In einem erschütternden Fall von Missbrauch und Freiheitsberaubung hat das Landgericht Mosbach entschieden: Ein 38-jähriger Mann, der sich selbst als „Life-Coach“ bezeichnete, wurde zu einer Freiheitsstrafe von elfeinhalb Jahren verurteilt. Die Taten fanden in seinem Wohnhaus in Walldürn statt, wo er über einen Zeitraum von mehreren Jahren Frauen gefangen hielt und misshandelte.
Das Urteil wurde am Montag verkündet. Neben dem Hauptangeklagten erhielt auch sein Bruder eine Strafe von drei Jahren Gefängnis, da er ebenfalls mitanklagt war. Die beiden wurden beschuldigt, über Jahre hinweg grausame Verbrechen gegen Frauen begangen zu haben, die sich anfangs für Persönlichkeitsentwicklungskurse bei dem „Life-Coach“ angemeldet hatten.
Manipulation durch das Coaching
Der Angeklagte war dafür bekannt, ein breites Spektrum an Coaching-Angeboten zu haben. Er kontaktierte insbesondere junge Frauen, die in schwierigen Lebensphasen steckten. Mit Hilfe unauffälliger Techniken der Manipulation und psychologischen Beeinflussung lockte er die Frauen zu sich, wo sie dann in eine Falle geraten sollten. Er bot den Frauen eine vermeintliche Sicherheit und Unterstützung, nur um sie in Wahrheit zu erniedrigen und gefangen zu halten.
Die Staatsanwaltschaft stellte klar, dass die Taten des Angeklagten einen erschreckenden Bezug zwischen vermeintlichem Coaching und brutaler Gewalt bildeten. Die Frauen erlitten neben psychischen Schäden auch physische Verletzungen, einschließlich Knochenbrüche und ausgeschlagene Zähne, und wurden in vielen Fällen wiederholt sexuell missbraucht.
Ein nächtlicher Notruf am 18. Oktober 2022 war der Auslöser für die Ermittlungen gegen den Angeklagten. Eine der betroffenen Frauen konnte heimlich ihre Freundin kontaktieren, die daraufhin die Polizei informierte. Die Beamten trafen in der Wohnung des Mannes auf mehrere Frauen, von denen mehrere offensichtlich Opfer seiner Taten waren.
Bruder als Mitangeklagter und Opfer seiner eigenen Taten
Der Bruder des Täters wurde ebenfalls verurteilt, was die Komplexität und Tragik dieses Falls unterstreicht. Während er sich selbst in einem Prozess verantworten musste, erlitt auch er die Konsequenzen der Taten seines Bruders. Der Hauptangeklagte hatte sogar seinen eigenen Bruder misshandelt.
Die heftigen Vorwürfe gegen den Mann, dessen Anklageschrift 400 Seiten umfasste, beinhalteten Geiselnahme, schwere Vergewaltigung und gefährliche Körperverletzung. Der Prozess begann im Februar und fand größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt – ein Umstand, der die Schwere der Angelegenheit widerspiegelt.
Der Prozess ist ein Beispiel für die skrupellose Ausnutzung menschlicher Schwäche durch psychologische Manipulation. Durch das Anwerben über sogenannte Lebenshilfe-Kurse demonstriert der Fall eindrücklich, wie Vertrauen missbraucht werden kann. Dieser Fall führt uns vor Augen, wie wichtig es ist, gefährdete Personen über die Risiken solcher Angebote aufzuklären.
– NAG