt zu einem öffentlichen Streit, als Cohn eine Situation kommentierte, bei der Bürgerinnen und Bürger eine Angestellte aggressiv behandelten. Diese Darstellung wurde von mehreren betroffenen Bürgern in den sozialen Medien heftig angegriffen.
Trotz dieser Herausforderungen möchte Cohn seine verbleibende Amtszeit nutzen, um seine begonnenen Projekte voranzutreiben und einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen. Er blickt mit Stolz auf seine Zeit im Amt zurück und möchte die verbleibenden Monate konstruktiv für die Stadt gestalten. Die Hintergründe dieser häufigen Querelen und der Rücktrittsankündigung sind komplex und spiegeln die Schwierigkeiten wider, die gegenwärtig in der Leonberger Stadtverwaltung herrschen. Weitere Informationen zu diesem Thema sind hier zu finden.