Van der Bellen warnt: Journalismus darf sich nicht selbst abschaffen!

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Bundespräsident Van der Bellen warnt vor der Selbstabschaffung des Journalismus und fordert Qualität und Unabhängigkeit in den Medien.

Bundespräsident Van der Bellen warnt vor der Selbstabschaffung des Journalismus und fordert Qualität und Unabhängigkeit in den Medien.
Bundespräsident Van der Bellen warnt vor der Selbstabschaffung des Journalismus und fordert Qualität und Unabhängigkeit in den Medien.

Van der Bellen warnt: Journalismus darf sich nicht selbst abschaffen!

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat heute in einer eindringlichen Ansprache die jüngsten Herausforderungen des Journalismus, insbesondere im Zeitalter der sozialen Medien, thematisiert. Er betonte, dass viele Medienhäuser sich der Logik sozialer Plattformen beugen müssen, um im Überlebenskampf bestehen zu können. Nach Ansicht von Van der Bellen läuft Journalismus, der den sozialen Medien hinterherläuft, Gefahr, sich selbst abzuschaffen. In seiner Rede forderte er eine Rückkehr zu Qualität, Fakten und der ehrlichen Suche nach Wahrheit. Er beschrieb die Medienbranche als „verunsichert und verwirrt“, was besonders nach der Berichterstattung über einen Amoklauf in Graz spürbar sei. Seine Forderung nach einem unabhängigen Journalismus, der nicht von Algorithmen abhängig ist, steht in direktem Zusammenhang mit den aktuellen Entwicklungen in der Medienlandschaft.

Der aktuelle Zustand des Journalismus wurde auch durch die Auszeichnungen, die heute vergeben wurden, thematisiert. Josef Votzi erhielt den Kurt-Vorhofer-Preis für seine journalistischen Leistungen. In seiner Dankesrede kritisierte er die gegenwärtige Medieninfrastruktur und zog den Vergleich zu der maroden Deutschen Bahn. Votzi warnte davor, dass unabhängiger, qualitativ hochwertiger Journalismus zur Ausnahme werden könnte und forderte deshalb mehr Aufmerksamkeit für die Medienbranche.

Wert und Herausforderungen des Journalismus

Der Preis für die beste Berichterstattung über Immobiliengeschäfte ging an Nora Zoglauer, die ebenfalls die Herausforderungen anspricht, denen Journalistinnen und Journalisten heute gegenüberstehen. Sie berichtete über die Einschüchterungen, denen sie insbesondere durch mächtige Immobilienentwickler ausgesetzt sind, und forderte strengere Gesetze gegen Einschüchterungsklagen, um so kritischen Journalismus zu ermöglichen. Ihre Auszeichnung wirft ein Licht auf die Schwierigkeiten, die viele Journalisten im heutigen Umfeld erleben, und auf die Notwendigkeit, die Bedingungen für die Berichterstattung zu verbessern.

Im Kontext dieser Herausforderungen hat der Soziologe und Journalist Stefan Schulz in seinem Buch „Redaktionsschluss“ betont, dass der Verlust traditioneller Zeitungen nicht nur die Informationsvermittlung betrifft, sondern auch gesellschaftliche Aspekte berührt. Er beschreibt das Zeitunglesen als eine Form sozialer Ruhe und stellt die Verantwortung von Journalistinnen und Journalisten in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit. Schulz kritisiert immer mehr Reißerisches und den Austausch einer bewussten Auseinandersetzung gegen Klickzahlen und reißerische Überschriften. Dies spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass weniger als die Hälfte der Menschen, die einen Link in sozialen Medien teilen, den Artikel tatsächlich vollständig lesen.

Transparenz und Glaubwürdigkeit im Journalismus

Darüber hinaus äußerte die norwegische Journalistin Ingrid Brekke Bedenken über die Verbreitung von Fake News und deren Einfluss auf die Glaubwürdigkeit der Medien. Dennoch bleibt sie optimistisch und sieht die Notwendigkeit für mehr Transparenz. Sie hebt hervor, dass Journalistinnen und Journalisten die Chance haben, die Interessen der Leser besser zu verstehen. Diese Einschätzungen stellen die Bedeutung von Vertrauen im Journalismus in den Vordergrund, welche als unerlässlich für die Glaubwürdigkeit angesehen wird.

Die aktuellen Diskussionen um den Journalismus zeigen deutlich, wie wichtig es ist, sich mit den Veränderungen, die Digitalisierung und soziale Medien mit sich bringen, auseinanderzusetzen. Die Rolle von Journalistinnen und Journalisten muss neu verhandelt werden, da Leserinnen und Leser sowie Algorithmen zunehmend bestimmen, welche Nachrichten als relevant erachtet werden. Dies kommt in den bestehenden „Filter Bubbles“ zum Ausdruck, die den Zugang zu vielfältigen Informationen erschweren und potenziell zu einer Verarmung des Diskurses führen.

Die heutige Preisverleihung und die darauf folgenden Diskussionen verdeutlichen, dass die Forderung nach einem unabhängigen und qualitätsorientierten Journalismus dringlicher ist denn je. Die Stimmen von Votzi, Zoglauer und den anderen Akteuren sind ein Aufruf, den Herausforderungen entschlossen und kreativ zu begegnen, um die Grundlagen des Journalismus zu bewahren und zu stärken.